“Historie wieder verstärkt ins Bewusstsein der Bewohner zu rücken” – “Zur Sommersonnenwende lodern im Bereich Löbau und Zittau wieder mehrere Feuer”
Was hat Bannewitz mit der Lausitz zu tun? Und wie passt die Begrifflichkeit “Henechin” hierein? Es tun sich mittlerweile immer tiefere Gräben zwischen den Geschichtsbewusstsein der lokalen Bevölkerung und der herrschenden Geschichtsschreibung tiefe Gräben auf.
“Sorben, ein slawischer Stamm, dessen Nachkommen noch heute in der Lausitz weit verbreitet sind”
“Bannewitzer Ortsteil besinnt sich auf seine Wurzeln – 1324 fand der Ortsname erstmals einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Damals noch als “Henechin”, was so viel bedeutet wie “Zum kleinen Hain”. Sorben, ein slawischer Stamm, dessen Nachkommen noch heute in der Lausitz weit verbreitet sind, hatten sich im Quellgebiet des Geberbaches niedergelassen. … Um dessen Historie wieder verstärkt ins Bewusstsein der Bewohner zu rücken, wurde im Rahmen der jüngsten Dorffete ein sogenannter Wappenstein enthüllt.”
“Um dessen Historie wieder verstärkt ins Bewusstsein der Bewohner zu rücken”
Solche Zahlen sollten mit Vorsicht betrachtet werden, da viele Orte in der Umgebung auch in derselben historischen Epoche erwähnt wurden. Es wäre genauer zu sagen, dass die bekannten Aufzeichnungen nicht weiter zurückreichen, was jedoch keine Aussage über das tatsächliche Alter des Ortes trifft. Die herrschende Geschichtsschreibung wird den Ort im Allgemeinen großzügig umgehen. Es gibt bisher keinen akademischen Lehrstuhl für die Sorbische Geschichte, was an einigen Beispielen sehr deutlich wird.
„Ur-Sternwarte in Kleinbautzen Sorbisches Stonehenge“
“Menschenkette für Ur-Sternwarte in Kleinbautzen Sorbisches Stonehenge von Steinbruch bedroht! … Dann zerstörten Bischöfe bei der Christianisierung Teile der angeblich teuflisch- heidnischen Anlage, meißelten ein Christuskreuz ein. Herold: „Doch noch 1614 haben hier die Sorben an diesem wirkmächtigen Kult- und Oferplatz heimlich zu ihren alten Göttern gebetet.“
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„Noch 1614 haben hier die Sorben an diesem wirkmächtigen Kult- und Oferplatz heimlich zu ihren alten Göttern gebetet“
Ein öffentlichkeitswirksames “Sorbisches Stonehenge” könnte im hellen Licht präsentiert werden, doch die akademische Forschung auf diesem Gebiet ist nahezu nicht existent. An der Universität Leipzig werden hauptsächlich Lehrer ausgebildet, und für andere Bereiche sind keine klaren Verantwortlichkeiten erkennbar. Es besteht jedoch ein Bedarf an weiterführender Forschung.
“Auf dem Totenstein gefundene griechisch-keltische Silbermünze mit der Darstellung des Königs von Makedonien, Philipp dem II. (382-336 v. Chr.) als Zeus/Jupiter”
>>Die Fährte des Lichts von Ralf Herold (Buch) <<
“Über den Umfang der damaligen Funde auf dem Totenstein schrieb noch Jahre später der Naturforscher und Grundbesitzer in Königshain, Carl Adolph Gottlob von Schachmann (1725-1789): „Tausende besuchen den Felsen und durchwühlen die erde der plattforme, um urnen und vielleicht auch um schaetze zu entdecken. Bei dieser gelegenheit wurde vieles zerbrochen, und das ganze so gut wie viele scherben mit fortgeschleppt; so dass man über die menge der gefaesse erstaunen muss, die dieser kleine raum enthalten hat, zumal da die quelle noch nicht erschoepft ist, und sich wenigstens noch immer viel scherben finden.“ Mittelbronzezeitliche Terrine aus Ton vom Totenstein.
Auf dem Totenstein gefundene griechisch-keltische Silbermünze mit der Darstellung des Königs von Makedonien, Philipp dem II. (382-336 v. Chr.) als Zeus/Jupiter.
Der Konrektor des Bautzener Gymnasiums, Magister Martin Grünewald, verfasste um 1690 eine „Kurze historische Beschreibung der Oberlausitz“. Darin berichtete er unter anderem von der einstigen Verehrung der Götter Czorneboh (Schwarzer Gott) und Flinz (Feuerstein) durch die Vorfahren der in der Oberlausitz lebenden Sorben. Grünewald sprach auch von „Altären“, deren Reste noch auf den Bergen bei Bautzen vorhanden wären.
Im Jahr 1712 nannte der sorbische Geistliche, Historiograph und Sprachforscher Abraham Frenzel (1656-1740) für den nördlichen Berghang des heutigen Czornebohberges die sorbische Bezeichnung „Praschwiza“, was er als „Frage- oder Orakelort“ übersetzte und daraus auf ein vorchristliches Heiligtum mit einem Orakel schloss.
Der Malschwitzer Pastor Pannach bezeichnete 1797 den Teufelsstein von Pließkowitz als einen vermutlichen „Altar der Abgötterei“ und erklärte Merkmale des Felsens als „absichtliche“ Veränderungen. Zudem nannte er mehrere Felsen des von Frenzel als Orakel vermuteten und inzwischen als Czorneboh (Schwarzer Gott/Teufel) bezeichneten Berges als Altäre und besagte Praschwiza-Orte (Frageorte).”
“Vermutlichen „Altar der Abgötterei“ und erklärte Merkmale des Felsens als „absichtliche“ Veränderungen”
Die Aufzählung von Beispielen könnte sehr einfach erweitert werden, und es mangelt nicht an zeitgenössischen Aussagen. Gleichzeitig gibt es in der Gesellschaft eine gegenläufige Bewegung. Das öffentliche Bewusstsein für die eigene Vergangenheit scheint kontinuierlich zu wachsen, wie einige Veranstaltungen verdeutlichen.
“Zur Sonnenwende lodern die Feuer”
“Zur Sonnenwende lodern die Feuer – Zur Sommersonnenwende lodern im Bereich Löbau und Zittau wieder mehrere Feuer, auch wenn einige Vereine bei den Terminen der Feierlichkeiten variieren. Anbei einige Veranstaltungen im Überblick: … “
“Zur Sommersonnenwende lodern im Bereich Löbau und Zittau wieder mehrere Feuer”
Ob die Bezeichnung “Sorbisches Stonehenge” passend ist, das kann offen bleiben. Es gibt aber definitiv viele Felsformationen in der Lausitz, die entweder die Winter- oder Sommersonnenwende markieren. Eine Sorbische Universität mit einer Fakultät für Lausitzer Geschichte zu gründen, wäre daher dringend erforderlich.