“Europa schaltet auf Kriegswirtschaft” – “Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft”
“Deutschland braucht die „Kriegswirtschaft“!” – Solche Aussagen dürften wohl unmissverständlich sein. Zu einer “richtigen Kriegswirtschaft” gehört Mangel irgendwie auch mit dazu. Im Zuge des “Mangels” tun sich häufig alternative Beschaffungsmethoden auf: Mancher Zeitgenosse könnte es einen Schwarzmarkt oder Flohmarkt nennen.
“Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft”
“In einem Interview mit dem »Tagesspiegel« hat sich nun auch …, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), in die Debatte eingemischt. … rief die Bevölkerung dazu auf, sich gegenseitig mit Medikamenten aus der Hausapotheke auszuhelfen. »Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben«, … . »Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.« Der Mediziner hält es auch für möglich, dass dabei Medikamente infrage kommen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum schon abgelaufen ist. Man könne solche Medikamente gefahrlos verwenden, … .”
“Mindesthaltbarkeitsdatum schon abgelaufen” – “Man könne solche Medikamente gefahrlos verwenden”
Tatsächlich zeichnet sich Anhand von solche Fakten eine Kriegswirtschaft ab. Andere Beobachter sehen längst die Zeitenwende angebrochen.
“Deutschland braucht die „Kriegswirtschaft“!”
“Deutschland braucht die „Kriegswirtschaft“! – Ischinger sieht auch einen politischen Grund, um von „Kriegswirtschaft“ zu sprechen: „Offenbar haben allzu viele noch nicht begriffen, dass wir erst am Anfang der Zeitenwende stehen, und dass es tatsächlich richtigen Krieg mitten in Europa gibt, dessen Ende leider nicht absehbar ist.“
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“Europa schaltet auf Kriegswirtschaft”
Im Zuge dieser Entwicklung lohnt sich meist ein Blick zurück. Schon während des Ersten Weltkrieges sind viele völlig normale Bürger in irgendeiner Form mit mit dem Schwarzmarkt in Kontakt gekommen.
“1918 gab es kaum einen Deutschen, der noch nicht mit dem Schwarzmarkt in Berührung gekommen war”
“1918 gab es kaum einen Deutschen, der noch nicht mit dem Schwarzmarkt in Berührung gekommen war. Bauern, Fabrikanten und Kaufleute hatten Mittel und Wege gefunden, die zahllosen Vorschriften und Restriktionen der Kriegszeit zu umgehen. Aber wer auf dem Schwarzmarkt einkaufen wollte, musste in der Lage sein, dessen Preise zu bezahlen.”
“Wer auf dem Schwarzmarkt einkaufen wollte, musste in der Lage sein, dessen Preise zu bezahlen”
Die “ungeschriebenen Gesetze” von Nachfrage und Angebot sind auch auf einem gut sortierten Schwarzmarkt gültig: Und genau an dieser Stelle tut sich eines der neuzeitlichen Probleme von Medikamenten auf einen Flohmarkt auf: Bei knappen Angebot klettern für gewöhnlich die Preise in astronomischen Höhen hinauf. Zumal es noch weitere Hürden zu überwinden gibt. Vergleichbare Schwarzmärkte oder Flohmärkte taten sich auch am Ende des Zweiten Weltkrieges auf und die Verhältnisse dort haben sich kaum im Vergleich zum Ersten Weltkrieg gewandelt.
“Schwarzmärkte” – “Hier ist – ohne Bezugsscheine oder Lebensmittelkarten – alles zu kaufen”
>>Auch ich war ein Gauner von Eduard Zimmermann (Buch) <<
“Im Frühsommer 1945 bin ich dort, auf der »Großen Freiheit«, ein häufig gesehener Besucher. Recht oft verkehre ich auch in der benachbarten Talstraße. Da ist ebenfalls einer der über die Stadt verstreuten Schwarzmärkte. Hier ist – ohne Bezugsscheine oder Lebensmittelkarten – alles zu kaufen, was das Herz oder der hungrige Magen begehrt. … Die Geschäfte werden fast alle ziemlich offen und unter freiem Himmel abgewickelt. Hunderte von Interessenten drängeln sich in der vollgestopften, von Ruinen und Trümmerbergen gesäumten Straße. Die Verkäufer bieten ihre Waren recht ungeniert an: Lebensmittel, Spirituosen, Seidenstrümpfe und andere Kleidung, aber auch Fahrräder und Kinderwagen. Bei den Getränken empfiehlt sich allerdings an Ort und Stelle eine Geschmacksprüfung, wenn man nicht auf ein betrügerisches Flaschenetikett hereinfallen will.”
“Geschmacksprüfung” – “Wenn man nicht auf ein betrügerisches Flaschenetikett hereinfallen will”
Dagegen sind echte und falsche Medikamente in der heutigen Zeit für Normalbürger kaum zu unterscheiden. Selbst ein findiger Schwarzhändler zur damaligen Zeit würde mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel Vorsicht walten lassen. Nichtsdestoweniger sind aber auch allgemeine Tendenzen abzuleiten: Der Handel wandert in die Illegalität ab, was im Zuge des Kalten Krieges beobachtetet werden konnte.
“Der Umfang des illegalen Handels war mindestens doppelt so groß wie der des legalen”
>>Zonenrandgebiet Westdeutschland und der Eiserne Vorhang von Astrid M. Eckert (Buch) <<
“Handelswaren, die für einen Ort außerhalb der Zone des Produzenten bestimmt waren, galten auf einmal als Exportgüter. Ein legaler Interzonenhandel war zunächst unmöglich und wurde, nachdem sich der Alliierte Kontrollrat damit befasst hatte, umfangreich reglementiert und mit zunehmenden politischen Spannungen zwischen den Besatzungsmächten immer weiter instrumentalisiert. … Da ein legaler Handelsverkehr nahezu ausgeschlossen war, verlegten sich die Deutschen auf Schmuggel und Schwarzmarkt. Der Umfang des illegalen Handels war mindestens doppelt so groß wie der des legalen. Viele hatten aus den letzten Kriegsjahren noch reichlich Erfahrung mit den Finessen einer Schattenwirtschaft. Der Schwarzmarkt wurde zu einem Kennzeichen der deutschen Trümmergesellschaft und blühte vor allem entlang der Demarkationslinien, an den deutschen Außengrenzen und zwischen den vier Sektoren Berlins.”
“Viele hatten aus den letzten Kriegsjahren noch reichlich Erfahrung mit den Finessen einer Schattenwirtschaft”
Die Erfahrungswerte aus dieser Zeit dürften weitestgehend verblasst sein. Dennoch dürfte sich die Idee von ehrhaften Medikamenten-Flohmärkte kaum durchsetzen, dafür liegen ganz andere historische Erfahrungswerte zugrunde.