Die oft ignorierte wirtschaftliche Lebensphilosophie der Frugalisten
Screenshot youtube.comIm Vergleich zu den oft hohen Einkünften, die manche Menschen erzielen, wird von Frugalisten nur ein verhältnismäßig geringer Teil des Geldes tatsächlich ausgegeben. Diese Lebensweise zeichnet sich dadurch aus, dass Frugalisten mit dem zufrieden sind, was sie besitzen, und keinen übermäßigen Konsum anstreben. Jeder Verbraucher hat grundsätzlich die Möglichkeit, gebrauchte Artikel zu erwerben, die oft eine sinnvolle und nachhaltige Alternative zu neu gekauften Produkten darstellen. Teure modische Accessoires, Markenkleidung oder hochpreisige Produkte bekannter Hersteller gelten als überflüssig, denn die Mode- und Konsumwelt ist durch schnelle Veränderungen geprägt, und neue Trends setzen sich ohnehin nach kurzer Zeit durch. Dadurch verlieren diese Anschaffungen rasch an Wert und Bedeutung, sodass deren Erwerb oft nicht nachhaltig ist.
Schuldenvermeidung und bewusster Umgang mit Geld
Für Frugalisten ist es ein zentrales Prinzip, Schulden grundsätzlich zu vermeiden, um finanziell unabhängig zu werden. Sollten dennoch Schulden entstehen, etwa durch unvorhergesehene Ausgaben oder andere Umstände, ist es wichtig, diese so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Eine zügige Tilgung ist notwendig, damit das Ziel der finanziellen Freiheit nicht unnötig in die Länge gezogen wird. Spontane Einkäufe, vermeintliche Schnäppchen oder Impulskäufe sind für diese Personen nicht von Interesse, da sie immer mit Ausgaben verbunden sind, die den Weg zur Unabhängigkeit verlangsamen. Menschen, die ständig darauf bedacht sind, die besten, aktuellsten und teuersten Produkte zu erwerben, empfinden diese zurückhaltende Lebensweise oft als merkwürdig oder unverständlich. Sie können schwer nachvollziehen, dass gerade diese Haltung zu einer höheren Lebensqualität führen kann, obwohl sie auf den ersten Blick einschränkend wirkt.
Unterschiedliche Lebensziele und Konsummuster
Käufer von hochpreisigen Artikeln befinden sich häufig in einem Teufelskreis der Konsumgesellschaft. Sie versuchen, innere Unzufriedenheit oder Leere durch den Erwerb neuer Dinge zu kompensieren. Dabei kaufen sie oft kurzfristige Glücksmomente ein, die jedoch selten von langer Dauer sind. Im Gegensatz dazu streben Frugalisten danach, ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben durch finanzielle Freiheit zu gestalten. Durch das bewusste Zurückhalten beim Konsum haben sie deutlich mehr von ihrem Geld übrig, das sie für wichtigere Lebensbereiche verwenden können. Besonders groß ist der Wert, den sie auf freie Zeit legen – Zeit für sich selbst, die Familie und persönliche Hobbys. So können sie ihre Interessen voll ausleben, sind insgesamt ausgeglichener und empfinden mehr Zufriedenheit mit sich und ihrem Leben. Während viele Menschen durch den Alltag hetzen und kaum Luft zum Nachdenken finden, ermöglicht die Lebensweise der Frugalisten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und dadurch nachhaltige Glücksmomente zu erleben.
Realistische Perspektiven auf Ruhestand und Finanzplanung
Personen mit einem überdurchschnittlich hohen Einkommen haben die Möglichkeit, so viel Geld zu sparen, dass sie bereits nach wenigen Jahren nicht mehr berufstätig sein müssen. Für viele Menschen in der breiten Mitte der Gesellschaft ist ein Ruhestand ab Mitte sechzig ein realistisches Ziel. Dennoch gibt es auch zahlreiche Menschen, die davon träumen, mindestens ein Jahrzehnt früher in den Ruhestand zu gehen und die Lebensweise der Frugalisten als ideal empfinden. Während der Rentenphase zeigen diese Personen weiterhin Bescheidenheit und verzichten auf übermäßigen Konsum. Das Prinzip, mit wenig Geld auszukommen, zieht sich als Leitgedanke durch ihr gesamtes Leben und prägt ihr Denken und Handeln nachhaltig.
Finanzielle Unabhängigkeit statt Ruhestand
Der Begriff „Ruhestand“ wird von Frugalisten meist nur ungern verwendet. Sie bevorzugen den Ausdruck „finanzielle Unabhängigkeit“, da dieser Begriff realistischer und aktiver wirkt. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet für sie nicht einfach ein passives Leben ohne Arbeit, sondern die Freiheit, selbstbestimmt über Zeit und Geld verfügen zu können. Sie investieren ihr Geld eigenständig und verzichten bewusst auf teure Beratungen oder Dienstleistungen im Bereich Portfolio-Management. Diese Transaktionen erledigen sie selbst, um Kosten zu sparen und die Kontrolle über ihre Finanzen zu behalten. Minimalisten folgen einem ähnlichen Lebensstil, indem sie ebenfalls sparsam leben und keine unnötigen Gegenstände kaufen, die nach kurzer Zeit kaum noch gebraucht werden. Auch sie zeigen kein Interesse an Trendprodukten, da diese weder ihren Bedürfnissen entsprechen noch langfristigen Wert bieten.
Zufriedenheit mit dem Wesentlichen
Sowohl Frugalisten als auch Minimalisten sind mit dem zufrieden, was sie besitzen und was für ein gutes und erfülltes Leben notwendig ist. Sollte es einem Frugalisten nicht möglich sein, den angestrebten hohen Sparanteil seines Einkommens zu erreichen, legt er dennoch so viel Geld zurück, wie es seine aktuelle Lebenssituation erlaubt. Gleichzeitig arbeitet er kontinuierlich daran, sein Einkommen zu steigern, um das Ziel der finanziellen Freiheit so schnell wie möglich zu realisieren. Minimalisten hingegen verfolgen meist keine Ziele hinsichtlich einer Einkommenssteigerung, solange ihr derzeitiges Einkommen ausreicht, um ihren bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie legen mehr Wert auf die Qualität ihres Lebensstils als auf die Höhe ihres Einkommens und finden Zufriedenheit in einem einfachen, bewusst geführten Leben ohne übermäßigen materiellen Besitz.

















