Der Serbski Sejm im Gespräch mit der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien
Am 12. April trafen sich in Budyšin/Bautzen das Mitglied des Serbski Sejm dr. Měrćin Krawc / Dr. Martin Schneider und die Geschäftsführerin von Willkommen in Bautzen, Astrid Riechmann, mit dem Repräsentanten der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Deutschland, Khaled Davrisch.
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Von Serbski Sejm
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Herr Davrisch erklärte den Gesprächspartnern die aktuelle Situation mit den schweren Herausforderungen in dem Gebiet, aber auch die Vision einer basisdemokratischen, geschlechtergerechten, ökologischen, multi-ethnischen und multi-religiösen Gesellschaft, welche die Selbstverwaltung aufgebaut hat und weiterentwickelt. „Mein Besuch als Vertreter der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien bei den Sorbinnen und Sorben in Bautzen/Lausitz war eine tiefgreifende Erfahrung. Ich habe wertvolle Einblicke in ihre Kultur erhalten, die mein Wissen und meine Wertschätzung für ihre Traditionen vertieft haben. Ich möchte mich herzlich für die Gastfreundschaft bedanken und freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit.“
Měrćin Krawc / Martin Schneider zeigte sich sehr beeindruckt: „Die Demokratische Selbstverwaltung ist eine große Hoffnung für die Region, den Nahen Osten insgesamt und weit darüber hinaus – für ein friedliches und kooperatives Miteinander von Kulturvölkern und Religionen, ohne Staatsgrenzen in Frage stellen zu müssen. Konsequente Subsidiarität, Direktdemokratie und ausgeprägte Konsensorientierung können die großen Konflikte durch lokales Aushandeln zum Nutzen aller befrieden. Dies verdient die breite Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Gleichzeitig gibt es auch dem gleichberechtigten Miteinander von Sorben/Wenden und Deutschen in der Lausitz wertvolle Impulse. Wir haben vereinbart, den Kontakt zu intensivieren und uns weiter zu den Themen auszutauschen, voneinander zu lernen. und die Selbstverwaltung Nord- und Ostsysrien und ihr Konzept den Menschen in der Lausitz mit Veranstaltungen bekannt zu machen.“
Astrid Riechmann ergänzt: „Unserem Verein Willkommen in Bautzen ist es wichtig, möglichst viele Informationen zu den Herkunftsländern unserer Mitglieder und Klienten zu erhalten und auch in Bautzen bekannt zu machen. Waren es anfangs (2015, 2016) hauptsächlich grundlegende Dinge zum Islam, zur Lebensweise, den Fluchtrouten und den Kriegshintergründe, spielten ab 2020 immer mehr auch politische Hintergründe, die vor allem nationale »Minderheiten« wie Kurden oder Hazara und Tadshiken aus den Fluchtländern Syrien, Türkei, Jordanien bzw. Afghanistan, Iran und Irak eine Rolle. Es ist unter den Deutschen und vermutlich auch unter vielen nichtkurdischen Syrern leider weitgehend unbekannt, dass die Demokratische Selbstverwaltung Nord-Ostsyriens lebt und sogar Vertretungen in anderen Ländern, u.a. eben auch in Deutschland hat. Wir sind an weiteren Informations- und Diskussionsforen mit Herrn Davresh und den im Kreis Bautzen wohnenden Kurden und Syrern unbedingt interessiert. Herzlichen Dank an den Serbski Sejm für die Kontaktaufnahme zu Willkommen in Bautzen.“
Hintergrund: Nachdem sich die Truppen des syrischen Staates 2012 aus den kurdisch besiedelten Gebieten im Norden Syriens zurückgezogen hatten, begann die Arbeit an der lokalen Autonomie. Diese wurde 2014 ausgerufen, als sich die drei Kantone Afrin, Kobanê und Dschasira für unabhängig erklärten und unter dem Namen „Rojava“ (Westkurdistan) zusammenschlossen. Nach dem Zurückdrängen des IS wurde im September 2018 die Selbstverwaltung gegründet, die nun sieben Regionen umfasst, die über das kurdische Siedlungsgebiet Rojava hinausgehen. In Nord- und Ostsyrien leben ungefähr fünf Millionen Menschen. Die vielfältige Gesellschaft umfasst viele verschiedene ethnische und religiöse Gruppen.
Weitere Informationen unter: www.nordundostsyrien.de