Brunei: Beim Bibellesen von den Freundinnen bedrängt

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Christliche Studentin erlebt Ausgrenzung im Studentenwohnheim

Lina* wuchs in Brunei in einer christlichen Familie auf und dachte nicht, dass ihr Glaube an Jesus für die Menschen in ihrem Umfeld ein Ärgernis sein könnte – bis sie zum Studieren von zu Hause wegzog. In ihrer neuen Umgebung erlebt sie Druck und Diskriminierung und musste lernen, damit umzugehen.

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Von Open Doors

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Im Wohnheim: Hidschab Pflicht, Bibellesen verboten

Die Mehrheit der Einwohner des kleinen südostasiatischen Landes Brunei ist muslimisch. Christen in Brunei steht es zwar frei, ihren Glauben zu leben, aber die bruneiische Gesetzgebung basiert auf dem islamischen Recht, der Scharia. Für Christen bedeutet dies, dass sie andauernd vorsichtig sein müssen: Ihnen kann jederzeit vorgeworfen werden, durch ihren christlichen Lebensstil den Islam zu beleidigen oder Muslime evangelisieren zu wollen. Beides steht laut Scharia unter Strafe.

Die junge Studentin Lina erfährt in ihrem Alltag, was es bedeutet, sich als Christ in einem solchen Umfeld zu bewegen. Sie lebt in einem Studentenwohnheim mit überwiegend muslimischen Mitstudentinnen zusammen und erzählt von strengen Regeln und großem Gruppenzwang: „Meine Mitbewohnerinnen zwingen mich, die islamische Kopfbedeckung Hidschab zu tragen, wenn wir ausgehen – obwohl sie wissen, dass ich Christin bin. Ich werde unter Druck gesetzt, mich auch so zu kleiden, wie sie. […] Wenn ich außerhalb des Wohnheims bin, darf ich mich eigentlich kleiden, wie ich will, aber der Gruppenzwang ist groß. Deshalb trage ich meinen Hidschab auch außerhalb des Wohnheims. Und ich verstecke meine Kreuz-Halskette. Wenn sie sie entdecken, beschuldigen sie mich sonst, ich würde evangelisieren.“

Der Hidschab ist in Linas Studentenwohnheim Pflicht – Bibeln sind hingegen verboten. Sie erzählt davon, wie sie mit ihrer Bibel in einer Ecke ihres Zimmers erwischt wurde: „Ich erinnere mich daran, wie ich in die Enge getrieben wurde. Alle Mädchen umringten mich und fragten mich über meine Bibel aus. Ich hatte Angst, ihnen zu nahe zu treten oder einen Fehler zu machen. […] Sie schrien: ‚Lass das Buch zu Hause!‘ Ich erschrak darüber sehr. Sie sind meine Freundinnen. Ich hatte sie noch nie so wütend gesehen.“

Jetzt lese sie die Bibel nur noch per App auf ihrem Mobiltelefon, um weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, erklärt Lina: „Es ist einfach zu riskant, eine Bibel in Buchform mit sich herumzutragen. Aber niemand kann mich davon abhalten, auf mein Handy zu schauen.“ Um weitere Konflikte zu vermeiden, hat Lina auch aufgehört, in den sozialen Medien auf Bibelverse oder Predigten hinzuweisen, die ihr gefallen.

Junge Christen stärken

Aber Lina ist froh, dass sie mit lokalen Partnern von Open Doors über ihren Alltag sprechen konnte. Sie lernte sie bei einem Jugendcamp kennen, das schon vielen jungen Christen in Brunei geholfen hat, in ihrem Glauben an Jesus zu wachsen und stark zu bleiben – trotz aller Konflikte, die ihr Leben in ihrem überwiegend muslimischen Umfeld mit sich bringt. Immer wieder entscheiden sich junge Menschen in Brunei für ein Leben mit Jesus Christus, obwohl sie von Gleichaltrigen oder ihrem sonstigen Umfeld hartnäckig dazu aufgefordert werden, den christlichen Glauben aufzugeben.

*Name geändert