Antike Metallverarbeitung: Warum die Geschichte der Sorben neu geschrieben werden muss

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Die vorgeschichtlichen Slawen mit der Lausitzer Kultur zu identifizieren sind.“ – Das nehmen polnische und tschechische Wissenschaftler an. Nur die deutschen Historiker haben zu diesem Punkt eine andere Auffassung. Dabei stützen archäologische Funde, durchaus die Sichtweise der Polen und Tschechen. Teilweise müsste sogar die Geschichte der Industrialisieren rund 2.000 Jahre zurück datiert und vom England in die Lausitz verlegt werden.

Archäologische Funde: Warum die Geschichte der Sorben neu geschrieben werden muss

>>Süddeutsche Zeitung<<

„Neben einem einzelnen Urnengrab aus der Zeit um 1000 vor Chr. entdeckten sie auf einer Fläche nahe dem heutigen Friedhof eine Siedlungsstelle, wie das Landesamt für Archäologie (LfA) in Dresden am Donnerstag mitteilte. Auf dem insgesamt zwölf Hektar großen Areal wurden über 400 Einzelbefunde aus verschiedenen Zeiten gesichert. Nach Angaben der Behörde siedelten Menschen am Ende der Bronzezeit um 800 vor Chr. dort und dann in der Römischen Kaiserzeit im Jahr 200. Damals seien mindestens sieben Grubenhäuser und wohl auch längere Pfostenbauten angelegt worden.“

Brennöfen: „Regelrechten Batterie angelegt – sprechen sie für eine industrielle Nutzung“

>>Sächsische.de<<

„Entdeckt wurden Gruben, in denen sich einst Brennöfen befanden. Zum Teil ungeordnet, zum Teil aber auch reihenweise in einer regelrechten Batterie angelegt, sprechen sie für eine industrielle Nutzung.“

„Verarbeitung von Raseneisenerz in großem Stil“

>>Hoyte24.de<<

„Unter anderem seien die Überreste von nicht weniger als 100 Rennöfen freigelegt worden, die auf die Verarbeitung von Raseneisenerz in großem Stil hindeuten. „Ein früher Industriestandort“, heißt es von der Leag.“

Lausitz: „Ein früher Industriestandort“

>>Radio Lausitz<<

„Damit wurde rund 200 Jahre nach Christi Eisen gewonnen. In der Region wurde sogenanntes Raseneisenerz verhütet. Der Rohstoff konnte dort ohne großen Aufwand gewonnen werden.“

„Damit wurde rund 200 Jahre nach Christi Eisen gewonnen“

Verhüttung von Metall im industriellen Maßstab. Genau solche Funde passen nicht so recht ins Bild der amtlichen Geschichtsschreibung: Denn rein formal beginnt die offizielle sorbische Geschichtserzählung der Lausitzer Sorben, erst mit dem Jahr 631, durch den fränkischen Chronisten Fredegar. Nach derzeitiger amtlicher Erzählung, soll um das Jahr 200 nach Christi Geburt, die Lausitz ein nahezu menschenleeres Gebiet gewesen sein. Erst um das Jahr 600 – also zufällig mit der Ankunft des Chronisten Fredegars – sollen die Sorben eingewandert sein: Obwohl Römische Chronisten da andere Angaben machen. Über diese Unstimmigkeiten schweigt man sich offizieller Seite aus.

Nach römischer Definition: Auch Sorben waren Germanen

Auch der Begriff „Germanen“ ist hierbei eher irreführend. Die Begrifflichkeit „Germanen“ stellte für die Römer nur eine Sammelbezeichnung aller Völker jenseits des Limes da. Theoretisch könnte man auch die Sorben dazu zählen. Im Allgemeinen fallen jedoch die historischen Aufzeichnung hierüber sehr spärlich aus. Zwischen den römischen Geschichtsschreiber und den fränkischen Chronisten liegt ungefähr ein halbes Jahrtausend. Also geschichtlich viel leerstehender Raum: Dem neuzeitliche Historiker bisher mit reichlich Phantasie auffüllten. Dumm nur: Wenn archäologische Funde, da nicht so recht ins Bild der amtlichen Geschichtserzählung passen wollen. Aber das scheint indes nur Wenige zu stören.

Wenn archäologischen Funde nicht so recht zur amtlichen Geschichtserzählung passen

>>Keulahütte<<

„Vor über 500 Jahren als Eisenhammer zu Keula erstmalig erwähnt, ist die heutige Keulahütte eine der ältesten Eisengießereien Deutschlands.“

Genaues Alter unbekannt: „Vor über 500 Jahren als Eisenhammer zu Keula erstmalig erwähnt“

Das genaue Alter des „Eisenhammers zu Keula“ kann eigentlich niemand exakt bestimmen. Interessant ist hier jedoch eine ganz andere Besonderheit: Die Keulahütte in Krauschwitz, liegt nur wenige Kilometer von der historischen Fundstätte aus der Römischen Kaiserzeit entfernt. Ob schon damals dort Metalle für den „Eisenhammers zu Keula“ verhütet wurden?  Besonders in der Metallverarbeitung wird – zum großen Teil noch heute – das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben. Die Komplexität bei der Verarbeitung von Metallen, beginnt schon bei der Auswahl der richtigen Erze. Denn nicht jedes Erz, ist zur Weiterverarbeitung gesegnet. Es geht weiter über Bau des dazu passenden Schmelzofens, die richtige Befeuerung des Ofen und die exakte Temperatur bis hin zu den geeigneten Zusatzstoffen. Alles in allen: Ein extrem komplexes Verfahren, wo allerhand Schief gehen kann.

Metallverhütung: Heute wie Damals – Ein technisch komplexes Verfahren

Ein Rasterelektronenmikroskop zur Metallverarbeitung: Das gab es in der Antike noch nicht. Verfahren um Elemente und Metallverbindungen zu bestimmen: Die mussten erst noch erfunden werden. Es lief also alles, über Erfahrung und den angesammelten Wissen von Generationen ab. Für unbedarfte Außenstehende: Musste Metallverhüttung und Metallverarbeitung, wie Zauberei oder Alchemie gewirkt haben. Es liegt daher auf der Hand, dass der „Eisenhammer zu Keula“ nicht plötzlich im 15. Jahrhundert auftauchte, sondern wohl auf eine viel längere Geschichte zurückblickt. Wie weit die Metallverarbeitung in der Lausitz zurückreicht? Das ist tatsächlich eine sehr spannende Frage: Um die sich aber kaum ein staatlich-bezahlten Historiker kümmern dürfte. Das Land Brandenburg geht daher völlig ungerührt, mit den archäologischen Fakten um und hält – nach wie vor – an der amtlichen Geschichtsschreibung fest.

Völkerwanderung – Angebliche Besiedlung slawische Stämme: Wo sind die Beweise?

>>Land Brandenburg<<

„Im Zuge der Völkerwanderung besiedelten slawische Stämme das gesamte heutige Ostdeutschland bis nach Franken und ins Hannoversche Wendland hinein. Unter ihnen waren die Lusizer und Milzener in der heutigen Nieder- und Oberlausitz. Sie gaben der Lausitz (Łužyca = Sumpfland) ihren Namen. … Im 10. Jahrhundert wurden die slawischen Stämme nach langen und wiederholten Kämpfen unterworfen und christianisiert.“

„Im 10. Jahrhundert wurden die slawischen Stämme nach langen und wiederholten Kämpfen unterworfen“

Hingegen beim Land Sachsen sieht es etwas anders aus: Zwar gibt es dort auch eine amtliche RubrikSprache und Geschichte“ der Sorben, doch der Part Geschichte, bleibt da einfach ausgespart. Vielleicht nicht ganz ohne Grund.

„Die vorgeschichtlichen Slawen mit der Lausitzer Kultur zu identifizieren sind“

>>Wikipedia<<

„Vor allem polnische und tschechische Wissenschaftler nahmen an, dass die vorgeschichtlichen Slawen mit der Lausitzer Kultur zu identifizieren sind“

Slawen und Lausitzer Kultur sind identisch

Polnische und tschechische Historiker gehen schon sehr lange davon aus: Das Slawen und die Lausitzer Kultur identisch sind. Die zugrundeliegende Geographie und die archäologischen Funde lassen sehr wohl darauf schließen. Natürlich stellt die Behandlung der Sorbischen Geschichte in Deutschland: Einen erheblichen Affront auch auf die kulturelle Identität der Tschechen und Polen da. Denn die vorgeschichtlichen Slawen der Lausitzer Kultur sind demnach: Auch ein Teil der Geschichte dieser beiden Länder.

Panslawismus: Verbundenheit der Slawen

Das Bewusstsein des Panslawismus ist nach wie vor noch vorhanden. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein großer Unterschied zwischen Deutschen und Sorben gemacht. Polnische und Tschechische Vertreter setzten sich sogar für eine Abspaltung der Lausitz ein: Aufgrund der geschichtlichen Diskriminierung der Sorbischen Bevölkerung. Bis heute  berichtet beispielsweise der Prager Rundfunk, recht ausführlich über die Sorbischen Angeleinheiten in der Lausitz: Teilweise exakter als der Deutsche Rundfunk.

Lausitzer Sorben: „Jahrhunderte lang hatten sie ein enges Verhältnis zu Böhmen“

>>Radio Prag<<

„Im südöstlichen Sachsen, nahe der Grenze zu Tschechien und Polen, lebt eine der vier nationalen Minderheiten Deutschlands: die Lausitzer Sorben. Jahrhunderte lang hatten sie ein enges Verhältnis zu Böhmen, und diese Partnerschaft half ihnen, ihre Kultur und Identität zu bewahren. Heute ist das nicht anders, wie Jakub Siska im folgenden Beitrag berichtet. „

Lausitzer Sorben – Partnerschaft zu Böhmen: „Partnerschaft half ihnen  ihre Kultur und Identität zu bewahren“

Neben den Sorben hätten sicherlich auch Tschechen, Polen und andere slawische Völker ein Interesse daran: Die Geschichte der Sorben an aktuellen archäologischen Fakten neu zu schreiben.