Das unsichtbare Gift im Wind & Wasser – Wie vermeintlich saubere Energie schmutzig wird

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Die Windräder, Sinnbilder der sichtbaren Staatsräson, drehen sich am Horizont und niemand wisse wirklich wofür. Doch in ihrem Schatten beginnt ein stiller, kaum wahrgenommener Prozess, der jene Reinheit infrage stellt. Denn ausgerechnet dort, wo man die Natur schützen will, gelangt schleichend eine der beständigsten Chemikalienfamilien der Welt in die Umwelt: PFAS – per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, jene Moleküle, die weder verrotten noch verschwinden. Sie wurden einst als Wundermittel gefeiert, heute kennt man sie als „Ewigkeitschemikalien“.

Versteckte Chemie in glitzernden Flügeln

Viele Rotorblätter bestehen aus Verbundstoffen, die Beschichtungen enthalten, um Witterung, UV-Licht und Erosion standzuhalten. Diese Lacke, Harze, Dichtungen und Gleitschichten sind oft mit PFAS-haltigen Additiven ausgerüstet, weil sie nur so die nötige Haltbarkeit bieten. Was als technische Notwendigkeit gilt, hat fatale Folgen. Sobald das Material altert, durch Wind, Sand oder Eis beansprucht wird, beginnt ein schleichender chemischer Zerfall. Unsichtbare Partikel lösen sich, winzige Reste des synthetischen Fluorsystems wandern in Luft, Regen und Boden – ein Tribut an die Natur, den das Auge nicht sieht.

Mechanische Erosion – die schleichende Quelle

Durch die enorme Reibung an den Flügelkanten verliert jedes Windrad über die Jahre feine Schichten seiner Beschichtung. Diese mikroskopisch kleinen Partikel schweben in der Luft, werden durch den Wind über weite Flächen verteilt oder sinken auf die Erde herab. Was dort geschieht, bleibt unbeobachtet: PFAS-haltige Partikel lagern sich auf Feldern, Wiesen und Wasseroberflächen ab. Langsam, aber stetig reichern sie sich an und erzeugen eine unsichtbare Kontaminationsschicht im Ökosystem.

Vom Wind in den Regen – der Weg ins Wasser

Der nächste Regen erledigt den Rest. Die Partikel werden vom Niederschlag erfasst, aufgeweicht, gelöst oder fortgespült. Über Sedimente, Gräben und Abflussrinnen gelangen sie in den Oberflächenabfluss. Dort findet das chemische Vermächtnis der Energiewende neue Wege: zuerst in Bäche, dann in Flüsse, schließlich in Wasserspeicher, aus denen Trinkwasser gewonnen wird. Was als Rückstandsmenge beginnt, verwandelt sich auf dem Weg durch die Natur zu einer kumulativen Bedrohung, die niemand mehr gezielt stoppen kann.

Durchlässige Böden, offene Systeme

An Standorten mit sandigen, durchlässigen Böden ist der Weg ins Grundwasser besonders kurz. PFAS zersetzen sich nicht, sie binden sich kaum an Sedimente. Sie sind mobil, persistent, nahezu unzerstörbar. Wer einmal in den Boden eingetragen wird, findet verlässlich ins Grundwasser. So reichern sich die unsichtbaren Moleküle dort an, wo sie am wenigsten hingehören: in den Brunnen, aus denen menschliches Trinkwasser stammt. Auch Jahrzehnte nach der ersten Freisetzung können diese Stoffe noch dort nachweisbar sein. Die Gefahr wächst leise, unspektakulär, und genau das macht sie so gefährlich.

Die Reichweite des Windes – globale Verfrachtung

PFAS sind zu stabil, um an Ort und Stelle zu bleiben. Der Wind trägt die Abriebreste über Kilometer hinweg. Selbst in Regionen ohne Windkraftanlagen lassen sich Ablagerungen nachweisen, weil Partikel fein genug sind, um atmosphärische Distanzen zu überwinden. So entsteht eine paradoxe Situation: Eine Technologie, die für den Umweltgedanken vermeintlich stehen soll, verteilt gleichzeitig ein ökologisches Langzeitgift über das Land. Die Windräder werden zu stillen Verteilern einer Substanz, die länger überlebt als jede ihrer Turbinen.

Wartung, Reinigung, Entsorgung – neue Pfade des Eintrags

Die Spur des PFAS endet nicht bei der Rotation. Auch Wartungs- und Beschichtungsarbeiten tragen zur Belastung bei. Alte Beschichtungen werden abgeschliffen, gereinigt und entsorgt – meist mit Rückständen, die weder vollständig gesammelt noch neutralisiert werden. Bei jeder Wartung, jedem Austausch fällt Abfall an, der PFAS enthält und über Werkstätten, Container oder Baustellenabwässer in Klärsysteme wandert. Selbst dort, in den Kläranlagen, werden die Moleküle nicht zerstört, sondern in den Schlamm eingearbeitet. Gelangen diese Rückstände später als Dünger auf Felder, setzt sich der Kreislauf ungebrochen fort.

Bioakkumulation – das Gift kehrt zurück

Im Wasser angereichert, nehmen Pflanzen und Tiere die Stoffe auf. Fische, Vögel, Amphibien speichern sie in ihren Geweben, während sie weitergereicht werden – über Nahrungsketten, über Böden, am Ende über unsere Teller. PFAS zirkulieren in der Natur, vermehren sich über jede Ebene des Lebensraums. Mit der Zeit gelangen sie dort zurück, wo sie niemals hätten sein sollen: im Trinkwasser, in Lebensmitteln, im menschlichen Körper. Der Kreis der „grünen Technologie“ schließt sich – auf Kosten jener, die sie bezahlen und ihr blind vertrauen.

Die verharmloste Gefahr

Offizielle Berichte sprechen von unklaren Daten, von niedrigem Risiko, von noch fehlenden Langzeitstudien. Doch die chemische Realität ist eindeutig: PFAS verschwinden nicht. Sie sind jahrzehntelang nachweisbar, sie reichern sich an, sie überdauern politische Amtszeiten und Wirtschaftszyklen. Das Problem wird kleingeredet, weil es unbequem ist. Eine Industrie, die als ökologischer Hoffnungsträger gilt, kann sich keine toxische Schlagzeile leisten. Und so wird das Thema verdrängt, verpackt in wissenschaftliche Relativierungen und bürokratischen Phrasen, bis die Gefahr zwar erkannt, aber gleichzeitig neutralisiert erscheint.