„Wenn man keinen erstklassigen Journalismus macht wird das ans Licht kommen“
„Portale, die zum Teil gezielt Falschmeldungen verbreiten, erzielen in den Sozialen Netzwerken häufig eine größere Reichweite als Nachrichtenseiten. Dahinter steckt eine Strategie. Ist der klassische Journalismus in Gefahr?“ So berichtet im Amtsdeutsch der staatliche Rundfunk „Tagesschau“ über ihre eigene Konkurrenz. Die vermeintliche Konkurrenz: Ist eigentlich jeder, der irgendwie mit der Gesellschaft oder den Internet interagiert. Welche vermeintlichen Falschmeldungen, angeblich so bedrohlich seien sollen: Diese Tatsache wird im ganzen Beitrag nicht aufgeklärt. Im Allgemeinen stehen sogenannte „Falschmeldungen“ und die sozialen Medien als neues „Bedrohungsszenarium“ hoch im Kurs. Hinter den vermeintlichen Bedrohungen: Steckt aber in Wirklichkeit etwas ganz anderes.
„Die Angst vor Echokammern ist übertrieben“
„Die Angst vor Echokammern ist übertrieben. … Im Netz fänden sich zunehmend homogene Gruppen zusammen, die dann abgeschottet von Kritik und dem demokratischen Meinungspluralismus zu immer extremeren Positionen tendierten – so die oft vertretene These von der Echokammer. Wir haben die Echokammer-Hypothese getestet. Im Rahmen eines durch das ZDF und die Universität Hildesheim geförderten Projekts haben wir untersucht, ob in der deutschen Online-Kommunikation tatsächlich Anzeichen für Echokammern zu finden sind. Unser Fazit: Alles in allem können unsere Ergebnisse die Echokammer-Hypothese nicht unterstützen.“
„Ergebnisse die Echokammer-Hypothese nicht unterstützen“
Das Peinliche an dieser Untersuchung: Ist weniger das Ergebnis, sondern der staatliche Rundfunk gab diese u.a. selbst mit im Auftrag. Die ganze Hypothese über die vermeintliche Gefahren von den sogenannte „Falschmeldungen“ hängen unmittelbar mit der Echokammer-Hypothese zusammen. Kurzfassung: Falschmeldungen sollen sich im Internet schnell verbreitet und so vermeintliche Echokammern entscheidend mitbefeuern. Allerdings tun sich die staatliche Medien selbst recht schwer: Und zwar mit den – selbst produzierten echten – Falschnachrichten.
Gefälschte Reportagen: Aufarbeitung bleibt praktisch aus
„Eine Journalistin des WDR ließ sich über eine Website Komparsen für Dokumentationen vermitteln. Diese traten unter mehreren Identitäten auf. … Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat für drei seiner Fernsehdokumentationen Fehler und Verstöße gegen journalistische Standards eingeräumt. Unter anderem seien zwei Mitwirkende in Filmen der Reihe „Menschen hautnah“ über eine Komparsenvermittlung gewonnen worden.“
„WDR ließ sich über eine Website Komparsen für Dokumentationen vermitteln“
Selbstverständlich – Fehler passieren: In einer schnelllebigen Zeit – besonders mit aktuellen Ereignissen – können schon mal Falschnachrichten die Runde machen, die im Nachhinein korrigiert werden müssen. Aber der Fall mit den Komparsen beim Staatsfunk: Die stehen auf einer ganz anderen Stufe. Denn es wurden nicht nur Komparsen angeworben, sondern die ganze Reportage ist nahezu komplett erfunden. Die verantwortliche Journalistin, drehte vorher bereits mehrere Dokumentationen: Inwieweit diese der Realität entsprechen sollen, bleibt weiterhin unklar.
Wenn Haltung nicht in Realität passt
Insgesamt wurde der Fall eher mäßig aufgeklärt: Es herrscht offenkundig das Prinzip vertuschen und verheimlichen vor. Das Erzeugt natürlich Misstrauen beim Bürger: Woher soll ein Unbeteiligter nun Wissen, ob der Bericht eine Erfindung der internen „Haltungs–Propaganda“ ist oder tatsächlich der Wahrheit entspricht? Anderes Beispiel: Eines der „strahlenden Gesichter“ des staatlichen Rundfunks, soll ja Anja Reschke sein. Das Vorwort zu ihren Buch schrieb ein gewisser Claas Relotius, der dadurch Bekanntheit erlangte: Massenweise Lügengeschichten zu erfinden. Anja Reschke kommentierte den Fall mit den Worten so: „Sagen wir mal so: sehr kreativ“ – Das Buch trägt noch dazu den recht passenden Titel: „Haltung zeigen!“ .
Anja Reschke: „Sagen wir mal so: sehr kreativ“
„Wenn man keinen erstklassigen Journalismus macht, wird das ans Licht kommen. Jeder weiss es heutzutage, wenn man etwas falsch macht.“
„Wenn man keinen erstklassigen Journalismus macht wird das ans Licht kommen“
„Der „Spiegel“ stößt seinen als Betrüger entlarvten Reporter Claas Relotius empört ab. Doch die Hexenjagd ist verlogen. Denn vielen der relevantesten Medien scheint die richtige Haltung wichtiger zu sein als die Wahrheit, schreibt Rechtsanwalt Gerhard Strate“
„Richtige Haltung wichtiger zu sein als die Wahrheit“
Wenn „Haltung“ wichtiger als Fakten seien, geht das Zulasten der eignen Glaubwürdigkeit und somit schrumpft auch die eigene Reichweite. In diesem Zusammen sind die Worten des staatliche Rundfunks „Tagesschau“ recht denkwürdig: „Portale, die zum Teil gezielt Falschmeldungen verbreiten, erzielen in den Sozialen Netzwerken häufig eine größere Reichweite als Nachrichtenseiten.“ Andersherum dürfte wohl eher ein Schuh daraus werden: Portale die viele Falschnachrichten verbreiten – noch dazu geprägt sind von einem „Haltungs-Journalismus“ – verlieren an Glaubwürdigkeit und somit gleichzeitig auch an Reichweite. – Und genau „das“ dürfte das eigentliche Problem sein.