Geschichte: Warum die zweigeteilte Lausitz bis heute ein Problem ist
Die Lausitz blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück und diese wird Vielerorts bis heute lebendig gehalten: Einmal im Jahr findet auf dem Berg Oybin zu Gedenken an Kaiser Karl IV. eine Veranstaltung statt, weil dieser das Kloster auf dem gleichnamigen Berg stiftete und seinerzeit für Recht und Ordnung in der Lausitz sorgte. Zu jener Zeit war die Lausitz noch ein Teil von Königreich Böhmen. Erst am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Lausitz administrativ zweigeteilt und die Auswirkung hiervon reichen bis in unsere heutige Zeit hinein.
Als die Lausitz noch ein Teil von Böhmen war
„Die Lausitzer Mark bildete sich im 11. Jahrhundert und wurde von den Markgrafen aus dem Geschlecht der Wettiner verwaltet. Noch bis ins 12. Jahrhundert beanspruchten auch die polnischen Könige das Gebiet für ihr Reich und konnten zeitweise den östlichen Teil auch beherrschen. … 1265 erlässt Markgraf von Meißen als Landesherr der Lausitz eine Judenordnung, die den Schutz der Juden in der Region regelt. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Lausitz zwischen den meißnischen Wettinern und den Askaniern der Wittenberger und der Brandenburger Linie umstritten.“
„Markgraf von Meißen als Landesherr der Lausitz“
Bis zum Dreißigjährigen Krieges war die Lausitz ein Teil des Habsburger Reiches gewesen. Die Herrschaft der Habsburger zeichnete sich durch eine größtmögliche Autonomie der Lausitz aus. Die Stände in der Lausitz konnten sich hier viel freier Entfalten als anderswo. Erst am Ende des Dreißigjährigen Krieg wurde die Lausitz zweigeteilt, wobei die eine Hälfte an Sachsen und die andere Hälfte an Brandenburg –respektive Preußen – zufiel. Aber anders als heute, verlief die Grenze der Lausitz wesentlich weiter im Norden.
Lausitz: Die zahlreichen willkürliche Genziehungen in der Geschichte
Doch das änderte sich ungefähr 150 Jahre später schon wieder: Im Zuge des Wiener Kongresses im Jahre 1815, wurden erhebliche Teile der südlichen Lausitz dem Königreich Preußen zugeschlagen. Die Gesichtspunkte bei der Grenzziehung waren weniger regionale Besonderheiten der Lausitz, sondern vielmehr politische Erwägungen und militärische Erfordernisse. Ähnlich ging es mit der willkürlichen Grenzziehung über die Jahrhunderte weiter. Unter Herrschaft des NS-Regimes wurden sogenannte „Reichsgaue“ eingerichtet. Die DDR drückte wiederum ihren eignen Stempel auf und schuf daraufhin Bezirke. Nach der Wiedervereinigung ging die willkürliche Ziehung von Grenzen in der Lausitz ungebremst weiter: Allerdings nicht ganz ohne Diskussion.
„Land Lausitz“ – „Die Positionen der Sorben auszubauen“
„Mit anderen, die die Soße satt hatten, gründete Malink die „Sorbische Volksversammlung“ – ein „etwas loser Haufen, basisdemokratisch organisiert“ von Kirchenleuten, aber auch Atheisten. Die Absichten waren eindeutig: nicht nur die Positionen der Sorben auszubauen, und zwar jenseits der Trachtenhäubchen, sondern auch die Domowina mit ihren rund 15 000 Mitgliedern umzukrempeln. Zunächst jedoch brachten sie die Deutschen gegen sich auf. Aus dem Kreise der Rebellen drang nämlich die Idee nach draußen, in der DDR ganz rasch ein „Land Lausitz“ zu etablieren – ein neues politisches Gebilde, in dem die Sorben sich dann endlich entfalten könnten.“
„In der DDR ganz rasch ein „Land Lausitz“ zu etabliere“
Nach der Wiedervereinigung wurden – im übertragenen Sinne – die Karten neu gemischt: Die ehemaligen DDR-Bezirke wurden aufgelöst und stattdessen Bundesländer installiert. Im Zuge dessen hätte es sich zwar die Möglichkeit geboten: Ein Land Lausitz – auf historischen Wurzeln – zu errichten. Doch man bevorzugte es – politisch – lieber die ehemalige „königlichen Provinzen“ als Bundesländer wieder neu auferstehen zu lassen.
„Die Lausitz in ein administrativ selbstständiges Gebiet zu verwandeln“
Gleichzeitig wurde die Grenze des Bundeslandes Sachsen ungefähr 30 Kilometer nach Norden verlegt, womit gleichzeitig auch die Unterteilung in Nieder- und Oberlausitz ad-Absurdum geführt wird: Teile der Niederlausitz galten fortan nun als Oberlausitz und zwar praktisch Übernacht – einfach per Kabinettsbeschluss. Die Auswirkungen davon reichen bis in die heutige Zeit hinein. Sowohl aus Sichtweise von Dresden, als auch Potsdam gilt die Lausitz als randständige Provinz und die Menschen bekommen es sehr wohl zu spüren.
„Sachsen und Brandenburger sehen sich vor allem als Lausitzer“
„Sachsen und Brandenburger sehen sich vor allem als Lausitzer … Selbstverständnis über Grenzen hinweg … Auch die Ruhlander sehen sich nach Angaben von Bürgermeister Uwe Kminikowski eher als Lausitzer, denn als Brandenburger oder Sachsen. Wir liegen am äußersten Rand Brandenburgs, und so fühlt man sich manchmal auch, sagt das Stadtoberhaupt. Als Beispiel führt Kminikowski die Sanierung von Straßen an. Die zur Verfügung stehenden Mittel reichen gerade mal für Ausbesserungsarbeiten bei Frostschäden. Forderungen nach einer Lausitz als selbstständiges Gebiet Indes gab es in der Vergangenheit immer wieder Bestrebungen, die Lausitz in ein administrativ selbstständiges Gebiet zu verwandeln. Genau vor 100 Jahren mit dem Ende des Ersten Weltkrieges tauchte erstmals die Forderung nach einem Land Lausitz auf, sprich der Vereinigung des Siedlungsgebietes der Sorben/Wenden in der Ober- und Niederlausitz.“
„Forderung nach einem Land Lausitz“
Die Lausitz liegt fernab der beiden Landeshauptstädte und wird mehr als abgelegne Region angesehen – und auch so behandelt. Die meisten Fördergelder fließen ohnehin in den urbanen Raum der großen Metropolen und bei Verkehrsprojekten sieht es kaum besser aus. Von der unzureichenden finanziellen Ausstattung der Lausitzer Gemeinden, kann fast jeder Bürgermeister eine eigene traurige Geschichte erzählen und die leidgeplagten Bewohner könne diese in der Regel auch nur bestätigen.