DDR-Hochgeschwindigkeitszug – Baureihe 175: Ein inoffizieller Vorläufer des ICE?
Die „Baureihe 175“ manchmal auch als „ICE des Ostens“ bezeichnete Zuggarnitur war als Aushängeschild der DDR gedacht. Der weiße Zug mit seinen markanten roten Streifen ruft tatsächlich Erinnerungen an den westdeutschen ICE wach: Allerdings erblickte der 160 Stundenkilometer schnelle Zug rund 20 Jahre – vor – seinen westdeutschen Gegenstück das Licht der Welt.
„VT 18.16 war ein hochwertiger Zug“
„Der VT 18.16 war ein hochwertiger Zug, mit dem die DDR auf den internationalen Bahnstrecken ihr Prestige erhöhen wollte. Produziert wurde er ab 1963 vom VEB Waggonbau Görlitz. Der Prototyp wurde mit zwei 900-PS-Motoren ausgestattet und war für 160 km/h zugelassen, daher stammt die Bezeichnung VT (für Verbrennungstriebwagen), 18 (für 1800 PS) und 16 (für 160 km/h). In der Serienfertigung erhielt er zwei mal 1000 PS.“
„Die DDR auf den internationalen Bahnstrecken ihr Prestige erhöhen wollte“
Die „Baureihe 175“ oder „VT 18.16“ war tatsächlich seiner Zeit voraus. Abgesehen von Experimentalzügen war es der erste echte Hochgeschwindigkeitszug der nicht nur Test- oder Sonderfahrten absolvierte, sondern tatsächlich im Einsatz war. 1.800 PS und 160 Stundenkilometer – zusammen mit einer komfortablen Ausstattung – setzten Anfang 1960er Jahre neue Maßstäbe beim Reisekomfort fest.
„Einsatz dieser formschönen und modernen Schnelltriebwagen“
„Durch den Einsatz dieser formschönen und modernen Schnelltriebwagen der Bauart „Görlitz“ wurde der Bäderverkehr zusätzlich aufgewertet. Zum 1. Januar 1972 wurde der visafreie Reiseverkehr in die CSSR eingeführt. Ihm folgte schnell eine weitere Triebwagenverbindung. Zum 28. Mai 1972 richtete die Deutsche Reichsbahn den „Karola“ von Leipzig nach Karlovy Vary ein. Die Umläufe von „Karlex“ und „Karola“ wurden verknüpft. Ab 27. Mai 1979, nach der Umwandlung des „Vindobona“ Berlin – Wien in einen lokbespannten Zug, hatte die Deutsche Reichsbahn genügend Triebwagen 175, um den „Karlex“ bis Plauen/Vogtland in Doppeltraktion zu fahren.“
Die Baureihe 175: Ein inoffizieller Vorläufer des ICE?
Beim westdeutschen ICE fanden erst Anfang 1980er Jahre die ersten Testfahrten statt, aber da war die „Baureihe 175“ aus der DDR beinahe schon 20 Jahre im Einsatz. Die „Baureihe 175“ könnte man als inoffiziellen Vorläufer des ICE und andere Hochgeschwindigkeitszüge ansehen: Zumindest sind die äußerlichen und technischen Ähnlichkeiten kaum zu leugnen. Wie auch immer: Die Ingenieure und Handwerker aus Görlitz konnten schon damals anspruchsvolle Hochgeschwindigkeitszüge bauen – sofern man es ihnen erlaubt hat.