“Reid-Methode als »eine Stufe vor Waterboarding« bezeichnet” – “An den Urteilen der Gerichte” – “Seitens der Obrigkeit keinen (Selbst-)Zweifel mehr”

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Zwischen falschen Geständnisse und neuen Definitionen für Folter? Falsche Geständnisse sind leider ein weit verbreitetes Phänomen in der Justiz. Es ist eine traurige Tatsache, dass Menschen unter Druck gestellt werden und Dinge gestehen, die sie nicht getan haben. Und noch schlimmer ist es, wenn diese Menschen dazu gezwungen werden, falsche Geständnisse abzulegen.

“Geständnisse viel häufiger falsch als weithin angenommen wird”

>>Das Lexikon der Justizirrtümer von Hans-Dieter Otto (Buch) <<

“Schon im römischen Recht galt das Geständnis als die »Königin unter den Beweismitteln«. Für die Polizei ist die Erzielung eines Geständnisses der schnellste und kürzeste Weg zur Aufklärung eines Verbrechens. Die Richter sehen in dem Geständnis einen »seelischen Reinigungsakt des reuigen Angeklagten«, wie es der Strafverteidiger Max Hirschberg bereits 1960 in seinem Buch Das Fehlurteil im Strafprozess formulierte. Dabei sind Geständnisse viel häufiger falsch als weithin angenommen wird. Die Quote falscher Geständnisse durch Unschuldige liegt im zweistelligen Prozentbereich. Die Gründe für falsche Geständnisse sind vielfältig. Unschuldige gestehen Taten, weil sie beim Verhör eingeschüchtert oder ermüdet worden sind, weil sie aufgrund ihrer Jugendlichkeit oder minderer Intelligenz anfällig für Suggestionen sind oder weil sie eine geliebte Person schützen wollen.”

“Polizei ist die Erzielung eines Geständnisses der schnellste und kürzeste Weg”

Obwohl die Folter aufgrund von Menschenrechtsverletzungen verboten ist, gibt es dennoch viele Fälle, in denen diese oder sehr ähnliche Verhörmethoden angewendet werden. Menschen können auf vielfältige Weise unter Druck gesetzt werden, um falsche Geständnisse abzulegen. Einige Methoden umfassen psychologischen Druck in Form von Bedrohung oder Drohung, physische Gewalt oder andere brutale Methoden sowie Isolation und Einschüchterung.Eines dieser Beispiele kann der Fall Rupp angesehen werden

„Familie erschlug den Bauern und verfütterte die Leiche an Hunde“ – Oder so ähnlich

>>Welt<<

„Der Tote lag nicht im Misthaufen, sondern in der Donau – Die Familie erschlug den Bauern und verfütterte die Leiche an Hunde – angeblich.“

Justizpraxis: Schuldig bis das Gegenteil bewiesen ist?

Kurzer Abriss: Der Bauer wurde – angeblich – von seiner eigenen Familie ermordet und daraufhin seine Leiche an die Hunde verfütterte, so stellt es jedenfalls die Polizei vor Ein Gericht setzte auf die „Hundefutter-These“ später noch einen amtlichen Stempel drauf. Danach war für die Beamten der Fall endgültig geschlossen und die Familie musste wegen gemeinschaftlichen Mordes sogar im Gefängnis einsitzen. Dummerweise tauchte dann die Leiche – durch Zufall – doch noch auf: Der Bauer Rupp wurde nicht ermordet, sondern er hat lediglich Selbstmord begangen.

„Unschuldig verurteilte Familie scheitert endgültig mit Klage“

>>Augsburger Allgemein<<

„Fall Rupp: Unschuldig verurteilte Familie scheitert endgültig mit Klage – Verwandte von Rudi Rupp wurden wegen Mordes verurteilt – bis ein Mercedes mit seiner Leiche aus der Donau gezogen wurde. Die Familie klagte gegen fragwürdige Verhörmethoden.“

„Familie klagte gegen fragwürdige Verhörmethoden“

In manchen Fällen wird den Beschuldigten auch mit Haftstrafen oder Geldstrafen gedroht, wenn sie nicht kooperieren. Oft ist die Folge eines solchen Vorgehens, dass der Beschuldigte Dinge gesteht, die er nicht getan hat oder die nicht bewiesen werden können. Es ist eine traurige Realität, dass manche Regierungsbeamte versuchen können, rechtswidrige Verhörmethoden anzuwenden, um falsche Geständnisse zu erzwingen. Manchmal kommt auch etwas sozusagen “zwischen den Zeilen” raus.

“Feh­lende Richter führen zur Frei­las­sung von Gefan­genen”

>>Legal Tribune Online<<

“Feh­lende Richter führen zur Frei­las­sung von Gefan­genen – Das OLG Frankfurt hat die Entlassung von sechs mutmaßlichen Gewaltverbrechern aus der Untersuchungshaft angeordnet. Grund dafür war nicht etwa ein Wegfall der Flucht- oder Verdunklungsgefahr, sondern die überlange Dauer des Verfahrens.”

Überlange Untersuchungshaft – Feh­lende Richter oder Beschuldigte im Gefängnis zum Geständnis bewegen?

Inwiefern es wirklich an “feh­lenden Richter” oder vielleicht auf andere Gründe zurückgeht? Häufig werden Beschuldigt einfach in Untersuchungshaft genommen, Gelder beschlagnahmt und müssen in dieser Situation ihre Unschuld beweisen. Währenddessen können sie zusehen, wie sich ihr ganzes übrige Leben auflöst. Seitens des Justizwesens ist hierbei kaum eine kritische Selbstreflektion zu erwarten. Scheinbar hat sich die Mentalität hierbei über die Jahrhunderte kaum geändert.

“Fehlurteile” – “Niemals die Schuld der Richter, sondern der Verurteilten, die beispielsweise unter der Folter falsche Geständnisse ablegten”

>>Verbrecher, Opfer, Heilige von Peter Schuster (Buch) <<

“Lasse die Obrigkeit das Vergehen eines Einzelnen ungesühnt, so der Jurist, Hexenverfolger und Protestant Benedikt Carpzov (1595–1666), werde Gott seinen Zorn über das ganze Volk kommen lassen, indem er Seuchen, Katastrophen und Kriege schickte. An den Urteilen der Gerichte gab es seit der Reformation zumindest seitens der Obrigkeit keinen (Selbst-)Zweifel mehr. Fehlurteile könnten zwar passieren, so betonte Luther, doch sei das niemals die Schuld der Richter, sondern der Verurteilten, die beispielsweise unter der Folter falsche Geständnisse ablegten und damit eine schwere Sünde begingen.”

“An den Urteilen der Gerichte” – “Seitens der Obrigkeit keinen (Selbst-)Zweifel mehr”

Die damaligen Worte könnten auch wieder an Aktualität gewinnen. Besonders die Folter und deren zahllose Spielarten stehen erneut hoch im Kurs.

“Um aus Beschuldigten Geständige zu machen, stehen uns eine ganze Reihe von Verhörtechniken zur Verfügung”

>>Entlarvt! von Jack Nasher (Buch) <<

“Um aus Beschuldigten Geständige zu machen, stehen uns eine ganze Reihe von Verhörtechniken zur Verfügung. Die mit Abstand erfolgreichste ist diejenige, die, wie bereits erwähnt, auch vom FBI verwendet wird – und von Geheimdiensten, Armeen und Polizeibehörden in aller Welt: die Reid-Technik. Diese Methode ist so umstritten, dass ich beinahe einen Eklat auslöste, als ich auf der Tagung für Forensische Psychiatrie und Psychologie der Charité in Berlin im Sommer 2014 für sie eintrat. Weshalb? Weil die Vortragenden – unter anderem der bekannte deutsche Rechtspsychologe Günter Köhnken, der die Reid-Methode als »eine Stufe vor Waterboarding« bezeichnet – befürchten, dass die Methode auch falsche Geständnisse hervorbringen kann.”

“Reid-Methode als »eine Stufe vor Waterboarding« bezeichnet”

Offenbar soll die Begrifflichkeit “Folter” einfach eine neue Definition erhalten: Damit würden viel schneller Geständnisse erbracht und die Richter müssten Beschuldigte nicht mehr so lange in Untersuchungshaft sperren.