Nepal: Extremisten erzwingen Abbruch von Gottesdienst

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Polizei setzt hilfesuchende Christen zusätzlich unter Druck

Mitglieder der extremistischen „Hindu Samrat Sena“ haben im August eine christliche Gemeinde im Bezirk Dhanusha (Provinz Madhesh) massiv unter Druck gesetzt. Ein Gottesdienst wurde unterbrochen, ein anderer musste komplett abgebrochen werden. Die Extremisten verbreiteten Falschinformationen und planten die Zerstörung der Kirche. Als die Gemeinde sich hilfesuchend an die Polizei wandte, reagierte diese zunächst halbherzig und bedrohte die Christen dann ebenfalls.

___________________

Von Open Doors

___________________

Fotos und falsche Anschuldigungen bei Facebook verbreitet

Am 24. August 2024 versammelte sich die Gemeinde wie üblich am Samstag zu ihrem wöchentlichen Gottesdienst. Während der Versammlung drangen plötzlich Mitglieder der Hindu Samrat Sena in das Gebäude ein und unterbrachen das Treffen. Sie machten Foto- und Videoaufnahmen, griffen den Pastor verbal an und beschuldigten ihn, „unschuldige Menschen zu bekehren“. Später postete die Gruppe die Fotos und Videos der Kirche auf ihrer Facebook-Seite, verbunden mit der Anschuldigung, der Pastor würde Hindus dazu zwingen, zum Christentum zu konvertieren. Darüber hinaus hieß es in den Posts, man habe an die örtlichen Behörden appelliert, diese Praxis zu stoppen; dies sei aber nicht geschehen, stattdessen würden die Bekehrungen sogar zunehmen.

Am 28. August hielten die Hindu-Extremisten eine Versammlung ab, bei der sie beschlossen, das Gebäude der Gemeinde zu zerstören und niederzubrennen. Die Gemeinde erfuhr jedoch von dem Vorhaben und wandte sich am 30. August aufgrund dieser Bedrohung mit einem Schreiben an die Polizei. Darin baten die Christen um die Gewährleistung der Sicherheit für die Gemeinde, besonders während der Gottesdienste. Die Polizei nahm ihren Antrag auf.

Polizei: Vorwürfe und Drohungen statt Schutz für die Christen

Am 31. August hatten sich noch vor Beginn des Gottesdienstes 40 bis 50 der Extremisten in der Nähe der Kirche versammelt. Später gesellten sich noch weitere Menschen zu der Gruppe, so dass die Menge auf mehr als 100 Personen anwuchs. Nachdem der Pastor die Polizei informiert hatte, wurden zwei Beamte zur Kirche geschickt, um für Sicherheit zu sorgen. Die Gemeinde begann trotz der bedrohlichen Situation mit dem Gottesdienst. Wenig später drangen die Extremisten jedoch wie in der Woche zuvor in das Gebäude ein und unterbrachen das Treffen. Sie begannen, Kircheneigentum zu beschädigen, und bedrohten den Pastor und die Gemeindemitglieder.

Die Polizisten versuchten unterdessen vergeblich, die aufgebrachte Menge unter Kontrolle zu bringen (dieses kurze Facebook-Video gibt einen Eindruck von der Stimmung). Die Angreifer beschimpften die Christen lautstark und skandierten „Hail Lord Ram“ („Ehre sei dem Gott Ram“). Als die Situation begann, in Gewalt zu eskalieren, forderte die Polizei den Pastor und die Gemeindemitglieder auf, sich auf der Polizeistation in Sicherheit zu bringen. Die Extremisten folgten ihnen jedoch auch dorthin und skandierten weiter „Hail Ram“. Statt den Christen Schutz zu bieten, konfrontierte der leitende Inspektor den Pastor ebenfalls mit haltlosen Anschuldigungen: Er würde Menschen bekehren und sie zwingen, Rindfleisch zu essen. Zusätzlich drohte er, ihn zu bestrafen, wenn er ihn „bei der Evangelisation und religiösen Bekehrung erwische“. Der Inspektor weigerte sich, der Gemeinde Sicherheit zu gewährleisten. Seit dem Vorfall sind die Christen weiterhin Drohungen der Extremisten über die sozialen Medien ausgesetzt, auch wenn Open Doors seitdem keine weiteren Übergriffe gemeldet wurden.

Nepal zählt nicht zu den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex 2024, in denen Christen weltweit am härtesten aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. Es gehört jedoch zu den 28 weiteren Ländern, in denen Christen ebenfalls einem hohen bis sehr hohen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt sind. Seit dem vergangenen Jahr haben Angriffe auf Kirchen in Nepal zugenommen.