Lausitzer Geschichte: „Entdeckte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 1704 – Wie man Hartporzellan herstellt“

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Der weltweite Warenverkehr scheint eine Erfindung der Neuzeit zu sein. Doch tatsächlich lassen sich internationale Handelsverbindungen bis zur Antike zurückverfolgen. Auch Industriespionage und Produktpiraterie stellen keine neuen Erscheinungsformen dar.

Schon die antiken Römer kleideten sich mit chinesischer Seide ein

Wer es sich damals leisten konnte, der tafelte vom chinesischen Porzellantellern: Das musste aber vorher teuer aus China importiert werden. Dieses Handelsmonopol wollte man umgehen und hat dazu einiges an Aufwand betrieben. Denn schon damals wehte über allen ein Hauch von Luxus herüber, was an Warenangebot recht deutlich zu Tage trat.

„1683 verkaufte ein Eisenwarenhändler in Cheshire Tabak in vier Güteklassen“

>>Herrschaft der Dinge von Frank Trentmann (Buch) <<

„Verkauft wurden Kaffee und Tee sowohl von Buch- und Stoffhändlern als auch von Krämern und Apothekern. Daneben wurden immer mehr exotische Waren für jeden Geschmack und Geldbeutel angeboten. 1683 verkaufte ein Eisenwarenhändler in Cheshire Tabak in vier Güteklassen; zwei Generationen später konnte man bei Alexander Chorley in Manchester unter zehn Zuckersorten wählen. Händler boten Tee »zum Vorteil der Armen« in »kleinen Mengen von nicht weniger als 2 Unzen zu reduzierten Preisen« an.“

17. Jahrhundert: „Verkauft wurden Kaffee und Tee“

Aus heutiger Sicht wird diese zeitliche Epoche vielfach verklärt. Schon im antiken Rom hüllten sich die Menschen in chinesische Seide ein: Die kostspielige aus China importiert werden musste. An einen Hauch vom Luxus wollten selbst die Ärmsten der Armen partizipieren. Kurzum: Die Welt von Damals war auch nicht so viel anders, wie die Welt von Heute. Neben der chinesischen Seide war die Sehnsucht nach chinesischen Porzellan mindestens genauso stark ausgeprägt. Porzellan war außerhalb von China so teuer: Das man es als „weißes Goldbezeichnete. Um beinahe jeden Preis wollten die damaligen Herrscher das Geheimnis um die chinesische Porzellanherstellung lüften.

„Rezeptur – Mit der er feines weißes Porzellan herstellen“

>>Die Gräfin Cosel: Liebe und Intrigen am Hof Augusts des Starken von Katja Doubek (Buch) <<

„Johann Friedrich Böttger und Walther Tschirnhaus standen mit glühenden Gesichtern vor dem großen Brennofen. Das Schicksal hatte die beiden Männer auf eigenwillige Weise zusammengeführt. Der Mathematiker und Kurfürstliche Rat Ehrenfried Walther von Tschirnhaus arbeitete schon seit Jahren für seinen Landesherren an einer Rezeptur, mit der er feines weißes Porzellan herstellen sollte. August der Starke verfolgte die Experimente mit großer Aufmerksamkeit und unterstützte ihn nach Kräften. Eines Tages schickte der kurfürstliche König dem Wissenschaftler einen jungen Mann, der kurz zuvor für großes Aufsehen gesorgt hatte.“

Eigene Porzellanherstellung: „August der Starke verfolgte die Experimente mit großer Aufmerksamkeit“

Zur damaligen Zeit war die chinesische „Porzellan-Rezeptur“ in der übrigen Welt unbekannt. Das Geheimnis wurde – wie ein Staatsgeheimnis – gehütet und der Export von Tassen und Geschirr in alle Welt brummte: Die „Globalisierung“ war schon voll im Gange, noch bevor das passende Wort hierfür erfunden war. Außerdem waren keine vergleichbaren Produkte zu jener Zeit erhältlich.

„Keine europäische Tasse oder Schale kam den chinesischen Produkten gleich“

>>Herrschaft der Dinge von Frank Trentmann (Buch) <<

„Ein Jahrhundert zuvor hätte kein Prophet die Vorherrschaft von in Europa hergestelltem Porzellan voraussehen können. Keine europäische Tasse oder Schale kam den chinesischen Produkten gleich. In Holland stellte man seit dem 16. Jahrhundert zinnglasierte Delfter Keramik her, aber sie zerbrach leicht. Tongefäße waren für heiße Getränke ungeeignet. Europa hinkte in Produktionstechnik, Glasur und Bemalung hinterher; anstelle von feinem Porzellan waren Messing und grobe Keramik in Gebrauch. In Sachsen entdeckte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 1704, wie man Hartporzellan herstellt, doch das Verfahren wurde geheim gehalten und war anfangs derart kostspielig, dass nur August der Starke und sein Hof sich die Produkte leisten konnten.“

„Entdeckte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 1704 – Wie man Hartporzellan herstellt“

Obwohl das Geheimnis des chinesischen Porzellans gelüftet war: Es dauerte danach noch einige Zeit, bis die Qualität und Herstellungskosten sich mit den chinesischen Originals messen konnten. Erst danach war der Weg für die europäische Porzellanherstellung frei. Doch ein Name wird dabei fast immer vergessen.

„Anteil von Tschirnhaus an der Erfindung des europäischen Porzellans“

>>Ehrenfried Walther von Tschirnhaus-Gesellschaft<<

„Der Anteil von Tschirnhaus an der Erfindung des europäischen Porzellans ist ungeachtet seines großen Engagements und wichtiger Ergebnisse auf diesem Feld umstritten. Alten Dokumenten zufolge gelangte Tschirnhaus zu der Erkenntnis, dass Porzellan nicht aus Glas, sondern aus verschiedenen zusammengeschmolzenen Erden bestand. Er gab somit den Porzellanmachern in Europa, welche an die Herstellung durch chemisch verändertes Glas glaubten, einen entscheidenden Hinweis.“

Ehrenfried Walther von Tschirnhaus: Ein wenig beachtetes Genie

Ehrenfried Walther von Tschirnhaus hat nicht nur das europäische Porzellan erfunden, sondern er hat maßgeblich die Aufklärung voran getrieben. Zu seinen Hinterlassenschaften gehören wegweisende Errungenschaften dazu. Durch die Nutzung von Brennspiegel und Brenngläser hat er schon damals Temperaturen von bis zu 1500°C erreicht. Außerdem sind viele mathematische und philosophische Ausarbeitungen noch heute für die Wissenschaft prägend. Da Tschirnhaus Ende des 17. Jahrhunderts in der damaligen Lausitz geboren wurde, hatte er – bedingt durch seine Zeit – noch mit ganze anderen Problem zu kämpfen.