Iran: Zwei Christen überraschend aus der Haft entlassen

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Inhaftierte Christen haben verheerenden Brand im Gefängnis unbeschadet überstanden

In Iran sind die Christen Nasser Navard Gol-Tapeh (61) und Fariba Dalir (51) überraschend aus der Haft entlassen worden. Beide sind ehemalige Muslime und waren zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden, die sie im Teheraner Evin-Gefängnis verbüßten. Ob ihre vorzeitige Entlassung mit dem jüngsten Brand in dem Gefängnis oder mit den derzeitigen Protesten gegen das Regime in Verbindung steht, ist unklar.

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Von Open Doors

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Zahlreiche offene Briefe aus dem Gefängnis

Nasser Navard Gol-Tapeh war 2017 zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, nachdem ein Gericht ihn und drei weitere Angeklagte in mehreren Punkten schuldig gesprochen hatte. Dazu zählten unter anderem „Gefährdung der Nationalen Sicherheit“, „missionarische Aktivitäten“ und „zionistisches Christentum“. Er saß danach fünf Jahre in Haft, bis ihm am Morgen des 17. Oktober mitgeteilt wurde, dass er begnadigt worden sei. Kurz darauf rief er seine Familie an, um ihr die überraschende Nachricht mitzuteilen und sie zu bitten, ihn aus dem Gefängnis abzuholen. Mittlerweile ist er wieder bei sich zu Hause.

Während seiner fast 2.000 Tage im Gefängnis stellte Nasser mehrere Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens oder auf Bewährung und schrieb zahlreiche offene Briefe, in denen er unter anderem fragte, inwiefern die Mitgliedschaft in einer Hauskirche die nationale Sicherheit gefährde. Doch all seine Bitten und sogar ein emotionales Plädoyer seiner älteren Mutter für die Freilassung ihres Sohnes im letzten Jahr blieben zunächst wirkungslos.

„Höllische Nacht“ für Angehörige während Gefängnisbrand

Am 18. Oktober erhielt auch Fariba Dalir die freudige Nachricht von ihrer vorzeitigen Entlassung. Sie war erstmalig im Juli letzten Jahres verhaftet worden und befand sich seit Karsamstag 2022 im Evin-Gefängnis. Ein Gericht hatte sie wegen „Handelns gegen die nationale Sicherheit durch Gründung und Leitung einer evangelischen christlichen Kirche“ zu zwei Jahren Haft verurteilt. Von ihren über 200 Tagen in Haft verbrachte sie mehr als einen Monat in Einzelhaft. Fariba, ihr Ehemann Soroush und ihre Tochter Arezoo, die Anfang zwanzig ist, sind überglücklich über ihr Wiedersehen.

Unterdessen befinden sich mindestens 10 Christen weiterhin im Evin-Gefängnis. Dort war es am vergangenen Samstag (15.10.) zu einem verheerenden Brand gekommen, bei dem offiziellen Quellen zufolge acht Menschen ums Leben kamen. Nach Angaben von Article 18 hatte das staatliche Fernsehen sogar zunächst von 40 Opfern berichtet, diese Zahl aber schnell zurückgezogen.

Ein Familienmitglied eines inhaftierten Christen sagte gegenüber Article 18: „Es war eine höllische Nacht für uns. Wir waren völlig im Unklaren darüber, was geschah. Als wir dann endlich miteinander sprechen konnten, hörten wir Schüsse, und dann wurde die Verbindung unterbrochen. Wir weinten bis zum Morgen.“ Rund um das Gefängnis spielten sich währenddessen chaotische Szenen ab, da wegen des Todes der jungen Kurdin Mahsa Amini zahlreiche Menschen auf den Straßen protestierten.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Iran den 9. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.