„Bibliothekskatalog mit 21 Bänden“ – Karl der Große: Wie das antike Wissen verloren ging
Zitat: „Charlemagne und Karl der Große blieb im Gedächtnis zumal der Franzosen und Deutschen als Gesetzgeber und Richter, als gefeierter Vorgänger und Vorfahre des eigenen Königsgeschlechts, als Stifter des Kurfürstenkollegs oder der Universität von Paris, als Kämpfer gegen die Heiden, als Kreuzfahrer, als Heiliger, kurzum als Inbegriff alles dessen, was für gut galt seit alters.“ – Diese Passage des Buches Karl der Große – Gewalt und Glaube von Johannes Fried spiegelt die heutige-gängige Sichtweise über Karl dem Großen wider. Bei „Charlemagne“ handelt es sich nur um die französische Version des gleichen Namens.
Karl der Große: „Stifter des Kurfürstenkollegs oder der Universität von Paris“
Karl der Große wird noch heute als „Schöpfer der Bildungsreform“ und „Vater Europas“ angesehen. Aber hat er im großen Umfang antikes Wissen vernichtet und unzählige Bücher verbrannt? Fanden bereits unter seiner Herrschaft riesige Bücherverbrennung statt? – So lauten die gewagten Vorwürfe ihn. Schließlich taucht heutzutage die Bücherverbrennung fast ausschließlich nur im Zusammenhang mit der NS-Herrschaft auf. Der Kontrast könnte also – oberflächlich betrachtet – kaum Größer ausfallen.
„Volksmenge versammelte sich bei einer Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz“
>>Einsteins Irrtum: Das Drama eines Jahrhundertgenies von David Bodanis (Buch) <<
„Die größte Volksmenge versammelte sich bei einer Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz. Studierende hatten eifrig ganze Wagenladungen von Büchern aus Bibliotheken und Privatwohnungen zusammengetragen. Um Mitternacht traf der Propagandaminister Goebbels ein und hielt eine im ganzen Land übertragene Radioansprache: »Deutsche Männer und Frauen! … Deshalb tut ihr gut daran, um diese mitternächtlichen Stunde den Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen!« Goebbels’ Fotografen standen bereit, um die Bilder einzufangen, die man im ganzen Land zeigen würde: die freudige Menge vor den Flammen, das Jubeln. In Göttingen hatten Studentenmassen in derselben Nacht ebenfalls eine Bücherverbrennung organisiert. Mit besonderem Entzücken wurden Einsteins Bücher in die Flammen geworfen, denn er war der berühmteste jüdische Intellektuelle, und der Geist von Liberalismus und rationaler Forschung, den er repräsentierte, war das genaue Gegenteil dessen, was der neue Staat für richtig hielt. »Das Zeitalter eines überspitzten jüdischen Intellektualismus ist nun zu Ende«, verkündete Goebbels der Nation vom Berliner Opernplatz aus. Was als Nächstes kommen würde, war abzusehen.“
„Mit besonderem Entzücken wurden Einsteins Bücher in die Flammen geworfen“
Tatsächlich war es abzusehen: Bisher hat faktisch noch jede Form der Bücherverbrennung ein finsteres Zeitalter eingeläutet. Und auch die NS-Diktatur hat da keine Ausnahme gemacht. Allerdings konnte dieser Form der Bücherverbrennung wenig Wirkung auf die Literatur entfalten, da – soweit man weiß – kein Werk wirklich vernichtet werden konnte: Dank des Buchdrucks und der leichten Vervielfältigungen konnte die Schriften überleben.
Propagandaminister Goebbels: „Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen“
Jedoch haben die lodernden Flammen von brennenden Büchern einem langfristigen Eindruck von Deutschland hinterlassen. Zumal die Bücherverbrennung bereits im Jahr 1933 stattgefunden hat und die NS-Herrschaft zu diesem Zeitpunkt längst noch nicht so gefestigt war. Die Rolle fanatischer-verblendeter junger Studenten lässt vielleicht noch irgendwie rechtfertigen, aber die der dahinterstehenden Universitäten und Hochschulen wohl mitnichten. Bis heute ist die Rolle von Universitäten und Hochschulen bei der Bücherverbrennung weitestgehend im dunklen geblieben. – Oder anders: Statt Wissen zu vermitteln, es lieber ins Feuer zu werfen? – Das mag aber nur Oberflächlich etwas Paradox erscheinen.
Bücherverbrennung 1933 und die seltsame Rolle der Universitäten?
Denn der Versuch bestehendes Wissen zu vernichten, spiegelt sehr viele bemerkenswerte Parallelen zur Vergangenheit wider. Der „Bücherverlust“ der Spätantike – oder wahlweise des frühen Mittelalters – kann als – die – eigentliche kulturelle Tragödie angesehen werden: Denn der Buchdruck war noch nicht erfunden und die allermeisten Schriften waren danach wirklich auf Nimmerwiedersehen verloren. Karl der Große wird heute allzu gerne als „Schöpfer der Bildungsreform“ und „Vater Europas“ angesehen: Doch die damaligen Zeitgenossen hätten sich über solche Urteile nur verwundert die Auge gerieben.
„Abwehr heidnischer Wissenschaften durch die Kirchenväter“ – „sie glich einer Bücherverbrennung“
>>Karl der Große von Rolf Bergmeier (Buch) <<
„Karl sei »Schöpfer der Bildungsreform« und »Vater Europas«. Der Frankfurter Mediävist J OHANNES FRIED schließt sich 2009 der veröffentlichten Meinung an: »Hätten die Zeitgenossen der Karolinger nicht systematisch nach alten Texten und Handschriften gesucht, um sie abzuschreiben […], die meisten Werke antiker […] Gelehrsamkeit und Dichtkunst wären verloren«. Dabei hatte FRIED sich schon im Jahr 1996 zu einem tiefschwarzen Urteil über die Bereitschaft der Mönche, die antike Textkultur zu retten, durchgerungen: »Die Wirkung [der Abwehr heidnischer Wissenschaften durch die Kirchenväter] war drastisch, sie glich einer Bücherverbrennung«. Das Mönchtum habe trotz regelmäßiger Lesepflicht eine »bildungsabwehrende Entwicklung« genommen, allenfalls sporadisch Schulen unterhalten und sei nahezu taub für säkulare Schriften geblieben. Den offensichtlichen Widerspruch beschwichtigt FRIED mit dem Hinweis, die »Konfrontation zwischen heidnischer Bildung und christlichem Bekenntnis« sei in der Spätantike zu Hause gewesen. … Man muss nur Karls Kapitularien und die Texte lesen und das Fantasieren beiseitelassen, um den Fundamentalismus zu spüren, der früher oder später zu Bücherverbrennung, Kreuzzügen, Judenverfolgung, Inquisition und Reconquista führen wird.“
„Tiefschwarzen Urteil über die Bereitschaft der Mönche“ – „Die antike Textkultur zu retten“
Viele antike Texte haben im Widerspruch zur damaligen Staatsräson gestanden. Marcus Tullius Cicero – oder manchmal auch nur kurz Cicero genannt – konnte Caius Iulius Caesar noch mit spitzer Feder kritisieren. Allerdings ließ widerum Caius Iulius Caesar mit dem Buch „Der Gallische Krieg“ seinen eignen „Heldenepos“ verfassen. Eine derartige lebhaft Diskussion ließ Karl der Große schlicht nicht zu. Karls unterworfene Völker durften ohnehin nicht zu Wort kommen. Manche antike Schrift ist heute nur durch technischen Fortschritt und unglaublichen Zufall der Nachwelt erhalten geblieben.
„Mit Klingen kratzten sie die oberste Schicht ab oder wuschen die Tinte ab und beschrieben das Pergament erneut“
„Im Mittelalter war Pergament ein teures und rares Gut. Häufig nutzten Gelehrte deshalb ihre Bestände gleich mehrmals: Mit Klingen kratzten sie die oberste Schicht ab oder wuschen die Tinte ab und beschrieben das Pergament erneut. Mithilfe moderner Technik gelingt es, diese alten Texte wieder sichtbar zu machen und so sogar ausgestorbene Sprachen zu entdecken.“
Palimpseste: „Alten Texte wieder sichtbar zu machen und so sogar ausgestorbene Sprachen zu entdecken“
Diese Schriften werden manchmal Palimpseste genannt. Und so lässt sich der Bücherverlust der Spätantike – oder wahlweise des frühen Mittelalters – teilweise erklären. Die damaligen „Bibliothek“ wiesen zudem nur eine extrem überschaubare Anzahl an Büchern auf.
Antike verlorene Schriften und der kümmerliche Rest: „Katalog des Klosters St. Wandrille mit 33 Büchern“
>>Karl der Große von Rolf Bergmeier (Buch) <<
„Der Aachener Historiker DIETRICH LOHRMANN spricht in dem Beitrag Textwissenschaft am Karlshof von einer »nicht hoch genug einzuschätzende Leistung der karolingischen Textwissenschaft«. Er verweist dazu auf »umfangreiche Bibliothekskataloge« und belegt die »Umfänge« mit einem Katalog des Klosters St. Wandrille mit 33 Büchern, die von einer »unzähligen Menge von Codices« übrig geblieben seien, sowie mit einem weiteren Bibliothekskatalog mit 21 Bänden, ohne sich der lächerlich geringen Zahl bewusst zu werden.“
„Weiteren Bibliothekskatalog mit 21 Bänden“ – „Lächerlich geringen Zahl“
Privathaushalte mit nur 21 oder 33 Büchern würden heutzutage wohl eher zu den bildungsfernen Gesellschaftsschichten zählen. Zum Vergleich: Jedes heutige Kind ist bis zum Erwachsenenalter wesentlich mehr Bücher durchgegangen. Aber zum „Schöpfer der Bildungsreform“ zurück: Karl der Große wollte nicht nur einfach Bücher verbrennen und Wissen vernichten, sonder er hatte etwas viel Größeres im Sinn gehabt. Denn diese nun „fehlenden Bücher“ wurden durch neue Bücher und „anders-gelagertes Wissen“ ersetzt.
„Die »explosionsartige Steigerung der Buchproduktion« ist ein Zeichen für die Vermehrung theologischer Schriften“
>>Karl der Große von Rolf Bergmeier (Buch) <<
„Und wenn FRIEDRICH PRINZ schreibt, »die explosionsartige Steigerung der Buchproduktion […] ist das sprechendste Zeugnis für den neuen Blick auf Welt, Leben und Kunst«, dann kann man ihm ohne Zögern zustimmen, allerdings in einer etwas anderen Interpretation: Die »explosionsartige Steigerung der Buchproduktion« ist ein Zeichen für die Vermehrung theologischer Schriften und korreliert mit der astronomisch wachsenden Anzahl von Klöstern. Sie belegt in der Tat einen »neuen Blick auf Welt, Leben und Kultur«, nämlich den auf die grassierenden Klostergründungen mit regelmäßigen Metastasen in das bäuerliche Umfeld hinein und auf den monothematischen Katholizismus mit seinem nach innen gerichteten Blickwinkel.
„Vermehrung theologischer Schriften“ – „Neuen Blick auf Welt, Leben und Kultur“
Die Weichen für das finstere Mittelalter in Europa hat also Karl der Große gestellt. Neben der Bücherverbrennung hat sich der Herrscher auch durch seine vielen blutigen Eroberungskriegszüge einen Namen gemacht. Nicht umsonst liegen Gewaltexzesse und brennende Bücher eng beieinander, das hat schon der bedeutende Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts – lange vor der Geburt von Adolf Hitler – Heinrich Heine erkannt.
Joseph Goebbels zu Bücherverbrennung: „Diesen Trümmern wird sich siegreich erheben der Phönix eines neuen Geistes“
>>Was nicht mehr im Duden steht: Eine Sprach- und Kulturgeschichte von Peter Graf (Buch) <<
“ … Bücherverbrennung griff Heinrich Heine in seiner Tragödie »Almansor« mit den Worten auf: »Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.« Eine Prophezeiung, die sich in Deutschland zwischen 1933 und 1945 bewahrheitete. »Wer die Sprache liebt, weiß, dass sie das menschlichste am Menschen ist und dass sie darum auch der schrecklichste Ausdruck seiner Unmenschlichkeit werden kann: Worte töten, Worte heilen.« resümierte Heinrich Böll und bezog sich dabei auf die unter den Nationalsozialisten verübten Verbrechen. Und bevor diese begannen Menschen zu verbrennen, waren es auch hier bekanntlich zuerst Bücher. Im Mai 1933 brannten sie in Berlin. Und während die Flammen loderten, sprach Joseph Goebbels zu den anwesenden Studenten: Und deshalb tut Ihr gut daran, um diese mitternächtliche Stunde den Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen. Das ist eine starke, große und symbolische Handlung, – eine Handlung, die vor aller Welt dokumentieren soll: Hier sinkt die geistige Grundlage der November-Republik zu Boden, aber aus diesen Trümmern wird sich siegreich erheben der Phönix eines neuen Geistes, – eines Geistes, den wir tragen, den wir fördern und dem wir das entscheidende Gewicht geben und die entscheidenden Züge aufprägen.“
Heinrich Heine: „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“
Joseph Goebbels: “ … aus diesen Trümmern wird sich siegreich erheben der Phönix eines neuen Geistes … “ – Diese Worte hätte problemlos auch Karl der Große sagen können: Tatsächlich standen sich Adolf Hitler und Karl der Großen im Geiste recht nahe: Denn die Rehabilitierung von „Karl“ nahm erst unter der NS-Herrschaft konkrete Formen an.
„Hitler hat dann seinen Karl den Großen wieder rehabilitiert“
„Wickert: Hitler hat dann seinen Karl den Großen wieder rehabilitiert. Das Interessante ist, dass es später sogar eine Waffen-SS-Division namens Charlemagne gibt. Wollte man damit die französischen Freiwilligen ködern?
Fried: Die Division Charlemagne waren im Wesentlichen französische Freiwillige. Vielleicht waren die Offiziere Deutsche, aber die Mannschaften stellten zum großen Teil französische Freiwillige. Es ist hochinteressant, dass eine ganze SS-Division so ausgestattet werden konnte. Aber Hitler hat 1935 schon diese Sachsenschlächterei beendet und gesagt: Karl der Große ist ein ganz herausragender Mann – er musste mit Gewalt operieren, sonst hätte man das deutsche Volk nie einen können. Das Ganze ist natürlich eine Vorbereitung seiner eigenen Gewaltaktionen, Karl zu loben war eine Legitimationsstrategie.“
„Waffen-SS-Division namens Charlemagne“ – „im Wesentlichen französische Freiwillige“
Die SS-Division Charlemagne ist direkt nach Karl dem Großen benannt. Beim Begriff „Charlemagne“ handelt es sich nur um die französische Version des gleichen Namens. Wer sich wirklich davon überzeugen will, derjenige kann heute noch auf der „Route Charlemagne“ für Touristen wandeln.
„Karl der Große und die Route Charlemagne – Auf den Spuren des großen europäischen Herrschers“
„Karl der Große und die Route Charlemagne – Auf den Spuren des großen europäischen Herrschers … Mal und ganz Aachen war im Karl-Fieber. Auch nach dem Jubiläumsjahr können Geschichtsinteressierte sich nach wie vor auf die Spuren von Karl dem Großen begeben und in Aachen eine Reise in die Vergangenheit unternehmen.“
„Ganz Aachen war im Karl-Fieber“ – „Auf die Spuren von Karl dem Großen begeben“
Allerdings sollte die Geschichtsinteressierten sich nur sehr oberflächlich für die Geschichte interessieren. Denn das Ausbruch des „Karls-Fiebers“ hat zu einem ganz anderen Zeitpunkt begonnen.
„Karl der Große – Eine SS-Division aus vorwiegend französischen Freiwilligen erhielt seinen Namen“
>>Hessisches Landesmuseum Darmstadt<<
„Karl der Große – Eine SS-Division aus vorwiegend französischen Freiwilligen erhielt seinen Namen. Hier sind neben Realien auch Video-Stationen verortet mit Filmmaterial zu Division Charlemagne – mit einem unsäglichen Traditionsstrang bis heute – sowie Sprachstationen mit Zitaten verschiedener „Nazigrößen“ zu Karl dem Großen. … An das Dritte Reich schließt unmittelbar das Erscheinungsbild Karls des Großen in der Nachkriegspolitik an, in der er sich, wie schon bei den Nazis, als Vater Europas wiederfindet. Verschiedene Preise werden verliehen, politische, kulturelle und für die Jugend.“
„An das Dritte Reich schließt unmittelbar das Erscheinungsbild Karls des Großen in der Nachkriegspolitik an“
Die „Karl-Glorifizierung“ wird also keinesfalls überall geteilt. Trotzdem wird der Bücherverlust der Spätantike oder des Frühmittelalters recht Stiefmütterlich behandelt. Obwohl streng genommen: Vermutlich nur recht wenige Bücher verloren gingen, weil zu dieser Zeit noch Papyrusrollen – als Vorläufer des Buches – noch recht weit verbreitet waren. Der Begriff „Bücherverlust“ oder „Bücherverbrennung“ ist zwar aus Gründen der leichten Verständlichkeit nachvollziehbar, aber nicht ganz korrekt. Aber Vergleichbares lässt sich auch an neuzeitlichen Phänomen feststellen: Denn digitale Bücher können ebensowenig im Feuer verbrannt werden.
„Sollte man Bücher wie Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ oder Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ umschreiben“
„Buchhändler in der Region sehen die Diskussion um Rassismus in alten Kinderbüchern wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ oder „Pippi Langstrumpf“ kritisch. Die Bücher seien Dokumente ihrer Zeit und würden diese widerspiegeln, ist nur eines der Argumente. … Sollte man Bücher wie Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ oder Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ umschreiben, … „
Umgeschriebene Bücher: Tote Autoren können sich dagegen nicht wehren
Diese Frage wird durch die Europäische Union unmissverständlich beantwortet. Nach deren Wünschen müssen die Bücher entweder verschwinden oder komplett umgeschrieben werden.
EU: „Kinderliteratur mit veralteten Rollenklischees aus dem Verkehr ziehen“
„Diskriminierungsteufel steckt in „Pippi Langstrumpf“ – Laut „Daily Mail“ plant das Europäische Parlament, Kinderliteratur mit veralteten Rollenklischees aus dem Verkehr ziehen. Da bliebe kaum ein Klassiker übrig … Denn aus den Forderungen lassen sich alle möglichen impliziten Schlüsse ziehen. Unterzöge man die gesamte Schullektüre einer Gendergerechtigkeitsprüfung, bliebe tatsächlich kaum ein Kinderbuchklassiker übrig.“
„Unterzöge man die gesamte Schullektüre einer Gendergerechtigkeitsprüfung, bliebe tatsächlich kaum ein Kinderbuchklassiker übrig“
Bestehende Bücher komplett umzuschreiben: Das könnte man als neue Form der Bücherverbrennung bezeichnen. Zumal viele Autoren bereits verstorben sind und somit sich dagegen schlicht nicht wehren können. Viele Bücher verlieren damit ihren Wesensgehalt und mit den wohlwollenden Verweis auf Geschlechterrollen dürfte es kaum bleiben. Schließlich: Darf „Lukas der Lokomotivführer“ in Zukunft noch einen Kohlezug fahren? Welchen Sinn wollen diese Kindergeschichten überhaupt noch vermitteln? Im Zeitalter der Digitalisierung dürfte dieser neuzeitliche Bücherverlust ähnlich Auswirkuungen wie zu Zeiten Karls des Großen haben. Ohne Sicherungskopien sind diese Bücher für die Nachwelt verloren.
Kinder am Steuer und Umweltbelastung: Darf „Lukas der Lokomotivführer“ in Zukunft noch einen Kohlezug fahren?
Tatsächlich lassen sich überarbeite Fassungen problemlos kaufen. Mark Twain hätte vermutlich dazu gesagt: „Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“ – Und Karl der Große hätte heutzutage vermutlich kaum anders gehandelt.