Geschichte: Ein halbes Jahrhundert des Kalten Krieges und der Opiumhandel

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Ein halbes Jahrhundert des Kalten Krieges führte erneut zu einer Renaissance des Opiumhandels nach dem Zweiten Weltkrieg. Während die internationale Gemeinschaft durch die Führungsrolle der USA und der Vereinten Nationen zunehmend Einfluss gewann und das Prohibitionsregime schließlich auch die letzten legalen Reste des Opiumhandels eliminierte, wurde der Kalte Krieg gleichzeitig hinter den Kulissen auf eine andere Weise ausgetragen. Es waren verdeckte Operationen, die an den Brennpunkten der globalen Konfrontation Bündnisse mit Kriegsherren und kriminellen Syndikaten schmiedeten. Dieses unsichtbare Zusammenwirken konkurrierender Kräfte erschwerte die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, den Drogenhandel zu bekämpfen, da informelle Schutzmechanismen für Drogenhändler entstanden, die den Geheimdiensten nützlich waren. Über vier Jahrzehnte hinweg war die Kontrolle über Rauschgiftproduktion und -handel das Resultat eines subtilen Spiels zwischen Verbot und Schutz, das nur schwer verstanden wird. Es waren gerade diese widersprüchlichen Kräfte, die die globale Drogenlandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg prägten.

Der Einfluss des kommunistischen Blocks auf den Drogenhandel

Der kommunistische Block, geprägt von Puritanismus, Repression und streng reguliertem Handel, stellte eine bedeutende Kraft der Drogenprohibition dar. Nach seiner Machtergreifung 1949 in China initiierte die kommunistische Regierung eine entschlossene Antiopiumkampagne. Innerhalb weniger Jahre führte diese zu der Identifikation von 369.000 Drogenhändlern, 82.000 Verhaftungen, 35.000 Urteilen und 880 öffentlichen Hinrichtungen. Die massive Mobilisierung und die Zwangsbehandlung der Süchtigen führten dazu, dass China, einst einer der größten Produzenten und Konsumenten von Opium, bereits Mitte der 1950er Jahre drogenfrei war.

Chinas Antiopiumkampagne und ihre Folgen

Die autoritäre Herrschaft der chinesischen Kommunisten über große Teile Eurasiens setzte der illegalen Opiumproduktion in dieser riesigen Region ein Ende und verlegte den Handel auf neue, schwer zugängliche Schmuggelrouten. Trotz dieser Erfolge schrumpfte die asiatische Opiumzone, doch geopolitische Entwicklungen und die Kräfte des illegalen Marktes trieben die Produktion in anderen Teilen Asiens, von der Türkei bis nach Laos, kontinuierlich voran.

US-amerikanische verdeckte Operationen im Drogenhandel

Gleichzeitig boten verdeckte Operationen der USA Schutz für Drogenhändler innerhalb der asiatischen Opiumregion. Mit dem Vormarsch des Kommunismus in den späten 1940er Jahren in China und Osteuropa erkannte Washington eine direkte globale Bedrohung. Die Regierung Truman gründete 1947 die Central Intelligence Agency (CIA) mit den Hauptaufgaben Spionage und geheime Operationen. Mit einer pragmatischen und oft radikalen Herangehensweise schlossen die Agenten der CIA Bündnisse mit jeder Gruppe, die im Kampf gegen den Kommunismus nützlich sein konnte – inklusive Drogenhändlern.

Regionale Schwerpunkte des asiatischen Opiumhandels im Kalten Krieg

Während des Kalten Krieges konzentrierte sich der Opiumhandel in Asien auf drei bedeutende Regionen: die Türkei, Zentralasien und Südostasien.

Der Handel auf dem anatolischen Plateau

Auf dem anatolischen Plateau lieferten die Opiumbauern legale Quoten an staatliche Vermarktungsstellen, verkauften illegale Überschüsse an Schmuggler und befeuerten so den Handel, der nach Osten zu den iranischen Opiumhöhlen und nach Westen zu den Heroinlabors in Marseille führte.

Zentralasien und die Nachfrage des Iran

In Zentralasien versorgten afghanische und pakistanische Mohnfelder die regionalen Märkte, insbesondere die nahezu grenzenlose Nachfrage des Iran nach Rauchopium.

Südostasien und das Goldene Dreieck

Südostasiatische Hochländer in Birma, Thailand und Laos – dem sogenannten Goldenen Dreieck – produzierten zunächst Rauchopium für lokale Märkte, begannen aber ab den 1970er Jahren, Heroin für Europa und Amerika herzustellen.

Der Fall des Eisernen Vorhangs und die Verschmelzung von Krieg und Drogenhandel

Ein Zufall der Geschichte führte dazu, dass in den späten 1940er Jahren an den Grenzen zwischen Asien und der Sowjetunion der Eiserne Vorhang fiel. Dies verschmolz die verdeckten Kriegshandlungen mit dem Opiumhandel, wodurch zwei zentrale Brennpunkte des Kalten Krieges entstanden: Afghanistan im Westen und das Goldene Dreieck im Osten.

Historische Handelsrouten und deren Bedeutung

Über die Handelsrouten entlang des Himalaja, Hindukusch und der angrenzenden Gebirgszüge zogen seit Jahrhunderten Karawanen aus China und Zentralasien. Diese Wege brachten Waffen, Opium und den Islam in die Hochländer, die dadurch eigene Handels-, Raub- und Widerstands-Traditionen entwickelten.

Überfälle, Handel und Opiumproduktion in den Hochländern

Besonders in Nordafghanistan waren Überfälle auf Karawanen üblich, um die lokalen Eliten zu befriedigen. Ebenso lockten Routen vom Yunnan-Plateau in Südchina die Bergstämme bis nach Tonking zu Überfällen und förderten den Handel und die Opiumproduktion.

Geopolitische Kriege in den Bergregionen

Während 40 Jahre lang die CIA mehrere geheime Kriege in diesen zerklüfteten Bergregionen führte – in Birma in den 1950er Jahren, in Laos in den 1960er Jahren und in Afghanistan in den 1980er Jahren – nutzten die Kriegsherren dort die Waffen und den Schutz des Geheimdienstes, um in den Drogenhandel einzusteigen.

Die Doppelrolle des Drogenhandels im Kalten Krieg

Aus der Sicht des Kalten Krieges wurde die Duldung des Drogenhandels manchmal sogar als strategisches Mittel gesehen, um die Effektivität der Geheimdienste zu steigern. Für die CIA-Agenten stellte der Opiumhandel eine praktische Lösung dar, um die hohen Kosten für die Versorgung der Stämme zu umgehen, während gleichzeitig die Kontrolle über diese landwirtschaftlichen Einkommensquellen den Kriegsherren Macht und Einfluss verschaffte.

Die Rolle der CIA im Heroinhandel

Die CIA nutzte den Drogenhandel nicht direkt zur Finanzierung ihrer verdeckten Operationen. Ihre Beteiligung war vielmehr eine unbeabsichtigte Folge ihrer Taktik und ihrer Realpolitik im Kalten Krieg. Bündnisse mit Drogenbaronen in Birma, Laos, Afghanistan und Nicaragua trugen zur Ausweitung des Drogenhandels bei, auch wenn das genaue Ausmaß schwer messbar ist.

Logistische Unterstützung und Schutz für den Drogenhandel

Für die steigende Produktion benötigten die Bauern Kredite, verlässliche Abnehmer und Schutz. Die plötzliche Steigerung der Opiumproduktion in Birma in den 1950er Jahren wurde durch Lufttransporte der CIA, militärischen Schutz durch Thailand sowie durch finanzielle Unterstützung aus Taiwan ermöglicht. Ähnlich profitierte die Produktion in Afghanistan in den 1980er Jahren von logistischer Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Schutzmaßnahmen für CIA-Operationen und die Unterstützung pakistanischer Banken wie der Bank of Credit & Commerce International.

Aus den Hochländern gelangte das Opium in die Labore

Aus den Hochländern gelangte das Opium in die Labore und städtischen Märkte, wo es von Verbrechersyndikaten und korrupter Staatsmacht übernommen wurde. Auch unter diesen Akteuren fanden sich Verbindungen zur CIA, die antikommunistische Verbündete unterstützte. Seit Beginn der Drogenprohibition in den 1920er Jahren setzten Sicherheitsdienste weltweit Drogenhändler als nützliche Geheimdienstmitarbeiter ein – als sogenannte »Aktivposten« bei verdeckten Operationen. Diese reichten von Chiang Kai-sheks Nationalchinesen, die die Green Gang in den 1920er Jahren gegen die Kommunisten einsetzten, bis zu französischen Geheimdiensten, die das Milieu in Marseille in den 1960er Jahren gegen terroristische Militärs nutzten. Im Kalten Krieg zeigte sich eine ähnliche Nähe zwischen Geheimdiensten und kriminellen Netzwerken.

Gemeinsame Fähigkeiten und verdeckte Operationen

Ihre wichtigste Gemeinsamkeit ist die Fähigkeit, außerhalb der normalen gesellschaftlichen Kanäle zu operieren, was ein ehemaliger CIA-Agent als die »klandestinen Künste« bezeichnete. Nur Geheimdienste und kriminelle Organisationen können verdeckte Einsätze durchführen, ohne Spuren zu hinterlassen. Mit wachsendem Wissen über den Kalten Krieg steigt auch die Zahl der bekannten Drogenhändler, die für die CIA tätig waren: Korsensyndikate, irreguläre Truppen der Nationalchinesen, laotische Generäle, afghanische Kriegsherren, haitische Offiziere, panamaische Generäle, honduranische Schmuggler und nicaraguanische Contra-Kommandeure. Obwohl diese Bündnisse nur einen Bruchteil aller CIA-Operationen ausmachten, beeinflussten sie den globalen Drogenhandel erheblich.

Verstrickungen und politische Kosten

Die Rückblicke auf die Geheimkriege der CIA, die in den Drogenhandel verwickelt waren, offenbaren einen Kontrast zwischen kurzfristigem operativem Erfolg und langfristigen politischen Schäden. Bei jedem dieser verdeckten Einsätze nutzten lokale Kriegsherren Waffen, Logistik und politischen Schutz der CIA, um zu mächtigen Drogenbaronen aufzusteigen, die Opium in ihren Gebieten ausbauten und Heroin auf den Weltmärkten verkauften. Statt den Drogenhandel zu unterbinden, tolerierte die CIA ihn, blockierte Ermittlungen und machte die betroffenen Gebiete zu Regionen ohne Prohibition, in denen der Handel ungehindert florieren konnte.

Nachwirkungen der CIA-Operationen

Sobald ein CIA-Geheimkrieg beendet war, blieben die Folgen in Form steigender Drogenmengen bestehen. Die Agenten waren zwar abgezogen, doch die Marktverbindungen und die Macht der lokalen Kriegsherren blieben bestehen und machten diese Regionen auf Jahrzehnte zu bedeutenden Drogenlieferanten. Die Schlachtfelder verwandelten sich in Ödländer des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium wuchs. Diese Gebiete wurden dauerhaft von Drogenabhängigen geprägt. Da diese Konflikte außerhalb der offiziellen Diplomatie ausgetragen wurden, blieb ihr Ausgang außerhalb internationaler Regelwerke. Die Gesellschaften vor Ort erhielten keine Aufbauhilfe und mussten stattdessen die Opiumproduktion ausweiten.

Beispiele für die Folgen der CIA-Interventionen

Nach der CIA-Intervention in den 1950er Jahren stieg die birmanische Opiumproduktion von 18 Tonnen im Jahr 1958 auf 600 Tonnen 1970. Während des verdeckten Kriegs in den 1980er Jahren wuchs die afghanische Ernte von etwa 100 Tonnen 1971 auf 2.000 Tonnen 1991 und erreichte nach dem Krieg sogar 4.800 Tonnen. Ein Jahrzehnt nach Ende des Kalten Krieges waren Afghanistan, Birma und Laos die drei weltweit führenden Opiumproduzenten.

Globale Kräfte und die Nachfrage nach Drogen

Der kontinuierliche Anstieg des illegalen Opium- und Kokainanbaus während des Kalten Krieges war das Ergebnis eines Zusammenspiels globaler Kräfte: der ungebrochenen Nachfrage nach illegalen Drogen, geheimer Bündnisse mit Drogenhändlern und der unbeabsichtigten Förderung durch die Drogenprohibition. Die CIA-Geheimbündnisse mit Drogensyndikaten wirkten als Katalysator bei der Expansion des weltweiten Heroinhandels, auch wenn diese Absicht nicht geplant war.

Zwei entscheidende Wendepunkte

Bei zwei wichtigen Wendepunkten, als das Heroinangebot und die Zahl der Süchtigen in den USA in den späten 1940er und 1970er Jahren deutlich sanken, trugen die CIA-Bündnisse dennoch zu einer erneuten Steigerung des Opiumangebots bei. Dies führte dazu, dass sich der Drogenhandel in den USA wieder beleben konnte. Trotz ihres vergleichsweise kleinen Anteils an den Gesamtoperationen hatten die Bündnisse große Auswirkungen auf den internationalen Heroinmarkt.

Die erste CIA-Affäre mit Drogenhändlern während des Zweiten Weltkriegs

Die erste dieser Beziehungen begann während des Zweiten Weltkriegs, als der internationale Drogenhandel auf seinem historischen Tiefpunkt war. 1938 lag der Reinheitsgehalt des illegalen Heroins in den USA bei 28 %, drei Jahre später nur noch bei drei Prozent. Die Zahl der Süchtigen sank auf etwa 20.000, ein Zehntel der Menge von 1924. Ende der 1940er Jahre schien Heroin in den USA kaum noch ein Problem zu sein, doch innerhalb eines Jahrzehnts erholte sich der Handel rasch: Heroinraffinerien entstanden in Marseille und Hongkong, die Mohnfelder in Asien dehnten sich aus, und die Verbindungen zu Drogenhändlern, darunter korsische Syndikate, nationale chinesische Truppen und korrupte thailändische Polizisten, wurden wiederhergestellt.

Bündnisse während des Kalten Krieges

Zwischen 1948 und 1950 unterstützte die CIA die Kontrolle des strategisch wichtigen Hafens Marseille durch korsische Unterweltgruppen, um den Heroinexport in die USA zu sichern. Parallel dazu führte die CIA verdeckte Operationen entlang der chinesischen Grenze in Südostasien durch, die den Grundstein für den Heroin-Komplex des Goldenen Dreiecks legten. 1950 bewaffnete der Geheimdienst Überreste der nationalchinesischen Armee, um gegen die Kommunisten vorzugehen, und hielt sie entlang der birmanisch-chinesischen Grenze als Puffer. Im Laufe des Jahrzehnts wurde Nordostbirma durch diese Truppen zum größten Opiumlieferanten weltweit.

Die Rolle Thailands und der US-Bündnisse

Nachdem die Nationalchinesen das Opium nach Thailand schmuggelten, übernahm General Phao Siyanan, der thailändische Polizeichef und enger Verbündeter der USA, den Export und Vertrieb. Die Profite wurden genutzt, um eine antikommunistische Allianz zu finanzieren.

Die Wiederbelebung des Heroinhandels in den 1970er Jahren

Mitte der 1970er Jahre führten erfolgreiche Anti-Drogen-Operationen der US-Behörde DEA in Ländern von der Türkei bis Mexiko zu einem Rückgang der Heroinimporte und einer Verringerung der Süchtigen in den USA auf 200.000. Doch 1979 schuf die geheime CIA-Operation in Afghanistan die Voraussetzungen für eine massive Expansion des zentralasiatischen Drogenhandels. Durch Unterstützung afghanischer Kriegsherren, die Waffen, Logistik und Schutz nutzten, stieg die Zentralasiatische Heroinproduktion innerhalb eines Jahres auf über 60 % des US-Marktes und führte die Zahl der Süchtigen auf den früheren Höchststand zurück.