Lausitzer Geschichte: Kirschau (Störzner)
Eine halbe Stunde nördlich von dem Städtchen Schirgiswalde liegt höchst romantisch an den Ufern der Spree Kirschau, eine wendische Siedelung, welcher die Wenden den Namen Korsem gaben.
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Von Friedrich Bernhard Störzner
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Von Schirgiswalde führt nach Kirschau eine schöne Landstraße, die in ihrer nördlichen Fortsetzung Großpostwitz und Bautzen berührt, in ihrer südlichen Fortsetzung über Sohland an der Spree nach Böhmen geht. Ein herrlicher Spazierweg zwischen Schirgiswalde und Kirschau ist der Poetenweg. –
Im Jahre 1840 zählte Kirschau oder Korsem „65 Besitzungen, darunter ein Erbgericht, eine Mahlmühle und eine Schmiede.“ Die Einwohnerzahl betrug gegen 300. Die Hauptnahrungszweige der Bewohner bildeten von jeher Ackerbau und Weberei.
Eine Sehenswürdigkeit des Dorfes Kirschau ist die alte Burg Kirschau. Von ihr sind freilich nur noch geringe Spuren vorhanden. Ein verfallenes Tor und einige Mauern erinnern an verschwundene Pracht und Größe. – Auf dem Burgberge befand sich in frühsten Zeiten eine altheidnische Schanze, ein Ringwall. Mitten in demselben wurde später die Burg Kirschau erbaut, deren Bewohner Jahrhunderte hindurch als gewaltige Raubritter weithin gefürchtet waren. Unter Kaiser Karl IV. wurde das Raubschloß Kirschau durch die Bürgerwehr der Sechs-Städte im Jahre 1350 zerstört. Doch die Burg erstand von neuem, und der Sechsstädtebund mußte abermals gegen die Burg Kirschau ziehen. Das geschah im Jahre 1359. Die Burg wurde zum zweiten Male erobert und diesmal fast dem Erdboden gleichgemacht. Christian Heckel schreibt hierüber in der Chronik von Bischofswerda vom Jahre 1713 auf Seite 181: „Anno 1359 wurde das Raub-Hauß und Schloß Kirschau, 2 Meilen von hier über Wilthen, von den Sechs-Städten zerstört, aus welchem dieser Stadt und Gegend viel Unglück war erwachsen, die Rudera sind annoch zu sehen.“ –
Seit jener Zeit liegt das ehemalige Raubschloß in Trümmern, und es ist still hier oben geworden. Doch die Sage belebt die einsame Burgruine. Sie weiß zu erzählen, daß im Innern des Berges unermeßliche Schätze vergraben liegen. In einem großen Kessel sind dieselben untergebracht. Den Schatz zu heben, ist freilich nicht leicht. Die Bedingungen, unter denen es geschehen kann, sind sehr schwer. Wer die versunkenen Schätze heben will, muß viel Mut besitzen. Es gilt, dabei auch eine Jungfrau zu erlösen, ein bezaubernd schönes Wesen, das in manchen Nächten klagend die Ruinen der alten Burg Kirschau umschwebt.