Konstantin der Große und der Umbruch im Christentum
Die moderne Zeitrechnung beginnt mit dem Jahre Null – sprich die Geburt Jesus Christus. So ganz stimmt diese Tatsache nicht – weil sich ein Rechenfehler eingeschlichen hat. Dennoch zeigt das gebräuchliche Datum die besondere Stellung der Religion in unserer Gesellschaft.
Neid – Mißgunst und Furcht: Weshalb Jesus am Kreuz sterben musste
>> Ungläubiges Staunen: Über das Christentum von Navid Kermani (Buch) <<
„Nichts erniedrigte Jesus mehr als die Gleichgültigkeit der Kriegsknechte, denen Pilatus die Kreuzigung überantwortet hatte. Warum das Volk, warum besonders die Hohenpriester und Ältesten Jesus nicht nur sterben, sondern öffentlich gemartert sehen wollten, dafür liefern die Evangelien eine Reihe von Gründen, von denen der wichtigste und zugleich banalste der ist, den Pilatus selbst erkennt: Neid, wobei Neid vielleicht zu allgemein ist und man heute, in diesen Jahren, präziser von Ressentiment als jener Abneigung sprechen müßte, die auf Neid, aber eben nicht nur auf Neid, sondern auch auf Vorurteilen und Mißgunst, Furcht und dem Gefühl der Unterlegenheit beruht, also notwendig ins Unbewußte reicht, weshalb das Volk, weshalb die Hohenpriester und Ältesten auf Pilatus’ Frage, was Jesus denn Übles getan habe, keine Antwort wußten, sondern nur noch mehr schrieen und sagten: Laß ihn kreuzigen!“
„Was Jesus denn Übles getan habe – Keine Antwort wußten“
Seit der Kreuzigung Jesus breitete sich das Christentum vorwiegend im Untergrund aus, die große Anziehungskraft der Religion lag vorwiegend immaterielle und weniger weltliche Werte begründet. Das änderte sich mit dem römischen Kaiser Konstantin.
„Mit der Urkunde begründete das Papsttum seinen Anspruch auf weltliche Herrschaft“
„Ganze Historikertage haben über die „Konstantinische Schenkung“ gestritten. Sicher ist, dass sie seit dem 10. Jahrhundert von der Kurie als zentrales Grundgesetz herausgestellt wurden. Mit Bezug auf den darin festgelegten Primat über die anderen Patriarchate provozierte Leo IX. 1053/4 das Schisma mit Konstantinopel, das bis auf den heutigen Tag andauert. Mit der Urkunde begründete das Papsttum seinen Anspruch auf weltliche Herrschaft, die bis heute im Vatikanstaat Realität ist. Obwohl klarsichtige Zeitgenossen früh die Echtheit des Dokuments anzweifelten, mit denen die Päpste ihr „Geschenk“ legitimierten, wurde sein Inhalt doch über das gesamte Mittelalter hinweg als wahr akzeptiert. Mit dem Anspruch auf den politischen Primat zogen die Kirchenfürsten in die Kriege mit Kaisern und Königen.“
„Übertragung von weltlicher Macht auf die Päpste“
„Die sogenannte Konstantinische Schenkung, also die von Kaiser Konstantin dem Großen durchgeführte Übertragung von weltlicher Macht auf die Päpste, erfreute sich bei einigen Ketzerbewegungen des Mittelalters keiner besonders großen Beliebtheit. Beispielsweise bei den auch in Österreich sehr umtriebigen Waldensern, die sogar ihre Gründung darauf zurückführten“
Konstantinische Schenkung – Die gefälschte Urkunde
Konstantin wertete das Christentum nachhaltig – sowohl materiell als auch gesellschaftlich auf – allerdings war die Großzügigkeit des großen römischen Kaisers sehr berechnend. Der Grund war: Die Masse der Gläubigen hatte im damaligen Römischen Reich einen kritischen Punkt erreicht, welcher nicht mehr ignoriert werden konnte. Deshalb stand die unausgesprochene Frage im Raum, wie man diese Menschen in das vorliegende Herrschaftskonstrukt integrieren kann. Jedoch der Preis für die ursprüngliche Theologie der christlichen Religion selbst war exorbitant hoch: Der Feiertag Samstag wurde auf den römischen Feiertag den Sonntag verlegt, ein göttliches Gebot fiel vollumfänglich weg – woraufhin das neunte Gebot, auf zwei Gebote aufgeteilt wurde und die vielgepriesene Besitzlosigkeit war fortan Geschichte.
Die Heiligenverehrung hat ihren Ursprüngen bei der römischen Religion
Auch die Heiligenverehrung ist in ihren Ursprüngen bei der römischen Religion zu verorten. Römische Statuen bekamen neue Namen: Aus der Zeusstatue wurde die Petrusstatue, der Kriegsgott Jupiter war war ab dann der Paulus und die Jadggötin Diana nannte man um in Maria – um einige Beispiele zu nennen. Nicht alle Gläubigen waren mit dem Schritt einverstanden und zogen sich in die Südwestalpen zurück, welche später den Namen Waldenser bekamen.