“Wie konnten die Täter so lange unentdeckt Kinder quälen und einschlägiges Material im Darknet vertreiben?”

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Zeigt man möglicherweise eine Vorliebe für Tiere? Oder, noch bedenklicher, hegt man etwa sogar eine Sympathie für Pandabären? – In diesem Fall könnte der behördliche Verdacht auf pädophile Neigungen bereits bestehen. Das mag etwas absurd erscheinen, doch die amtliche Vorgehensweise vermittelt ein ganz anderes Bild.

“Die pädophilen Neigungen des Beschuldigten manifestieren sich bereits in dem kindlichen Körperbau und Kleidungsstil der Lebensgefährtin des Beschuldigten”

>>Sex vor Gericht von Alexander Stevens (Buch) <<

“Der gut gekleidete Herr, der mir da gegenübersaß, sollte im Besitz von Kinderpornographie gewesen sein – zumindest war das der Vorwurf, weswegen er um sechs Uhr morgens von einem polizeilichen Durchsuchungskommando unsanft geweckt worden war. Dabei hatte er die Frage eines Durchsuchungsbeamten, ob er pädophile Neigungen habe, laut Protokoll lautstark verneint. Dennoch hatte der Polizist eine detaillierte Personenbeschreibung der zierlichen Lebensgefährtin meines Mandanten protokolliert und als persönlichen Eindrucksvermerk festgehalten: »Die pädophilen Neigungen des Beschuldigten manifestieren sich bereits in dem kindlichen Körperbau und Kleidungsstil der Lebensgefährtin des Beschuldigten.«

“Frage eines Durchsuchungsbeamten, ob er pädophile Neigungen habe, laut Protokoll lautstark verneint”

Was ist damit konkret gemeint? Das polizeiliche Überfallkommando hat am frühen Morgen den Verdächtigen in einem Schlafanzug mit Pandabärenmuster vorgefunden. So soll also eine “erdrückende” Beweislage aussehen? Natürlich hat sich das Verfahren im Nichts aufgelöst, aber es verdeutlicht bereits, in welche Richtung die Entwicklung tendiert. Fakten werden aus ihrem Kontext gerissen, um ein Verbrechen zu konstruieren oder eine bestimmte “Spin” wie bei Spindoktoren zu erzeugen. Währenddessen stellen sich bei tatsächlichen Fällen zahlreiche Fragen.

“Im Tatkomplex Münster gibt es über 40 Tatverdächtige, von denen rund 30 in Untersuchungshaft oder Haft sitzen”

>>Verlag C.H.Beck<<

“Im Frühsommer war durch Ermittlungen in Münster ein Fall von Kindesmissbrauch mit ausufernden Dimensionen aufgedeckt worden. … Im Tatkomplex Münster gibt es über 40 Tatverdächtige, von denen rund 30 in Untersuchungshaft oder Haft sitzen. Etwa 30 Kinder sollen Opfer geworden sein. Der Prozess gegen den IT-Techniker und vier weitere Menschen auf der Anklagebank geht derzeit mit dem Vortrag von Sachverständigengutachten zu den Angeklagten auf sein Ende zu. Die Verhandlungen finden zum Schutz der Opfer größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.”

“Etwa 30 Kinder sollen Opfer geworden sein”

Es stellt sich die Frage, wie der Täter in der Lage war, etwa 30 Kinder unbemerkt zu beschaffen. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass dies über einen so langen Zeitraum ohne Auffälligkeiten geschehen sein soll. Besonders hinsichtlich der “Kunden” des Täternetzwerks gibt es kaum Informationen, vermutlich handelt es sich hierbei eher um ein behördliches Ignorieren. Solche Vorfälle werden häufig als Anlass genommen, um die Vorratsdatenspeicherung auszuweiten.

“Wie konnten die Täter so lange unentdeckt Kinder quälen und einschlägiges Material im Darknet vertreiben?”

>>Dr. Datenschutz<<

“Seitdem der schwere sexuelle Missbrauchsfall in Münster bekannt wurde, herrscht Entsetzen – wie konnten die Täter so lange unentdeckt Kinder quälen und einschlägiges Material im Darknet vertreiben? Aus Sicht von Politikern könne eine Vorratsdatenspeicherung derartige Straftaten künftig verhindern. Dass diese nicht ohne Grund umstritten ist, spielt anscheinend keine Rolle mehr.”

“Aus Sicht von Politikern könne eine Vorratsdatenspeicherung derartige Straftaten künftig verhindern”

Es handelt sich hier um eine Art von Reflexhandlung. Würde es in eine Polizeistation reinregnen, dann würde man nicht einen Dachdecker, sondern nach der Vorratsdatenspeicherung rufen. Zuweilen brauchen sich echte Pädokriminelle kaum vor der Polizei zu fürchten.

“Pädokriminelle Inhalte bleiben trotz Kenntnis der Polizei im Netz”

>>Netzpolitik<<

“Pädokriminelle Inhalte bleiben trotz Kenntnis der Polizei im Netz – Löschen statt Sperren funktioniert eigentlich sehr gut: 99 Prozent der im Gesetz sogenannten kinderpornografischen Inhalte werden bei deutschen Hostinganbietern innerhalb von einer Woche nach Meldung gelöscht, 85 Prozent der Inhalte schon nach 48 Stunden. Eigentlich ein Riesenerfolg und das seit Jahren.”

“Löschen statt Sperren funktioniert eigentlich sehr gut”

In der Tat wird aus Polizeikreisen verlautbart, dass ausreichend Beweismaterial und rechtliche Möglichkeiten vorhanden sind, jedoch kaum Mittel zur Verfügung stehen, um eine strafrechtliche Verfolgung durchzuführen. Auch insgesamt scheinen Übergriffe im Bereich der Pädokriminalität nicht von großer Bedeutung zu sein.

“Helmut Kentler ließ Kinder und Jugendliche von Jugendämtern an Pädosexuelle vermitteln”

>>Der Tagesspiegel<<

“Helmut Kentler ließ Kinder und Jugendliche von Jugendämtern an Pädosexuelle vermitteln. Spuren führen auch nach Westdeutschland. … Bei dem Experiment des damals renommierten Sozialpädagogen und Sexualwissenschaftlers Helmut Kentler sind Kinder und Jugendliche aus sozial prekären Verhältnissen in Berlin von Jugendämtern gezielt an pädosexuelle Männer zur Pflege vermittelt worden. Nach Kentlers Ansicht seien diese Männer besonders geeignet gewesen, sich um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern. Sexuelle Kontakte der Männer mit ihren Pflegekindern nahm er in Kauf. In der Folge wurden viele Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht.”

“Sexuelle Kontakte der Männer mit ihren Pflegekindern nahm er in Kauf”

Die langsame und teilweise unzureichende Auseinandersetzung mit dem Kentler-Komplex vermittelt jedoch eine klare Botschaft. Auch die lächerlich geringen Beträge, mit denen die Betroffenen entschädigt werden, deuten in dieselbe Richtung. Pädokriminalität scheint immer dann von Bedeutung zu sein, sofern sich damit behördliche Überwachungsmaßnahme durchsetzen lässt.