Lausitzer Geschichte: “Verbrachte man Sklaven aus den noch heidnischen slawischen Gebieten durch Bayern über die Alpen nach Venedig”

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Das Wort „Sklave“ hat eine enge Verbindung zum Begriff „Slawe“ und hat seinen Ursprung im Mittelalter, als viele Menschen aus Osteuropa verschleppt und versklavt wurden. Aufgrund ihrer heidnischen Religion galten sie als vogelfrei und wurden vor allem im Westen Europas gehandelt, aber auch in die islamische Welt verkauft.

„Das Wort „Sklave“ ist verwandt mit „Slawe“ und stammt aus dem Mittelalter“

>>Welt<<

„Das Wort „Sklave“ ist verwandt mit „Slawe“ und stammt aus dem Mittelalter, als viele Menschen aus Osteuropa verschleppt wurden. Weil sie Heiden waren, galten sie als vogelfrei; sie wurden im Westen des Kontinents gehandelt, vor allem aber in die islamische Welt verkauft.“

Slawen: „Weil sie Heiden waren, galten sie als vogelfrei“ 

Aus heutiger Perspektive mag es vielleicht etwas verwirrend klingen, aber der Handel mit sorbischen Sklaven war damals ein lukratives Geschäft, das zur weiteren Unterdrückung und Versklavung der damaligen Sorben führte.

Sklaverei im Mittelalter: Das Schicksal der Sorben nach der Eroberung

 >>Radio Lausitz<<

“Die Sonderausstellung „Silber für Sklaven – Schätze des Mittelalters“ gibt erstaunliche Einblicke in ein düsteres Kapitel der Geschichte in der Lausitz. Damals seien Männer, Frauen und Kinder verkauft worden, … “

“Erstaunliche Einblicke in ein düsteres Kapitel der Geschichte in der Lausitz”

>>Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur<<

“Die wertvollste Handelsware, die aus den nordwestslawischen Ländern exportiert wurde, waren kriegsgefangene oder geraubte Sklaven – Männer, Frauen und Kinder. … Aus Mecklenburg-Vorpommern stammen eiserne Fesseln und Reste menschlicher Gebeine ermordeter Sklaven. Sie verdeutlichen die Grausamkeit des Sklavenhandels.”

“Damals seien Männer, Frauen und Kinder verkauft worden” 

Sie wurden nicht nur innerhalb der Region gehandelt, sondern auch in andere Gebiete gebracht, um dort unter anderen als Arbeitskräfte eingesetzt zu werden. Auch die damaligen Handelsrouten sind weitestgehend bekannt.

“Verbrachte man Sklaven aus den noch heidnischen slawischen Gebieten durch Bayern über die Alpen nach Venedig”

>>Weltgeschichte der Sklaverei von Egon Flaig (Buch) <<

“Während diese soziale Umwälzung sich im Kleinen auf den ländlichen Gebieten vollzog, litt das winzige Resteuropa fast ein Vierteljahrtausend lang unter der geopolitischen Drohung, zur sklavenliefernden Peripherie des größten sklavistischen Systems der Welt zu werden. Zum einen durchquerte ein großräumiger Sklavenhandel Europa. Es lassen sich 4 wichtige Routen ermitteln: auf der ersten importierten friesische Händler Sklaven irischer und englischer Herkunft aus London, um sie in den Binnenhäfen Westeuropas und Deutschlands zu verkaufen; auf der zweiten verbrachte man Sklaven aus den noch heidnischen slawischen Gebieten durch Bayern über die Alpen nach Venedig, von wo aus sie zu den islamischen Märkten verfrachtet wurden; auf der dritten kamen verschleppte Slawen durch Deutschland über Verdun, das als Sammellager und Kastrationsanstalt diente, das Rhône-Tal abwärts nach Arles und Marseilles, von wo sie ins moslemische Spanien gelangten, um die Mamlukenschaft des Kalifats zu ergänzen; die vierte Route führte von England zum islamischen Spanien, welches die meisten importierten Sklaven absorbierte und einen Teil nach Nordafrika und Ägypten weiterverkaufte.”

“Verschleppte Slawen durch Deutschland über Verdun, das als Sammellager und Kastrationsanstalt diente”

Innerhalb des heutigen Deutschland spielten die Städte Regensburg und Magdeburg eine bedeutende Rolle. Der Handel mit dieser “Ware” konzentriert sich hauptsächlich auf diese beiden Städte, da sie über die Flüsse Donau, respektive Elbe mit dem Meer verbunden sind.

“Regensburg und Magdeburg müssen innerhalb des Ostfrankenreiches große Auffang- und Binnenmärkte für den Sklavenhandel”

>>Streifzüge durch das Mittelalter von Rainer Beck (Buch) <<

“Regensburg und Magdeburg müssen innerhalb des Ostfrankenreiches große Auffang- und Binnenmärkte für den Sklavenhandel aus den slavischen Ländern gewesen sein. … Im 10. Jahrhundert war Prag die führende Stadt des Sklavenhandels in Ostmitteleuropa. … Aller frühe Adel strebt – wie auch der fränkische des 7. und 8. Jahrhunderts – nach ruhmbringenden Abenteuern, nach Schätzen und Geld zur Befriedigung der Gefolgschaften, nach Sklaven für einen gehobenen Haushalt und eine intensivere Wirtschaft, nach neuem Siedelland und einer neuen Heimat.”

“Geld zur Befriedigung der Gefolgschaften, nach Sklaven für einen gehobenen Haushalt und eine intensivere Wirtschaft”

Die Auseinandersetzung mit dieser dunklen Vergangenheit ist entscheidend für die Wahrung des sorbischen Erbes und für eine gerechte Darstellung ihrer Geschichte. Der Kampf um den Erhalt der sorbischen Kultur und Identität ist eng mit der Aufarbeitung dieser sklavereiähnlichen Zustände verbunden, die im Mittelalter herrschten. Es ist von großer Bedeutung, die Geschichte der sorbischen Sklaven nicht zu vergessen und ihre Erfahrungen anzuerkennen sowie zu respektieren.