Volksfrömmigkeit: Zwischen Sorbischer Identität & Glaube
Volksfrömmigkeit der Sorben – Viele christliche Traditionen haben in Wirklichkeit wenig mit Christentum zu tun. Nicht wenige dieser Bräuche kommen ursprünglich aus der Volksfrömmigkeit her. Auch die Wurzeln des berühmten Sorbischen Osterreiten reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück. Sogar der katholische Papst hat die Bedeutsamkeit der Volksfrömmigkeit eingestanden.
“Momente des Gebetes in der Familie und die Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit”
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“Vor allem die geprägten Zeiten wie Advent oder die Fastenzeit stecken einen Rahmen ab, in dem das beherzt (neu) versucht werden kann. An Hilfsmitteln wie Gebetskarten, -würfeln oder Kinderbibeln mangelt es uns nicht, eher an Tatkraft. Aber auch hier klärt der Papst die Bedeutsamkeit: Daher können die Momente des Gebetes in der Familie und die Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit eine größere Evangelisierungskraft besitzen als alle Katechesen und alle Reden.”
“Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit eine größere Evangelisierungskraft besitzen als alle Katechesen und alle Reden”
Im Gegensatz zu theologisch-philosophischen Denkschulen wird in der Volksfrömmigkeit der Glaube aktiv gelebt. Besonders die Lausitzer Sorben haben sich viele Traditionen aus vorchristlicher Zeit erhalten.
“Volksfrömmigkeit – der Glaube zur Bewahrung der sorbischen Identität”
“Volksfrömmigkeit – der Glaube zur Bewahrung der sorbischen Identität – Über die vorchristliche, slawische Religion zwischen Saale und Neiße ist kaum etwas bekannt. Beginnend mit der Missionierung der Slawen im Elbe-Saale-Gebiet und in der Lausitz im 10. Jahrhundert entwickelten sich bei der Bevölkerungsgruppe der Sorben über viele Jahre christliche Bräuche und Traditionen, die von heute von den etwa 40 000 mehrheitlich katholischen Obersorben in Sachsen und den etwa 20 000 überwiegend evangelischen Niedersorben in Brandenburg immer noch gepflegt und festlich begangen werden und die sie ein Leben lang begleiten.”
“Über die vorchristliche, slawische Religion zwischen Saale und Neiße ist kaum etwas bekannt”
Über die Geschichte der Sorbischen Volksfrömmigkeit ist wenig bekannt und darüber wird noch viel weniger geforscht. Viele vermeintlich “teuflisch- heidnischen” Anlagen wurden zerstört und die religösen Praktiken schlicht verboten.
„Ur-Sternwarte in Kleinbautzen Sorbisches Stonehenge“
“Menschenkette für Ur-Sternwarte in Kleinbautzen Sorbisches Stonehenge von Steinbruch bedroht! … Dann zerstörten Bischöfe bei der Christianisierung Teile der angeblich teuflisch- heidnischen Anlage, meißelten ein Christuskreuz ein. Herold: „Doch noch 1614 haben hier die Sorben an diesem wirkmächtigen Kult- und Oferplatz heimlich zu ihren alten Göttern gebetet.“
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„Noch 1614 haben hier die Sorben an diesem wirkmächtigen Kult- und Oferplatz heimlich zu ihren alten Göttern gebetet“
Andere religiöse Praktiken sind innerhalb des Christentums aufgegangen. So auch die Tradition rund um das Osterwasser, was regional sehr unterschiedlich gehandhabt wurde.
“Schöpften Mädchen und Frauen in der Nacht vom Samstag zum Ostersonntag das Osterwasser”
“Das Osterwasser – Noch bis in die 50iger Jahre schöpften Mädchen und Frauen in der Nacht vom Samstag zum Ostersonntag das Osterwasser mit einem Tonkrug aus einem Fließ im Spreewald, das aus östlicher Richtung, also vom Sonnenaufgang her, floss.”
“Osterwasser” – “Fließ im Spreewald, das aus östlicher Richtung, also vom Sonnenaufgang her, floss”
Viele heutige Bräuche werden als integraler Bestandteil des Christentums angesehen. Doch in vielen Fällen lassen sich die Traditionen bis in vorchristliche Zeit zurückverfolgen.