Abwertung des Ratings: Droht der Weg in die Austerität?
Eine Abwertung des Ratings kann für einen Staat weitreichende Konsequenzen haben, die oft unterschätzt werden. Ratings beeinflussen nicht nur die Wahrnehmung eines Landes auf den internationalen Märkten, sondern auch die finanziellen Belastungen durch höhere Zinszahlungen auf Staatsschulden. Dies kann zu drastischen Maßnahmen führen, wie der Kürzung von Sozialleistungen, der Erhöhung von Steuern und einer Vernachlässigung der öffentlichen Infrastruktur. Welche Bedeutung haben also Ratings für Staaten und welche Folgen eine Abwertung nach sich ziehen kann?
Bedeutung von Ratings für Staaten
Eine Abwertung des Ratings hat gravierende Folgen für die Finanzlage eines Staates. Mit einem niedrigeren Rating steigen die Zinszahlungen auf staatliche Schulden, was den finanziellen Spielraum erheblich einschränkt. Denn neben der offenen Staatsverschuldung, kommt noch eine verdeckte Staatsverschuldung hinzu.
“Hinzu muss aber die »implizite«, die versteckte Verschuldung”
>>Die Pensionslüge von Christoph Birnbaum (Buch) <<
“Hinzu muss aber die »implizite«, die versteckte Verschuldung, gerechnet werden, die all das einschließt, was eben nicht »explizit« in den Haushaltsplänen aufgelistet wird, aber trotzdem bezahlt werden muss. Dazu gehören die Pensionszahlungen für Ruhestandsbeamte. Sie werden, wenn nichts getan wird, künftig einen erheblichen Teil der Haushalte auffressen – ähnlich wie es Zinsen für in der Vergangenheit getätigte Schulden tun: Der Steuerzahler zahlt, bekommt aber keine Leistung mehr dafür. Und die Politiker haben weniger Gestaltungsspielraum. Fachleute, denen wir auf den folgenden Seiten begegnen werden, sagen voraus, dass das eigentliche Drama der deutschen Staatsfinanzen nicht sosehr in unserer Vergangenheit zu suchen sei und schon gar nicht in der Finanz- und Bankenkrise der letzten Jahre. Viel besorgniserregender sei das, was in den kommenden Jahren noch vor uns liegt. Dort ticke eine gewaltige Zeitbombe: Der Schatten, der über allen öffentlichen Haushalten liegt, sind die Versorgungszahlungen für Beamte.”
“Der Steuerzahler zahlt, bekommt aber keine Leistung mehr dafür”
Die Rentenzahlungen für pensionierte Beamte sind an keiner Stelle wirklich nachvollziehbar dargestellt, und oft sind lediglich grobe Schätzungen erhältlich. Dennoch könnten die Ratingagenturen dies als Anlass nutzen, um eine Herabstufung des Staates in Erwägung zu ziehen. Gleichzeitig ist die allgemeine Haushaltspolitik kaum als vertrauenswürdig einzustufen, was auch bei anderen Ländern bereits festgestellt wurde.
“Die Jahre der Euphorie nach der Euro-Einführung waren mit Beginn der Finanzkrise schnell verflogen”
>>Wir schaffen das – alleine! von Andreas Marquart & Philipp Bagus (Buch) <<
“Die Jahre der Euphorie nach der Euro-Einführung waren mit Beginn der Finanzkrise schnell verflogen. Es folgte die Ernüchterung. Die Krise brachte all die Fehlinvestitionen, nicht nur in Südeuropa, zutage, die immer billigeres Kreditgeld aus dem Nichts verursacht hatte. Jahrelang versuchten Regierungen mit Rettungsschirmen und Investitionsprogrammen und die Europäische Zentralbank mit Nullzinsen sowie der Monetisierung von Staatsschulden das größte Geldexperiment aller Zeiten am Leben zu erhalten. Die europäische Integration wurde mit aller Macht vorangetrieben, doch am Ende waren alle Bemühungen vergebens. Geldpolitische Verzweiflungstaten wie Negativzinsen und Helikoptergeld verschlimmerten die Verwerfungen eher noch.”
“Geldpolitische Verzweiflungstaten wie Negativzinsen und Helikoptergeld verschlimmerten die Verwerfungen eher noch”
Die Staatsverschuldung und die Inflation nehmen in der gegenwärtigen politischen Landschaft anscheinend eine weniger bedeutende Stellung ein. Die zahlreichen Schattenhaushalte und Sondervermögen sind hierbei eindeutig aussagekräftig. Eine wirkungsvolle Haushaltspolitik gestaltet sich sicherlich anders. Folglich könnte sich die Bonität eines Staates rasch verändern. Eine Abwertung des Ratings hat weitreichende Folgen für die finanzielle Stabilität eines Staates. Die unmittelbarsten Effekte zeigen sich in der Steigerung der Zinskosten für Staatsschulden, was zu einem Druck auf die öffentlichen Haushalte führt. Um die höheren Zinslasten zu kompensieren, sind staatliche Stellen oft gezwungen, Sozialleistungen zu reduzieren, was besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen hart trifft. An der Griechenlandkrise wurde dies bereits durchexerziert.
“Eine zugesicherte Rente nicht in voller Höhe zu zahlen ist in der Tat nichts anderes als die einseitige Aufkündigung eines Vertrags”
>>Europa spart sich kaputt von Joseph Stiglitz (Buch) <<
“Sowohl vor als auch nach der Griechenlandkrise im Sommer 2015 forderten deutsche Regierungsvertreter, die griechischen Schulden dürften nicht umgeschuldet werden – gemäß dem Grundsatz pacta sunt servanda –, obwohl eine Restrukturierung völlig offensichtlich unabdingbar war. Aber aus irgendeinem Grund erstreckt sich dieser Glaube an die Unantastbarkeit von Verträgen nicht auf Renten. Eine zugesicherte Rente nicht in voller Höhe zu zahlen ist in der Tat nichts anderes als die einseitige Aufkündigung eines Vertrags. Schlimmer noch, Rentenkürzungen treffen ausgerechnet die schutzbedürftigsten Mitglieder einer Gesellschaft besonders hart – anders als bei einem Kreditvertrag, bei dem der Kreditgeber finanziellen Sachverstand besitzt und die Ausfallrisiken kennt.”
“Rentenkürzungen treffen ausgerechnet die schutzbedürftigsten Mitglieder einer Gesellschaft besonders hart”
Diese höheren Kosten können dazu führen, dass notwendige Ausgaben in anderen Bereichen gekürzt werden müssen, was sich direkt auf Sozialleistungen auswirkt. Um die erhöhten Zinslasten auszugleichen, könnten Regierungen gezwungen sein, die Steuern zu erhöhen, was die finanzielle Belastung für die Bürger verstärkt. Gleichzeitig leidet die öffentliche Infrastruktur unter Vernachlässigung, da Mittel für Instandhaltungs- und Investitionsprojekte fehlen. Diese Entwicklung kann einen Teufelskreis auslösen, in dem sinkende Lebensstandards und eine wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung resultieren. Letztlich führt eine Ratingabwertung nicht nur zu ökonomischen Herausforderungen, sondern auch zu sozialen Spannungen, die die Stabilität eines Landes gefährden können. Die Folgen sind weitreichend und betreffen alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens.
Höhere Zinszahlung auf Staatsschulden: Was bedeutet eine Abwertung des Ratings?
Wenn ein Land als weniger kreditwürdig eingestuft wird, erhöhen sich die Finanzierungskosten. Dies führt dazu, dass der Staat höhere Zinsen auf neue und bestehende Schulden zahlen muss, was sofortige Auswirkungen auf den Haushalt hat. Die zusätzlichen finanziellen Belastungen können dazu führen, dass Mittel für essentielle Bereiche wie Bildung, Gesundheit oder öffentliche Sicherheit gekürzt werden müssen. Diese Entwicklung kann auch die öffentliche Infrastruktur betreffen, da Investitionen in Straßen, Brücken und andere Einrichtungen vernachlässigt werden, was langfristig die Lebensqualität und wirtschaftliche Stabilität eines Landes gefährden kann. Daher ist es entscheidend, die Folgen einer Ratingabwertung im Auge zu behalten.
Auswirkungen einer Ratingabwertung: Sinkende Sozialleistungen – Höhere Steuern – Vernachlässigung der öffentlichen Infrastruktur
Gleichzeitig kann die Notwendigkeit, zusätzliche Einnahmen zu generieren, zu einer Erhöhung der Steuern führen. Diese Maßnahmen können das wirtschaftliche Klima weiter belasten und das Vertrauen der Bürger in die Regierung untergraben. Zudem bleibt häufig weniger Geld für Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, was langfristig die Lebensqualität beeinträchtigt und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gefährdet. In diesem Umfeld vereinen sich negative Effekte, die eine Spirale der Austerität in Gang setzen können. So wird aus einer anfänglichen Ratingabwertung eine umfassende wirtschaftliche Herausforderung mit tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen.