Strukturwandel in der Arbeitswelt: “Es braucht die 42-Stunden-Woche” – Steht die Rückkehr der Sechs-Tage-Arbeitswoche bevor?

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Es braucht die 42-Stunden-Woche.” -Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft hat diese Forderung aufgestellt. Die Regelarbeitszeit soll demnach im Durchschnitt steigen. Könnte es womöglich erst der Anfang sein? Immerhin sind auch ganz andere Arbeitszeitordnung denkbar.

“1938 wurde in Deutschland eine bis heute gültige Arbeitszeitordnung festgeschrieben”

>>Duden Allgemeinbildung: Deutschland – Alles, was man wissen muss von Dudenredaktion<<

“Bereits 1938 wurde in Deutschland eine bis heute gültige Arbeitszeitordnung festgeschrieben, die den Achtstundentag und eine maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche definierte. Im Westen blieb die Regelarbeitszeit bis Mitte der 1950er-Jahre knapp unterhalb dieser Vorgabe. Dann begann der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung und die Einführung der Fünftagewoche. Bis 1978 wurde für 92,6 %o der Arbeitnehmer die 40-Stunden-Woche realisiert. In verschiedenen Branchen wurden in der Folge weitere Verkürzungen, auf 38,5 oder 35 Stunden Wochenarbeitszeit vereinbart. Seit Mitte der 1990er-Jahre erfolgte verschiedentlich eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche. Für die arbeitende Bevölkerung der DDR wurde im April 1950 die Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden – je acht Stunden montags bis samstags – festgelegt.”

“Seit Mitte der 1990er-Jahre erfolgte verschiedentlich eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche”

Allerdings stellte sich die Situation innerhalb der DDR etwas komplexer dar. Für Frauen hat – unter bestimmten Voraussetzungen – schon in der DDR die 40-Stunden-Woche gegolten.

DDR: “Volle Berufstätigkeit hieß bis 1965, eine Sechs-Tage-Arbeitswoche zu bewältigen”

>>Frauen in der DDR von Anna Kaminsky (Buch) <<

“Volle Berufstätigkeit hieß bis 1965, eine Sechs-Tage-Arbeitswoche zu bewältigen. Erst danach wurde sukzessive die Fünf-Tage-Woche mit 43 Stunden Arbeitszeit eingeführt. Mütter mit drei und mehr Kindern bis 16 Jahre wurde ab dem 1. Juli 1972 eine 40-Stunden-Woche gewährt, ab 1976 galt dies auch für Frauen mit mindestens zwei Kindern. Seit 1952 stand voll berufstätigen verheirateten Frauen zudem ein »Haushaltstag« pro Monat, der sogenannte »Waschtag«, zu. Ab 1965 konnten diesen Tag auch nicht verheiratete Frauen mit Kindern in Anspruch nehmen, ab 1970 sogar voll berufstätige verheiratete Frauen ohne Kinder, wenn es eine entsprechende Betriebsvereinbarung gab und die Planerfüllung nicht gefährdet war.”

DDR: “Berufstätigen verheirateten Frauen zudem ein »Haushaltstag« pro Monat, der sogenannte »Waschtag«, zu”

Insbesondere für Frauen war die 40-Stunden-Woche fast flächendeckend bereits Wirklichkeit geworden. Zwar mögen die beiden deutschen Staaten zu dieser Zeit getrennt gewesen sein, aber die Entwicklung rund um die Arbeitszeitverkürzung ist sehr ähnlich verlaufen. Zeitweise haben die Gewerkschaften sogar die 35-Stunden-Woche gefordert.

“In den späten 1950er-Jahren mit der Kampagne für die Fünf-Tage-Woche”

>>Vollbeschäftigt: Das neue deutsche Jobwunder von Karl-Heinz Paqué (Buch) <<

” … die 35-Stunden-Woche. Sie erinnerten sich der großen Popularität, die sie in den späten 1950er-Jahren mit der Kampagne für die Fünf-Tage-Woche gewonnen hatten. Mit dem Slogan „Am Samstag gehört der Papi mir!“ war es ihnen damals gelungen, erstmalig im Wirtschaftswunderland breite Sympathien in der Bevölkerung zu gewinnen. In der Tat erwies sich die Kampagne für die 35-Stunden-Woche als ein wirksames Instrument, um in der schwierigen Nachrezessionszeit 1983/84 wieder mit einem großen nationalen Ziel der Arbeitnehmer in aller Munde zu sein.”

“Am Samstag gehört der Papi mir!”

Seit der Wiedervereinigung wollen nicht einmal die Gewerkschaften von ihrer eignen Forderung etwas wissen. Die 35-Stunden-Woche spricht heutzutage niemand mehr laut aus. Ganz im Gegenteil: Die Regelarbeitszeit soll steigen.

“IW-Chef fordert die 42-Stunden-Woche”

>>Süddeutsche Zeitung<<

“IW-Chef fordert die 42-Stunden-Woche – “Es braucht die 42-Stunden-Woche. Die Stunden werden natürlich bezahlt – es geht nicht darum, durch die Hintertür am Lohn zu kürzen”, erklärte er.”

“Es braucht die 42-Stunden-Woche”

Natürlich wird die 42-Stunden-Woche sichtbare Auswirkungen auf die Lohnverhandlungen haben. Die Tarifbindung ist insbesondere in der Lausitz eher als Auslaufmodell anzusehen. Interessanter ist vielmehr die Begründung: Durch die Erhöhung der Regelarbeitszeit soll die Rentenversicherung mehr Geld erhalten. Eigentlich kann die Rentenversicherung dem Institut der deutschen Wirtschaft herzlich egal sein. Die Sozialversicherungssysteme liegen ja nicht mal in deren Zuständigkeit.