Streaming-Apps: Musik gegen Daten

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Musik-Streaming-Dienste wie Spotify haben die Musikkultur revolutioniert. Mobil können Nutzer jederzeit und an jedem Ort auf (fast) alle Musik der Welt zugreifen. Dabei bilden die Anbieter allerdings Nutzungsprofile – und auch die Künstler werden nicht immer angemessen an den Erlösen beteiligt.

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Von Miriam Ruhenstroth

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Was ist Musik-Streaming?

Beim Musik-Streaming befindet sich der Song, den man hören will, nicht als Datei auf dem Datenträger des eigenen Gerätes, sondern wird von einem Dienst direkt über das Internet gesendet und abgespielt.

Der Vorteil: Zugriff auf Millionen von Songs, überall, ohne ständig eine große Festplatte herum zu schleppen und ohne alle Songs vorher kaufen zu müssen. Allerdings besitzt man beim Streaming die abgerufenen Songs nicht, sondern leiht sie sich quasi nur aus, um sie anzuhören.

Trotzdem ist Streaming sehr beliebt: Eine Studie von Juni 2018 im Auftrag des Bitkom e.V. ergab, dass 69 Prozent aller Deutschen zumindest hin und wieder Musik per Streaming-Dienst anhören.

Kritik: Künstler leiden unter Marktmacht

Nicht alle sehen Musik-Streaming-Dienste als positive Entwicklung. So klagen viele Künstler und Musiklabels über die extrem niedrigen Beträge, die Spotify und andere Dienste pro abgespieltem Song ausschütte. Ob an der Misere primär die Streaming-Dienste schuld sind, oder aber die Plattenlabel, bei denen die Künstler unter Vertrag stehen, ist allerdings umstritten.

Besonders das kostenlose Angebot von Spotify ist vielen Künstlern ein Dorn im Auge. 2014 riefen einige erfolgreiche Musiker, darunter auch Taylor Swift, zum Boykott der Plattform Spotify auf, um dem etwas entgegen zu setzen. Inzwischen sind alle Mitglieder der Initiative wieder zu Spotify zurückgekehrt. Die Bezahlung hat sich bei Spotify laut Branchenberichten aber nicht geändert.

Streamingdienste sammeln Daten

Wer seine eigenen MP3-Dateien aufs Handy lädt und abspielt, kann das tun, so oft er will, ohne dass irgendjemand davon erfährt. Streamt man hingegen einen Song, erfährt der Streaming-Anbieter davon. Anders könnte der Dienst nicht funktionieren.

Musik-Streaming-Dienste eignen sich durch ihre Funktionsweise hervorragend dazu, genaue Profile über Musikgeschmack und Hörvorlieben von Nutzern zu erstellen. Welcher Nutzer hört was zu welchem Zeitpunkt? Fährt er gerade in der Bahn, sitzt Zuhause oder ist beim Joggen? Alle großen Streaming-Anbieter bilden solche Profile, nicht nur, um das Angebot zu verbessern, sondern auch um interessensbezogene Werbung zu schalten.

Werbung ist bei allen genannten Diensten ein wichtiges Standbein. Viele Dienste – so zum Beispiel Spotify und Deezer – haben zwei Tarife: Einen werbefinanzierten, der für Nutzer kostenlos ist, und einen Premium-Tarif, der in der Regel um die 10 Euro im Monat kostet und keine Werbung und bessere Streaming-Qualität bietet.

Nutzerprofile erstellen alle Anbieter. Sie dienen auf der einen Seite dazu, den Nutzern Musik zu empfehlen, die ihrem eigenen Geschmack entspricht. Auf der anderen Seite werden solche Profile dazu genutzt, passende Werbung zu schalten. Auch Google und Amazon, die keine Werbung direkt im Musikdienst schalten, nutzen die gesammelten Informationen selbstverständlich für ihre riesigen Werbenetzwerke.

Alles nur geliehen

Wer Stunden oder vielleicht Tage in die Pflege seiner Playlisten und in die Verwaltung seines Nutzerprofils steckt, sollte eines nicht vergessen: Jeder Streaming-Dienst kann jeden Titel jederzeit aus seinem Angebot entfernen, das eigene Konto sperren oder den Dienst ganz einstellen.

Die eigene Lieblingsmusik ist dann eventuell nicht mehr verfügbar. Auch wer Abogebühren zahlt, erkauft sich damit nur die Nutzungserlaubnis, erwirbt aber keinen einzigen Song.

Will man zu einem anderen Dienst wechseln, kann man zwar die eigenen Playlisten exportieren. Aber aktuell erlaubt es keiner der großen Dienste, eigene Playlisten wieder zu importieren. Verlustfrei von einem Dienst zum anderen wechseln, funktioniert also nicht.

Welche Dienste gibt es?

Inzwischen gibt es etliche Musik-Streaming-Dienste. Sie unterscheiden sich vor allem dabei, ob sie eine kostenlose Nutzung mit Werbung erlauben oder nicht. Die monatlichen Gebühren haben sich bei allen bei 10 Euro eingependelt. Es gibt aber viele Anbieter, die für Familien, Studierende oder andere Gruppen ermäßigte Tarife anbieten.

Unterschiede gibt es außerdem bei der Zahl und Auswahl der verfügbaren Songs. Vor allem Soundcloud und YouTube punkten dabei mit den Inhalten ihrer Nutzer. Apple Music setzt auf kuratierte Playlisten und exklusive Internetradios, Spotify hat in letzter Zeit in Podcasts investiert und Google Play Music bietet die Möglichkeit, die eigenen Musikbibliothek hochzuladen. Alle Anbieter erlauben im Bezahlmodus, Songs offline zu hören, um das Datenvolumen zu schonen.

 


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