Steuern & Sozialabgaben: “Fällt die Vermögensbildung aus Lohnarbeit vielen Deutschen immer schwerer”
“Angesichts der vielen Aufgaben, die der Staat jetzt schultert, muss klar sein, dass Leute, die ein paar Hunderttausend Euro verdienen, künftig einen höheren Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens leisten können“- Das hat ein Politiker gesagt, welcher selbst solche Einkommen – auf Kosten des Steuerzahlers – generiert. Alleine daran lässt sich erahnen: Welche “Aufgaben” des Staates gemeint sein könnten.
“Künftig einen höheren Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens leisten können”
Nach Berechnungen von Bund der Steuerzahler muss der Steuerpflichtige schon heute etwa die Hälfte seines Einkommens an Staat abführen. Doch gerade bei Lohnabhängigen dürfte dieser Wert vermutlich noch weit darüber liegen. Selbst der Spitzensteuersatz – eigentlich nur für Wohlhabende gedacht – wird leicht überschritten. Das trifft selbst häufig für viele Geringverdiener zu.
“1920 wurde die moderne Einkommensteuer in Deutschland eingeführt”
>>Hurra, wir dürfen zahlen von Ulrike Herrmann (Buch) <<
“1920 wurde die moderne Einkommensteuer in Deutschland eingeführt und der Spitzensteuersatz damals auf 60 Prozent festgesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Spitzensteuersatz dann zwischen 53 und 56 Prozent. Erst Gerhard Schröder glaubte plötzlich, er müsse die gesamte Steuersystematik ändern und den Spitzensteuersatz auf 42 Prozent drücken.”
Im Jahre 1893 hat der Einkommensspitzensteuersatz bei vier Prozent gelegen
Zum Vergleich: Im Jahre 1893 hat der Einkommensspitzensteuersatz bei vier Prozent gelegen und wurde erst bei 100.000 Mark Jahreseinkommen – zu damaligen Zeit ein kleines Vermögen – fällig. Die moderne Einkommensteuer ist also gar nicht so alt. Beim Spitzensteuersatz wird heutzutage gerne suggeriert: Jenen würden nur die “Reichen” zahlen. Außerdem sollen die Berechnungen von Bund der Steuerzahler zum Steuerzahlergedenktag nur reine “Propaganda” sein.
“Wie man mit Zahlen zur Steuerbelastung Propaganda machen kann”
>>Unsere Steuern Wer zahlt? Wie viel? Wofür? von Stefan Bach (Buch) <<
“Wie man mit Zahlen zur Steuerbelastung Propaganda machen kann, zeigt der Bund der Steuerzahler mit seinem »Steuerzahlergedenktag«, den er jedes Jahr ausrechnet und Mitte Juli ausruft. Das ist der Tag, bis zu dem der durchschnittliche Steuerzahler angeblich nur für die Steuern und Sozialbeiträge arbeitet. Zur Berechnung dieses Tags werden Steuern und Sozialbeiträge nicht auf das Bruttoinlandsprodukt oder das Nettonationaleinkommen bezogen, sondern auf das niedrigere Volkseinkommen, das ist die Summe aus Löhnen, Gewinnen und Vermögenseinkommen nach Korrektur um die indirekten Steuern und Subventionen. … Diese Rechnung ist aber falsch, denn die Belastungsquote ist zu hoch und der Tag damit zu spät im Jahr.”
Steuern – Gebühren – Abgaben: Wie die staatliche Umverteilung wirklich funktioniert
Sicherlich ließe sich der Steuerzahlergedenktag mit anderen Methoden berechnen. Dennoch stellt dieser nur ein Durchschnittswert dar und gerade für die Lohnabhängigen sieht die Rechnung ganz anders aus.
“Beschäftigung von Beamten” – “Dass keine Sozialabgaben anfallen”
>>Beamte – Was die Adeligen von heute wirklich verdienen von Torsten Ermel (Buch) <<
“Für die Beschäftigung von Beamten statt von Arbeitnehmern aus Kostengründen spricht zunächst einmal, dass keine Sozialabgaben anfallen. Der Arbeitnehmer, der 3.000 € brutto verdient, kostet den Arbeitgeber zusätzlich 20 % Arbeitgeberanteil an den Sozialabgaben, das sind dann insgesamt 3.600 €. Der Arbeitnehmer hat, vor Einkommensteuern, 2.400 €, da auch er 20 % an die Sozialkassen abführen muss. Der vergleichbare Beamte verdient (zumindest theoretisch) von Anfang an nur 2.400 €. Er ist um 1.200 € kostengünstiger als der Arbeitnehmer.”
Bei welcher Summe wird der Spitzensteuersatz für Reiche fällig?
Die Rechnung ließe sich auch aus einer anderen Perspektive darstellen: Der Arbeitnehmer muss rund 40 Prozent seines Einkommens alleine für die Sozialversicherungen – die gesetzliche Unfallversicherung ist nicht mal mit einbezogen – abführen. Das trifft sogar auf Geringverdiener zu. Die eigentliche Steuerschraube fängt sich erst danach an zu drehen. Damit ist schon längst eine vergleichbare Flughöhe des Spitzensteuersatzes erreicht, welcher angeblich nur die “Reichen” zahlen sollen. Oder anders: Würde die Sozialbeiträge – wie bei Beamten – entfallen, dann könnten alle Arbeitnehmer auf einen Schlag etwa 40 Prozent mehr verdienen. Diese hohe Abgabenlast tritt indirekt noch an ganz anderer Stelle hervor.
“Arbeitet ein Arbeitnehmer also mehr als die Hälfte des Jahres für den Staat”
>>Welche Zukunft wollen wir? von Walter Kohl (Buch) <<
“Vereinfacht gesagt arbeitet ein Arbeitnehmer also mehr als die Hälfte des Jahres für den Staat, bevor er Geld »für sich« verdient. Im Ergebnis fällt die Vermögensbildung aus Lohnarbeit vielen Deutschen immer schwerer. Bei der Vermögensverteilung hingegen liegt die Bundesrepublik bei Mittelwertvergleichen unter den ärmsten Ländern Westeuropas.”
“Im Ergebnis fällt die Vermögensbildung aus Lohnarbeit vielen Deutschen immer schwerer”
Es macht natürlich Sinn. Bedingt durch die hohe Steuer- und Abgabenlast bleibt am Ende nur noch wenig – oder gar kein – Geld zur Vermögensbildung übrig. Erträge aus Zinsen durch Kapitalanlagen oder Mieteinahnen aus Immobilienvermögen können somit nicht stattfinden. Denn auch die Quote für Wohneigentum ist vergleichsweise schwach ausgeprägt. Es ist also wenig verwunderlich: Im sozialen Bundesstaat geht die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinander.