Städtebauliche Integration von Containerterminals in dicht bebaute Strukturen – das Beispiel Hôtel logistique Chapelle International in Paris

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Das Hôtel logistique Chapelle International in Paris zeigt eine Möglichkeit der verträglichen Integration eines Containerterminals in einen dicht besiedelten urbanen Kontext. Durch die Multifunktionalität des Gebäudes wird Logistik mit weiteren Stadtfunktionen gebündelt und Synergieeffekte gehoben.

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Von Martin Randelhoff

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Die Transport von Gütern auf der Straße statt der Schiene kann Stau vermeiden und andere negative externe Effekte des zunehmenden Güterverkehrs vermindern. Der Container als standardisierte Ladeeinheit ermöglicht einen effizienten, günstigen und raschen Umschlag im sogenannten Kombinierten Verkehr. Je kürzer die Distanz des Lkw-Transports zwischen Containerterminal und Ziel- bzw. Abholort ist, desto größer ist der Umweltnutzen. In dicht besiedelten urbanen Räumen besteht jedoch aufgrund der Lärmemissionen der Umschlagprozesse und des Flächenbedarfs ein großes Konfliktpotenzial zwischen Terminalinfrastrukturen und sensiblen Nutzungen wie dem Wohnen. Gleichzeitig existiert in Städten ein großes Potenzial für den kombinierten Verkehr, da dort viele Konsument:innen auf kleiner Fläche wohnen und schnelldrehende Warengruppen wie Nahrungs- und Genussmittel, Körperpflegemittel, etc. (sog. Fast Moving Consumer Goods) ebenso wie E-Commerce-Sendungen dank der Containerisierung wieder schienenaffiner werden.

Das Beispiel des l’hôtel logistique Chapelle international in Paris zeigt eine Möglichkeit auf, wie der Containerumschlag zwischen Schiene und Straße in einem dicht bebauten urbanen Raum möglich wird. Die Logistikanlage liegt mitten im dicht bebauten 18. Arrondissement nahe des Bahnhofs Paris-Nord. Das 400 Meter lange und 65 Meter breite Gebäude mit einer Gesamtfläche von 35.000 m² vereint mehrere Funktionen. Herzstück ist das 15.200 m² große Terminal ferroviaire urbain (TFU), in dem zwei Brückenkräne 20-Fuß-Container auf gasbetriebene Lkw verkranen (Lkw mit 19 und 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht). Pro Tag werden vier Züge mit je 60 Containern aus den Terminals Bruyères-sur-Oise, Mitry-Mory, Dourges und Le Havre abgefertigt. Dies spart rund 500 Lkw-Fahrten am Tag in der Region Île-de-France.

Neben einer städtebaulichen Ästhetik durch die sinusförmige Holzverkleidung ist das Gebäude multifunktional ausgestaltet. Neben der Logistikinfrastruktur mit Verladebereich und Lagerflächen befinden sich im Erdgeschoss und im ersten Stock Büros (4.500 m²), ein Fitnesscenter (2.600 m²), ein Restaurant und eine Business School (1.300 m²). Das Untergeschoss wird von einem Rechenzentrum (2.030 m²), einem Biogas-Wärmekessel des Fernwärmeanbieters CPCU (6,6 MW) als Rückfallebene des Niedertemperatur-Warmwasserkreislaufs (65° C, Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums) und weiterer Gebäudetechnik (2.000 m²), einer Tiefgarage und Anlieferungsflächen für KEP-Dienstleister (5.100 m²) sowie einem METRO-Großmarkt (10.500 m²) genutzt. Auf dem Dach befindet sich urbane Landwirtschaft mit 6.000 m² und einem Gewächshaus von 1.200 m², das durch die aus dem Rechenzentrum gewonnene Energie beheizt wird. Zudem befinden sich auf dem Dach als “fünfte Fassade” Sportplätze mit einer Fläche von 4.000 m².

Das l’hôtel logistique ist integrierter Bestandteil des bis 2021 entwickelten Stadtteils Chapelle International, in dem 6.000 m² öffentliche Einrichtungen, 900 Wohneinheiten und 33.000 m² Büros entstanden sind. Der Gebäuderiegel schützt die dahinter liegenden Nutzungen vor Bahnlärm. Die Baukosten beliefen sich auf 91,5 Millionen Euro.