Spreewald: Weshalb eine Kulturlandschaft keine Wildnis sein kann

Screenshot twitter.com Screenshot twitter.com

Ist eine echte Wildnis in der relativ dicht besiedelten Lausitz überhaupt möglich? Nach Vorstellungen von Behördenvertretern sollen ungefähr zehn Prozent der Flächen als echte oder vermeintliche Wildnis ausgewiesen. Davon wäre auch der Spreewald in der Lausitz betroffen.

Lausitzer Spreewald: “Kähne, Gurken und die uns bereits sympathischen Sorben bestimmen das Bild”

>>Die 33 schönsten Flussradwege in Deutschland<<

“Kähne, Gurken und die uns bereits sympathischen Sorben bestimmen das Bild, das uns im Spreewald erwartet. Die weltberühmten Spreewaldgurken sollten wir in jedem Falle kosten. Ebenso gehört es einfach dazu, mit einem der Spreewaldkähne zu fahren, die wie eine venezianische Gondel bewegt werden. Wer mag, kann sich auch einen Kahn leihen und selber „staken“. Platz dazu gibt es ohne Ende – rund 200 Spreearme, sogenannte „Wasserfließe“ stehen zur Wahl. Ob mit Kahn oder Fahrrad – wir kommen uns vor wie im Urwald – und das mitten in Europa! Alles Wissenswerte über dieses herrliche Naturschutzgebiet erfahren wir im Spreewaldmuseum von Lübbenau.”

Lausitzer Spreewald: “Rund 200 Spreearme, sogenannte „Wasserfließe“ stehen zur Wahl”

Allerdings ist der Spreewald kein Urwald, sondern eine durch Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft: Die Wasserfließe müssen regelmäßig gepflegt und Wiesen gemäht werden. Ansonsten würde Spreewald recht schnell zu einen Moor oder Sumpf verwandeln. Und tatsächlich ist die Begriff “Kulturlandschaft” keinesfalls aus der Luft gegriffen.

“Kulturlandschaften erscheinen daher oft natürlich geprägt”

>>Universität Kassel<<

“Definitionen „Kulturlandschaft“ – Kulturlandschaften sind ein repräsentativer Teil der Lebenswelt gesellschaftlicher Gruppen, die einem steten Wandel und Anpassungsprozess unterliegen. Sie stehen im Beziehungsgefüge zwischen Mensch, Natur und Kultur. Die verschiedenen Landnutzungen prägen ihr Erscheinungsbild und beeinflussen die Produktions-, Regulations- und Lebensraumfunktionen. Kulturlandschaften erscheinen daher oft natürlich geprägt (nach Franz Dollinger:2000).”

Kulturlandschaften: “Sie stehen im Beziehungsgefüge zwischen Mensch, Natur und Kultur”

Es sind unterschiedliche Definitionen einer Kulturlandschaft vorhanden, aber bei allen wird der menschliche Einfluss eine maßgebliche Rolle zugewiesen. Zugleich die Gruppe der Tier- und Pflanzenarten der Kulturfolger oder Kulturbegleiter sich auf genau jenen Lebensraum angepasst haben. Trotzdem sollen sich erhebliche Teile des Spreewaldes in irgendeine Art von “Wildnis” verwandeln.

“In den jetzt schon vorhandenen Schutzgebieten im Spreewald gibt es keinen Hochwald mehr, nur noch Verbuschung”

>>Change.org<<

“Das Land Brandenburg möchte 10 Prozent vom Landeswald als Wildnis still legen. Vom Landesamt für Umwelt kam der Vorschlag große Flächen des Ober- und Unterspreewaldes vom 350 Jahre alten Kulturwald unter anderem aus Kostengründen stillzulegen. In den jetzt schon vorhandenen Schutzgebieten im Spreewald gibt es keinen Hochwald mehr, nur noch Verbuschung durch massives Erlensterben. Durch mangelnde Gewässerpflege in den Schutzgebieten verursacht und verbotene Wiederaufforstung ist unser Hochwald sehr stark vom Aussterben bedroht. Durch natürliche Aussaat kann sich der Hochwald nicht regenerieren, weil ein keimen der Saat nicht möglich ist.”

Warum in einer echten Wildnis keine Feuerwehr vorbei kommt

Im Allgemeinen ist es fraglich: Ob überhaupt eine echte Form von Wildnis in der Lausitz möglich sei? Die verheerenden Waldbrände und schwierigen Löscharbeiten in bestehenden Schutzgebieten – da kaum Zufahrtswege vorhanden sind – spiegeln eine ganz andere Faktenlage wider. Da Forstarbeiten in diesem Gebieten nicht stattfinden können, sammelt sich jede Menge an Totholz an, was für eine reichliche Vermehrung des Borkenkäfers sorgt. Am sterilen Schreibtisch in einer Behörde mag das Konzept einer “Wildnis” in der Lausitz vielleicht funktionieren, aber der Praxisbeweis wurde bis heute nicht erbracht.