Renaissance: Warum die erkämpften Frauenrechte in Gefahr sind
Die europäische Renaissance stellte den Anbeginn einer beispiellosen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung da. Im Zuges dessen, bekamen auch Frauen ihre Rechte. Und genau jene errungenen Frauenrechte sind heutzutage gefährdet.
„Errungenschaften der Renaissance“ – „Pflege der Kunst der Konversation“
>>Der Morgen der Welt: Geschichte der Renaissance von Bernd Roeck (Buch) <<
„Die Pflege der Kunst der Konversation und mit ihr das «Prinzip Streit» zählen zu den bedeutenden Errungenschaften der Renaissance. Im Streit zeigen sich Schwachstellen der Argumentation und Risse in den Fundamenten wissenschaftlicher Kathedralen; kritische Dialoge begleiteten technische Fortschritte von jeher. Vorangetrieben und begleitet wurde die Kunst des Streits von intellektuellen Umbrüchen: einem methodischen Paradigmenwechsel, der unter das Stichwort «Scholastik» gebracht zu werden pflegt, und dazu, Ausdruck des veränderten intellektuellen Stils, der Ausbreitung der von der Antike erlernten Rhetorik, die auch Galileis Traktat trägt. Renaissance, das heißt: Antikes in Fülle aufgreifen, es weiterdenken, Neues daraus entwickeln, schließlich das Alte überwinden.“
„Kunst des Streits von intellektuellen Umbrüchen“
„Was uns fehlt und wir so dringend brauchen, ist Perspektive. Mit der richtigen Perspektive können wir den Wettbewerb erkennen, der unser Leben definiert, und unseren eigenen Willen besser gegen die breiteren Kräfte behaupten, die die Welt prägen. Wenn sich Erschütterndes ereignet, wir schockiert sind, können wir einen Schritt zurücktreten und das Ereignis in einen breiteren Kontext stellen, was uns eine größere Kontrolle über seine Bedeutung (und unsere Reaktion) ermöglicht. Zivile und politische Führer müssen perspektivisch denken, um eine überzeugende Vision zu entwickeln, die eine Beziehung zwischen den großen Triebkräften der Veränderung und unserem Alltagsleben herstellt. Geschäftsleute brauchen eine klare Perspektive, um sich im Chaos der allgegenwärtigen Informations- und Nachrichtenflut zu orientieren und kluge Entscheidungen zu treffen. Die Jugend braucht Perspektiven, um Antworten auf ihre großen, brennenden Fragen und einen Weg zur Verwirklichung ihrer Leidenschaften zu finden. Eine Perspektive zu haben befähigt uns, die Summe der einzelnen gelebten Tage in ein übergeordnetes Narrativ zu verwandeln. Und erhöht unsere Chancen, das 21. Jahrhundert gemeinsam zum besten Jahrhundert der Menschheitsgeschichte zu machen. »Perspektive ist Orientierung und Eingangstor; ohne sie gelingt nichts wirklich gut.« Als Leonardo da Vinci (1452–1519) diese Worte schrieb, beriet und betreute er andere Künstler, er hätte aber leicht seine gesamte Generation beraten können. Als Zeitgenosse Michelangelos (1475–1564) lebte Leonardo in genau dem Augenblick des schicksalhaften Wettkampfes, den Michelangelo in Marmor gemeißelt hatte. Um eine Perspektive über unser derzeitiges Zeitalter zu gewinnen, müssen wir nur zurücktreten, einen Blick in die Vergangenheit werfen und erkennen: Das ist alles schon dagewesen. Die Kräfte, die vor 500 Jahren in Europa zusammenspielten, Genialität freisetzten und die soziale Ordnung umwälzten, sind in unserer Lebenszeit erneut aktiv. Nur dass sie heute stärker und weltumspannend sind.“
„Perspektive ist Orientierung und Eingangstor; ohne sie gelingt nichts wirklich gut“
Die Renaissance erstreckt sich keineswegs nur auf den Bereich Kunst und Kultur. Vielmehr zeigt es lediglich anschaulich, den Ausdruck im Wandel des Denkens. Allen voran geht die Wiederentdeckung (Renaissance: französisch „Wiedergeburt“) der Antike. Es wurde versucht an den Errungenschaften der antiken Welt anzuknüpfen: Bereits das antike Griechenland hatte Kunst, Kultur, Diskussions- und Streitkultur gepflegt. Auch die Technologie war in vielen Punkten weiter, als im nachfolgenden Spätmittelalter. Die Wasserversorung war in der Antike zum Teil so gut ausgebaut, dass etwas vergleichbares erst im 20. Jahrhundert wieder erreicht wurde. Im Zuge dieser Entwicklung, bekamen Frauen sukzessive die selben Rechte. Jedoch droht gegenwärtig ein Rückschritt ins Mittelalter: Wo Dritte wieder Anfangen vermeintliche Moral- und Sittenvorstellungen über das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen zu stellen.
Wie vermeintliche Moralvorstellungen das Selbstbestimmungsrecht zerstören
„Auf der Website Werbemelder.in werden künftig Fotos von sexistischen Werbemotiven auf einer interaktiven Deutschlandkarte gesammelt, die Menschen aus dem ganzen Land einschicken. Dabei ordnet Pinkstinks die Einsendungen in die Kategorien „sexistisch“, „nicht-sexistisch“ und „stereotyp“ ein. Zudem kommentiert die Organisation jeweils, was sie gegen die Motive unternehmen wird und ob das jeweilige Unternehmen die Werbung zurückgezogen hat.“
Was „sexistisch“ oder „nicht-sexistisch“ sei – bestimmen selbsternannte Moralwächter
„Jede dieser Opern – und da gehört auch „La Bohème“ dazu – zersprengt einem mit einer massiven Dosis von Glücksversprechen und Grausamkeit das Herz. Doch in dieser Zusammenballung der Emotionen an drei Abenden hintereinander, in den guten Leipziger Aufführungen, tritt noch etwas hart hervor: das Verbrechen. Und das Bild von Frauen. „Tosca“ zeigt Erpressung, Folter und eine versuchte Vergewaltigung, die das potenzielle Opfer verhindert, indem sie den Angreifer tötet. „Butterfly“ ist ein Fall von Menschenhandel und Kinderprostitution und wirft die Frage auf, ob nicht auch seelische Grausamkeit strafbar sein könnte. Bei „Turandot“ liegt die Sache etwas anders: Hier verbinden sich Staatsräson und Liebesträumerei. Und eine alte Schuld: Prinzessin Turandot will eine Ahnin rächen, die vor Menschengedenken Opfer männlicher Gewalt wurde. … Starke Kunst hält es aus, wenn sie befragt und mit anderen Augen betrachtet wird, so wie es jetzt im Licht von „MeToo“ passiert. Das bedeutet, dass man sie ernst nimmt. In einer weitgehend agnostischen Welt wird der Kunst – schon seit Courbets Zeiten – allerhand aufgebürdet. Sie soll die Welt zeigen, verklären und erklären und dabei moralisch sein.“
Feminismus als selbst auferlegte Staatsräson
>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<
„Die Formel-1-Führung hatte die Abschaffung der seit den 1960er Jahren als Grid Girls bekannten Models am Mittwoch mit dem gesellschaftlichen Wandel begründet. „Wir glauben nicht, dass dieser Brauch passend oder bedeutend für die Formel 1 und ihre bisherigen und künftigen Fans in aller Welt ist“, sagte Formel-1-Marketingchef Sean Bratches laut Mitteilung. Die Entscheidung gelte auch für alle Rennen anderer Klassen an Grand-Prix-Wochenenden. Der Schritt sorgte für Kritik bei Fans, Fahrern und bei den Grid Girls selbst. „Wir haben deswegen unsere Jobs verloren“, beklagte Lauren-Jade Pope in der „Sun“. „Es sollte doch unsere Entscheidung sein, als was wir arbeiten.“ Das frühere Grid Girl Lizzie Cundy berichtete beim Sender itv, es sei „wahrscheinlich der beste Job“, den sie je gehabt habe. „Wir hatten so viel Spaß“, erklärte Cundy. „Niemand hat uns dort herabgesetzt oder belästigt. Es war einfach nur eine tolle Zeit.“
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Verbot von Hostessen-Berufen: Feminismus frisst die Frauen
Nüchtern betrachtet handelt es sich bei den sogenannten „Grid Girls“ eigentlich nur um einen normalen Hostessen-Beruf: Genau diese sollen offenbar nach den Vorstellungen einiger selbsternannten Feministinnen ganz verschwinden. Jene Feministinnen werfen sich das Gewand um, Frauenrechte zu verteidigen zu wollen. Tatsächlich zerstören sie systematisch die Rechte von Frauen: Das Selbstbestimmungsrecht einen Beruf zu ergreifen wird auf breiter Front untergraben. Frauen auf Plakaten und Werbung gelten mittlerweile als schwierig und ihre Rollen in Kunst und Kultur müssen geändert werden. Das alles geschieht nur, um Protesten der Feministinnen aus den Weg zu gehen. Diese feministische Gruppen führen eine Denkweise ein, die aus den Untiefen des Mittelalters bekannt ist. Die europäische Renaissance hatte die Aufgabe, dieses Denkweise zu überwinden.