„Reiche dominieren die Politik in Deutschland der Rest hat das Nachsehen“

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Elitenverständnis – Oder wie sehen die Wurzeln des Glaubens an eigene Leistung aus? Das Elitenverständnis ist ein Thema, das immer wieder kontrovers diskutiert wird. Insbesondere die Jugend unter privilegierten Bedingungen scheint davon überzeugt zu sein, dass soziale Unterschiede gerechtfertigt sind, obwohl ihr Status im Wesentlichen auf Erbschaft beruht. Doch die Eliteangehörigen sehen es selbst ganz anders.

“Sozialen Unterschiede hierzulande gerechtfertigt” – “Eliteangehörigen, die schon ihre Kindheit und Jugend unter privilegierten Bedingungen verbracht haben”

>>Bundeszentrale für politische Bildung<<

“Jene Eliteangehörigen, die schon ihre Kindheit und Jugend unter privilegierten Bedingungen verbracht haben, die Bürger- und vor allem die Großbürgerkinder, sind mit großer Mehrheit fest davon überzeugt, dass die sozialen Unterschiede hierzulande gerechtfertigt sind; ihrer Meinung nach beruhen diese Unterschiede im Wesentlichen auf unterschiedlichen Leistungen. “

“Jene Eliteangehörigen” – “Ihrer Meinung nach beruhen diese Unterschiede im Wesentlichen auf unterschiedlichen Leistungen”

Diese Überzeugung geht oft mit dem tief verwurzelten Glauben einher, dass Vermögen aus Erbschaft als Resultat eigener Leistung betrachtet werden können. Es fällt jedoch schwer zu akzeptieren, dass der Aufstieg in vielen Fällen durch familiäre Beziehungen erleichtert wurde.

“Liegt natürlich der Verdacht nahe, dass „Vitamin B“ der 40-Jährigen an die Spitze verholfen hat”

>>Bunte<<

„Christine Strobl (40) ist ganz oben auf der Karriereleiter angekommen. Seit Juli 2013 ist sie Geschäftsführerin der ARD-Tochter Degeto, verfügt über ein Budget von 400 Millionen Euro und bestimmt maßgeblich mit, was wir im Ersten zu sehen bekommen. Da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass „Vitamin B“ der 40-Jährigen an die Spitze verholfen hat. Denn die Fernsehmanagerin ist nicht nur seit 1996 mit Thomas Strobl (53), dem Vorsitzenden der CDU Baden-Württemberg verheiratet, sie ist auch die Tochter von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (71).“

“Von “denen da oben” nicht mehr vertreten und zunehmend auch aus der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen”

Diese Zeilen mögen vielleicht keine Aktualität mehr entsprechen, diese spiegeln dennoch die elitäre Sozialstruktur recht deutlich wider. Ähnliches zeichnet sich auch beim Wahlverhalten ab.

“Die Kehrseite der Parallelgesellschaft oben ist die Parallelgesellschaft unten”

>>Bundeszentrale für politische Bildung<<

“Die Kehrseite der Parallelgesellschaft oben ist die Parallelgesellschaft unten. … Es geht vielmehr um den Rückzug eines erheblichen Teils der deutschen Bevölkerung, vorwiegend aus deren unterem Drittel, aus den politischen Willensbildungsprozessen. Besonders deutlich wird das bei der Wahlbeteiligung. Der Unterschied zwischen dem Zehntel der Wahlkreise mit der höchsten und dem mit der niedrigsten Beteiligung hat sich bei Bundestagswahlen seit 1972 von 5,4 auf über 15 Prozent fast verdreifacht. Bei den kleineren Stimmbezirken liegt die Differenz inzwischen sogar bei fast 30 Prozentpunkten. Besonders häufig zur Wahl geht man in den gutbürgerlichen Wohnvierteln mit geringer Arbeitslosenquote, hohen Einkommen und Bildungsabschlüssen, besonders selten in den Wohnvierteln mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigem Bildungsstand. Arbeitslosigkeit ist dabei der die Wahlbeteiligung mit Abstand am stärksten beeinflussende Faktor. …  Wenn “die da unten” nicht mehr wählen gehen, so liegt der wesentliche Grund darin, dass sie sich von “denen da oben” nicht mehr vertreten und zunehmend auch aus der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen.”

“Arbeitslosigkeit ist dabei der die Wahlbeteiligung mit Abstand am stärksten beeinflussende Faktor”

Auch ärmeren Kindern bleibt dieser Blickwinkel nicht verborgen. Viele von ihnen haben hautnah miterlebt, wie ihre Väter hart gearbeitet haben und dennoch kaum Zeit für die Familie hatten. Doch während die Ärmsten um jeden Cent kämpfen müssen, erhalten einige wenige eine finanzielle Sicherheit ohne eigenes Zutun. Auch so mancher Armuts- und Reichtumsbericht ließ diese Sichtweise mal kurz durchschimmern.

„Reiche dominieren die Politik in Deutschland, der Rest hat das Nachsehen”

>>Lobby Control<<

„Reiche dominieren die Politik in Deutschland, der Rest hat das Nachsehen. Auf diese brisante Aussage lässt sich eine für den fünften Armuts- und Reichtumsbericht erstellte Studie zu ungleichem Einfluss zusammenfassen. … “In Deutschland beteiligen sich Bürgerinnen mit unterschiedlichem Einkommen nicht nur in sehr unterschiedlichem Maß an der Politik, sondern es besteht auch eine klare Schieflage in den politischen Entscheidungen zulasten der Armen. Damit droht ein sich verstärkender Teufelskreis aus ungleicher Beteiligung und ungleicher Responsivität, bei dem sozial benachteiligte Gruppen merken, dass ihre Anliegen kein Gehör finden und sich deshalb von der Politik abwenden – die sich in der Folge noch stärker an den Interessen der Bessergestellten orientiert.“ „Jedoch vertreten verschiedene Bevölkerungsgruppen ihre Interessen mit ungleichen Konflikt- und Organisationsressourcen. So können Partikularinteressen von Eliten und Unternehmen in modernen Demokratien einen übergroßen Einfluss gewinnen, mit der Folge einer zunehmenden Entpolitisierung und damit eines Legitimitätsverlustes.“

“Klare Schieflage in den politischen Entscheidungen zulasten der Armen”

Besonders problematisch erscheinen auch jene Familiengeflechte innerhalb des öffentlichen Rundfunksystems, welche dort dominieren. Im Endeffekt läuft es auf die vereinfacht unsoziale Formel hinaus: Medien von der Elite für die Elite. Dies wirft Fragen nach Chancengleichheit auf und verstärkt das Gefühl ungerechter Privilegien bei denen abseits dieser Netzwerke.

“Es existiert eine Kluft zwischen Elite und Bevölkerung”

>>Verdi<<

“Ausgangspunkt Ihrer Analyse ist ja der Eindruck, dass die Berichterstattung dieser Leitmedien über zentrale Fragen der Sicherheitspolitik – in diesem Fall über die Auslandseinsätze der Bundeswehr – eine massive Schlagseite hin zur Position der Bundesregierung und der NATO aufweist – im Gegensatz zur eher ablehnenden Haltung der Bevölkerung. Wie erklären Sie sich dieses doppelte Meinungsklima?

Uwe Krüger: Es existiert eine Kluft zwischen Elite und Bevölkerung in diesen Fragen, was Sicherheit eigentlich ist und wo und wie man sie verteidigen sollte. Die Bevölkerung ist zumindest gespalten oder sogar mehrheitlich gegen weltweite Bundeswehreinsätze. Demgegenüber haben wir einen Gleichklang von wichtigen Medien, die sich zusammen mit Eliten aus Politik und Wirtschaft für mehr Rüstung und weltweite Bundeswehreinsätze engagieren. Das hängt meiner Auffassung nach damit zusammen, dass die Medien bzw. die Entscheider in den Redaktionen selbst Teil dieses Elitendiskurses sind. Sie tendieren dazu, die Meinung der Bevölkerung als unqualifiziert abzuwerten, den Menschen Ignoranz vorzuwerfen. Das kann man mit kognitiver Vereinnahmung durch das Eliten-Milieu erklären.”

“Bevölkerung ist zumindest gespalten oder sogar mehrheitlich gegen weltweite Bundeswehreinsätze”

Statt also Verantwortung für die Gesamtgesellschaft zu tragen, dass sozialer Aufstieg unabhängig von Herkunft oder familiären Bindungen möglich ist, ist wohl augenscheinlich ein Zerfall der Gesellschaft zu beobachten.