Ostertradition in der Lausitz – Was macht die Kreuzreiterprozession in der Lausitz so einzigartig?

Die Kreuzreiterprozession stellt weit mehr dar als nur einen von zahlreichen Osterbräuchen in der Lausitz. Sie ist nicht mit dem Eierschieben, dem Osterwasserholen, dem Verzieren von Ostereiern oder gar dem Osterhasen zu vergleichen. Die Kreuzreiterprozession ist eine katholische Feier zur Auferstehung. Prozessionen werden als feierliche Umzüge aus religiösen Gründen beschrieben, die mit Gebet und Gesang verbunden sind. In der katholischen Kirche sind sie weit verbreitet, und auch Reiterprozessionen sind an anderen Orten anzutreffen, wie beispielsweise der Heiligblutritt in Weingarten.
Die Kreuzreiterprozession hingegen findet sich ausschließlich in der Lausitz. Sie stellt die einzigen bekannten Reiterprozessionen am Ostersonntag dar und verfolgt in der Regel einen Sendungsauftrag. Ihr Ziel ist es, den Glauben an die Auferstehung in die Nachbargemeinde zu tragen. Symbolisch wird ein Kreuz mit einer weißen Stola als Zeichen des Sieges über den Tod mitgeführt. Die Kreuzreiter bekennen ihren Glauben an Christus öffentlich, auch gegenüber den Menschen am Wegesrand. Oft sind Fremde von der Vielzahl der Pferde und den schwarz gekleideten Männern mit Zylindern beeindruckt und schenken dem religiösen Hintergrund weniger Beachtung. Dennoch hindert dies die Teilnehmer nicht daran, an ihrem Glauben festzuhalten.
Die Kreuzreiterprozession ist die größte und gleichzeitig die älteste ihrer Art. Jedes Jahr am Ostersonntag machen sich über 450 Wittichenauer Kreuzreiter auf den Weg zur Pfarrgemeinde Ralbitz. Bis zur Reformation war Hoyerswerda ihre Partnergemeinde. Seit 1541 reitet man zur damals katholisch gebliebenen Gemeinde Ralbitz, von wo aus es eine Gegenprozession gibt. Die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung in der Stadt und die sorbischsprachige auf dem Land haben unsere Laienprozession geprägt. Daraus ergibt sich eine weitere Besonderheit der Wittichenauer Kreuzreiterprozession – ihre Zweisprachigkeit. Während die anderen Osterprozessionen meist auf Sorbisch stattfinden, wird von den Kreuzreitern unserer Gemeinde in einem Teil der Prozession deutsch und im anderen Teil sorbisch gesungen und gebetet, wobei das Osterkreuz zwischen beiden Sprachen in der Mitte der Prozession getragen wird.