Ostertradition in der Lausitz – Was macht die Kreuzreiterprozession in der Lausitz so einzigartig?

Die Kreuzreiterprozession ist weit mehr als nur einer der zahlreichen Osterbräuche, die in der Lausitz gepflegt werden. Sie hebt sich deutlich ab von anderen bekannten Traditionen wie dem Eierschieben, dem Osterwasserholen, dem kunstvollen Verzieren von Ostereiern oder den Geschichten rund um den Osterhasen. Vielmehr handelt es sich bei der Kreuzreiterprozession um eine tief verwurzelte katholische Feier, die der Auferstehung Christi gewidmet ist und deren Ursprünge und Bedeutung weit über das hinausgehen, was viele unter den üblichen Osterbräuchen verstehen.
Ursprung und Charakter der Kreuzreiterprozession
Prozessionen werden grundsätzlich als feierliche Umzüge mit einer religiösen Intention beschrieben, die von Gebeten und Gesängen begleitet werden. In der katholischen Kirche sind Prozessionen in verschiedenen Formen auf der ganzen Welt verbreitet, und auch Reiterprozessionen gibt es an verschiedenen Orten, etwa den bekannten Heiligblutritt in Weingarten. Die Kreuzreiterprozession jedoch ist einzigartig und findet ausschließlich in der Lausitz statt. Sie ist die einzige bekannte Reiterprozession, die am Ostersonntag durchgeführt wird und einen speziellen Sendungsauftrag verfolgt.
Der Sendungsauftrag und das Symbol des Kreuzes
Das zentrale Ziel der Kreuzreiterprozession besteht darin, den Glauben an die Auferstehung Jesu Christi in die Nachbargemeinde zu tragen. Dies geschieht nicht nur als symbolischer Akt, sondern als gelebte Glaubensbekundung gegenüber der gesamten Gemeinschaft und auch den Zuschauern am Wegesrand. Ein markantes Symbol, das während der Prozession mitgeführt wird, ist das Kreuz, das mit einer weißen Stola geschmückt ist. Diese Stola steht als Zeichen des Sieges über den Tod und ist zugleich Ausdruck der Hoffnung und des Glaubens an das ewige Leben. Die Reiter bekennen ihren Glauben an Christus dabei öffentlich, sodass auch Außenstehende und Fremde, die oft von der Vielzahl der Pferde und den in Schwarz gekleideten Männern mit Zylindern beeindruckt sind, Zeugen dieser religiösen Handlung werden – selbst wenn sie den spirituellen Hintergrund nicht immer vollständig erfassen.
Einzigartigkeit und Kontinuität der Tradition
Die Kreuzreiterprozession unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Prozessionen und Osterbräuchen. Sie ist die größte und zugleich älteste Reiterprozession dieser Art, die jedes Jahr am Ostersonntag stattfindet. Mehr als 450 Wittichenauer Kreuzreiter machen sich dann auf den Weg zur Pfarrgemeinde Ralbitz, um dort ihrer Tradition nachzukommen. Historisch gesehen war ursprünglich Hoyerswerda die Partnergemeinde, bis zur Zeit der Reformation. Seit dem Jahr 1541 reiten die Kreuzreiter zur katholisch gebliebenen Gemeinde Ralbitz. Von dort aus findet zeitgleich eine Gegenprozession statt, sodass ein lebendiger Austausch zwischen den Gemeinden entsteht.
Zweisprachigkeit als gelebte Vielfalt
Eine weitere Besonderheit der Wittichenauer Kreuzreiterprozession liegt in ihrer Zweisprachigkeit. Die Region wird geprägt von einer überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung in der Stadt und einer sorbischsprachigen Bevölkerung auf dem Land. Diese sprachliche Vielfalt spiegelt sich in der Gestaltung der Prozession wider. Während viele andere Osterprozessionen in der Lausitz ausschließlich auf Sorbisch abgehalten werden, unterscheidet sich die Wittichenauer Kreuzreiterprozession dadurch, dass während des feierlichen Umzugs sowohl auf Deutsch als auch auf Sorbisch gebetet und gesungen wird. Das Osterkreuz wird dabei symbolisch zwischen den beiden Sprachgruppen in der Mitte der Prozession getragen, was die Verbundenheit und den Respekt beider Kulturen eindrucksvoll zum Ausdruck bringt.
Lebendiges Erbe und religiöser Ausdruck
Die Kreuzreiterprozession bleibt trotz der Faszination, die sie auf viele Fremde und Besucher ausübt, in ihrem Kern ein lebendiger Ausdruck des katholischen Glaubens und des kollektiven Bekenntnisses zur Auferstehung. Die Teilnehmer lassen sich von äußeren Umständen oder ablenkenden Eindrücken nicht davon abhalten, an ihrer Überzeugung festzuhalten und diese öffentlich zu bezeugen. So ist die Kreuzreiterprozession ein bedeutendes religiöses Ereignis, das nicht nur die Geschichte und Identität der Region prägt, sondern auch ein Beispiel für die Weitergabe von Glaubenstraditionen und die Bewahrung des kulturellen Erbes in einer sich wandelnden Welt darstellt.

















