Operation Valkyrie: Die Bundeswehr und das Unbehagen in der politischen Führung
Der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer baute die Bundeswehr einst mit Hilfe von Offizieren der Wehrmacht auf und Kritik entgegnete er: „Ich glaube, dass mir die Nato 18-jährige Generäle nicht abnehmen wird.“ Zu Bedenken ist: Die Mehrheit der männlichen Bevölkerung hatte sich – zum damaligen Zeitpunkt – in irgendeiner Form am 2. Weltkrieg sich beteiligt.
„Ich glaube, dass mir die Nato 18-jährige Generäle nicht abnehmen wird“
>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<
„Nach dem Fund von Wehrmachtsdevotionalien als Raumschmuck in Bundeswehrkasernen hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, laut einem Bericht der „Welt am Sonntag“ die Durchsuchung sämtlicher Kasernen und Bundeswehrgebäude angeordnet. Wieker habe die Inspekteure und Präsidenten der gesamten Bundeswehr am Freitag angewiesen, die Einhaltung der Regeln zum Traditionsverständnis in Bezug auf Nationalsozialismus und Wehrmacht zu untersuchen, berichtet die Zeitung.“
„Einhaltung der Regeln zum Traditionsverständnis“
Bei der Frage des „Traditionsverständnises“ gehen die Meinungen freilich sehr weit auseinander: Der Wehrmachtstoffzier >>Claus Schenk Graf von Stauffenberg<< welcher gegen Adolf Hitler am 20. Juli 1944 erfolglos putschte, musste jene Tat mit seinen Leben bezahlen.
„Am 20. Juli ließ Stauffenberg eine Bombe direkt neben Hitler explodieren“
„Am 20. Juli ließ Stauffenberg eine Bombe direkt neben Hitler explodieren. Das Attentat scheiterte jedoch aus verschiedenen Gründen. Die Attentäter wurden hingerichtet. Auch die Attentäter hatten den Eid auf Hitler geleistet. Aber sie sahen, dass der Krieg verloren war und hofften auf eine vorzeitige Beendigung – zumindest mit den Westalliierten. Sie sahen die große Zerstörung, die der Vernichtungskrieg in Osteuropa anrichtete. Letztlich wollten sie vor allem die deutsche Bevölkerung vor einem Krieg schützen, der nicht mehr zu gewinnen war. Die Überzeugung, das Richtige zu tun, machte die Männer des 20. Juli stark, ihr Gewissen über ihren Gehorsam zu stellen. Aus dieser Idee ist der gewissengeleitete Gehorsam entstanden, der immer noch ein Prinzip der Inneren Führung ist. Kein Befehl, der unrechtmäßig ist oder gegen das Völkerrecht verstößt, darf von Soldaten ausgeführt werden. Ihr eigenes Gewissen steht immer über dem Gehorsam.“
Pflicht: „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“
„Ich habe in den Siebzigerjahren als Bataillonskommandeur in der Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst Dienst getan, die zur Zeit noch seinen Namen trägt und hoffentlich behalten wird. Dieser Feldwebel hat im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, nachdem sein Kompaniechef gefallen war, im Alter von 23 Jahren die Kompanie übernommen und durch seinen Einsatz seine Einheit vor der Vernichtung bewahrt. Ich habe sein Handeln stets bei Gelöbnisfeiern für wehrpflichtige Soldaten unter Hinweis auf die Pflicht, „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“, als beispielhaft hervorgehoben, ohne den Krieg zu verherrlichen oder dessen Völkerrechtswidrigkeit zu verschweigen. … Auf dieser Grundlage könnte die Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst ebenso ihren Namen behalten wie auch das Beispiel eines deutschen Feldwebels im Einsatz im Kosovo zum Traditionsbestand unserer Streitkräfte genommen werden könnte: Er hatte sich allein und schutzlos in einer serbischen Enklave im Kosovo unter Lebensgefahr schützend vor eine serbisch-orthodoxe Kirche gestellt, um sie vor der Verwüstung durch kosovarische Freischärler zu retten – mit Erfolg! Wobei angemerkt sei: Auch der Einmarsch der NATO in das Kosovo – serbisches Staatsgebiet – war eindeutig völkerrechtswidrig.“
Bundeswehrsoldaten sind auf das Grundgesetz vereidigt
Anders als die Soldaten der Wehrmacht sind die modernen „Staatsbürger in Uniform“ auf keine Person, sondern auf: „… das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, … (Gelöbnis)“ eingeschworen. Daraus ergibt sich natürlich für die politische Führung ein Problem und diese versucht „tapfer“ gegen zu halten.
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„Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen“
„Als Kollateralschäden bleiben ein Ansehensverlust der Streitkräfte und ein Vertrauensverlust der Soldaten in die politische Führung“
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„Die pauschale Kritik der Ministerin an Haltung, Führung und Korpsgeist war inakzeptabel und schädlich für die Bundeswehr. Und ihre Entschuldigung ist wachsweich ausgefallen“, sagte Kujat der „Welt am Sonntag“. „Als Kollateralschäden bleiben ein Ansehensverlust der Streitkräfte und ein Vertrauensverlust der Soldaten in die politische Führung.“ – „Sie steht außerhalb, sie steht neben den Streitkräften. Und sie scheint auch nicht die Absicht zu haben, daran etwas zu ändern.“
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„Vertrauensverlust der Soldaten in die politische Führung“
Das vermeintliche „Haltungsproblem“ und die daraufhin angesetzten Durchsuchungen der Stuben dürften wohl in politischen Unbehagen – einer stetig wachsenden Garde von Offizieren – begründet liegen.