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Nigeria: Verletzungen der Religionsfreiheit im Fokus des US-Kongresses

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Untersuchung dokumentiert 55.000 Opfer religiös motivierter Gewalt innerhalb von fünf Jahren

Der US-Kongress hat als Reaktion auf die Gräueltaten an Christen und anderen Minderheiten in Nigeria den Weg für Sanktionen gegen das Land geebnet. Der Unterausschuss für auswärtige Angelegenheiten für Afrika empfahl nach einer Anhörung am 12. März, Nigeria wieder auf die US-Liste der besonders besorgniserregenden Länder (Countries of Particular Concern, CPC) zu setzen.

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Von Open Doors

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„Keine Zweifel“ an religiöser Motivation zahlreicher Angriffe

Bischof Wilfred Anagbe aus dem Bundesstaat Benue beschrieb, wie acht Kirchen in seiner Diözese niedergebrannt wurden, und berichtete eindringlich von Massakern in Kirchen, Überfällen auf Dörfer, Massenentführungen und Folterungen ganzer Familien durch islamistische Milizen und dschihadistische Gruppen seit 2010. „Es besteht kein Zweifel – diese Angriffe sind religiös motiviert“, heißt es in dem Kongressbericht. „Diese Realität zu leugnen, widerspricht den überwältigenden Beweisen, die wir mit eigenen Augen gesehen haben. Diese ‚religiöse Säuberung‘ muss aufhören, und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Der Ausschuss stützte sich auf eine Untersuchung der Beobachtungsstelle für Religionsfreiheit in Afrika (ORFA), die für den Zeitraum 2019-2024 insgesamt 55.910 Tötungen und 21.000 Entführungen durch Terrorgruppen dokumentiert hat. Darin wird auf ein loses Netzwerk von islamistischen Fulani-Milizen hingewiesen, die verantwortlich seien für mindestens 39 % aller Morde an Zivilisten – und wahrscheinlich mehr. Dabei seien christliche Bauern ihr Hauptziel.

Kritisch äußerte sich der Ausschuss zu der mangelnden Bereitschaft der nigerianischen Sicherheitsdienste auf Bundes- und Landesebene, christliche Gemeinschaften zu schützen. Er verwies auch in diesem Bereich auf die ORFA-Untersuchung, wonach der Staat so gut wie gar nicht gegen die Milizen vorgehe, die für Tausende von Morden verantwortlich waren. „Nigeria scheint eine Politik der offenen Grenzen zu verfolgen, die es radikalisierten Fulani-Milizen (FEM) und mit ISIS verbundenen Extremistengruppen, einschließlich Lakurawa, ermöglicht, ungehindert aus Mali, Niger, Tschad und Burkina Faso nach Nigeria einzureisen“, heißt es in der Resolution des Kongresses.

Nigerianische Regierung dementiert

Das nigerianische Außenministerium hat umgehend dementiert, dass Christen von islamistischen Milizen verfolgt werden: „Das Außenministerium möchte seine große Besorgnis über die jüngste Welle von Fehlinformationen und irreführenden Berichten über die angeblichen gezielten Tötungen von Christen in Nigeria zum Ausdruck bringen“, hieß es. Die Krise in Nigeria sei „komplex und vielschichtig“ und auf „Kriminalität, Terrorismus und kommunale Zusammenstöße, einschließlich Auseinandersetzungen zwischen Bauern und Hirten“ zurückzuführen.

Beobachter reagierten mit Kritik auf die Dementis. „Es ist an der Zeit, dass die nigerianische Regierung die Gewalt anerkennt“, sagte ein Sprecher von Open Doors. „Es ist an der Zeit, dass die nigerianische Regierung praktische Schritte unternimmt, um Christen vor den weit verbreiteten religiös motivierten Angriffen zu schützen.“

Tausende Christen vor der Gewalt geflohen

Die Studie „No Road Home“ von Open Doors aus dem Jahr 2024 liefert weitere Beispiele für religiös motivierte Angriffe auf Christen. Zusätzlich gibt sie Einblick in die dramatischen Lebensbedingungen Tausender vertriebener Christen, die in Lagern in den Bundesstaaten Borno und Plateau Zuflucht gefunden haben. „No Road Home“ enthält klare Empfehlungen an die nigerianische Regierung und die internationale Gemeinschaft, um die Christenverfolgung in Nigeria zu bekämpfen.

Christliche Leiter wurden Ende letzter Woche in die Villa des Präsidenten geladen. Presseberichten zufolge appellierte der Präsident mit emotionalen Worten, die Kritik an seiner Regierung zu dämpfen. Nigerianische Christen schöpfen angesichts der aktuellen Diskussion rund um die mögliche Einstufung Nigerias als CPC neue Hoffnung, dass ihre Sicherheit und der Schutz der Zivilbevölkerung tatsächlich verbessert wird.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht Nigeria an 7. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.