Nigeria: Serie tödlicher Überfälle auf christliche Dörfer

Gewaltwelle vor Ostern fordert zahlreiche Opfer
Am Abend des Palmsonntags kam es im Bezirk Bassa im nigerianischen Bundesstaat Plateau zu einem Angriff auf die Ortschaft Zike. Dabei wurden nach Informationen von Open Doors 43 der überwiegend christlichen Einwohner getötet – lokale Quellen sprechen sogar von 49 Opfern. Es ist der bislang tödlichste Anschlag einer ganzen Serie von Überfällen, die in der Region seit Ende März Dutzende Opfer gefordert haben und mutmaßlich von bewaffneten Fulani verübt wurden.
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Von Open Doors
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„Unser Volk lebt in Angst“
In einer offiziellen Erklärung zu dem Überfall ist von „einem weiteren Massaker“ die Rede; die Tat habe sich gegen Mitternacht vom 13. auf den 14. April ereignet. Weiter heißt es: „Zeugen am Tatort berichteten, dass Schüsse aus verschiedenen Richtungen abgefeuert wurden. Bis zum Morgen des 14. Aprils wurden 49 Leichen geborgen. Hinzu kommen Verletzte in bislang unbekannter Zahl. Den Anwohnern zufolge handelte es sich bei den Tätern um Fulani.“
In den vergangenen Wochen wurden vor allem die Verwaltungsbezirke Bassa und Bokkos (sogenannte „Local Government Areas“, LGA) im Bundesstaat Plateau mehrfach zum Schauplatz von Gewalt. Seit dem 24. März wurden mindestens sieben Ortschaften angegriffen (siehe Auflistung unten) und dabei 70 Menschen getötet – den jüngsten Anschlag nicht mitgerechnet. Sechs Personen gelten noch immer als vermisst. Auch bei diesen früheren Überfällen gab es viele Verletzte, über 200 Häuser und Felder wurden niedergebrannt und mehr als 3.000 Menschen vertrieben.
Die meisten Bewohner der angegriffenen Ortschaften sind Christen, die als Bauern von den Erzeugnissen ihrer Felder leben. Nach Angaben lokaler Kontaktpersonen von Open Doors waren unter den Opfern auch ältere Frauen und Kinder. Diese Angriffe hinterlassen nicht nur traumatisierte und zerrissene christliche Familien, sondern entwurzeln auch ganze Dorfgemeinschaften. „Unser Volk lebt in Angst. Die Kinder gehen nicht mehr zur Schule, und selbst Gottesdienste in den Kirchen sind nicht mehr möglich“, sagte Titus Ayuba Alams, Sonderberater des Gouverneurs für Arbeiternehmerrechte und kooperative Beziehungen, kürzlich gegenüber den lokalen Partnern von Open Doors.
Zeitpunkt der Angriffe weist auf perfide Strategie hin
Der Zeitpunkt der Überfälle zum Beginn der Regenzeit, die gleichzeitig die Zeit zum Säen und Bepflanzen der Felder ist, verstärkt den zerstörerischen Effekt der Angriffe. In vielen Familien wurden die Männer getötet, sodass die Frauen besonders schutzlos sind und nun für sich und ihre Familien selbst sorgen müssen. Indem die Bauern von ihren Feldern vertrieben wurden, ist ihre Lebensgrundlage unmittelbar gefährdet und sie sind von Armut bedroht.
Die Lage im Bezirk Bokkos ist schon seit Mai 2023 angespannt, als bewaffnete Fulani über mehrere Wochen hinweg immer wieder christliche Dorfgemeinschaften in der Region angriffen. Bei einem weiteren gezielten Angriff am Weihnachtsabend wurden Ende 2023 etwa 200 Christen getötet. „Es ist schwer erträglich, dass dies Gemeinschaften widerfährt, die sich gerade erst von den Angriffen des Jahres 2023 erholt haben“, sagt Jo Newhouse*, Sprecherin von Open Doors für Subsahara-Afrika. „Wir fordern alle Regierungsebenen in Nigeria auf, für den Schutz dieser Ortschaften zu sorgen. Unsere Bitte an Christen in aller Welt ist: Blickt aufmerksam nach Nordnigeria und betet dafür, dass diese Gewalt ein Ende findet!“
Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht Nigeria an 7. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.