Nigeria: Flucht geglückt – nach sechs Jahren Gefangenschaft

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Heimkehr von entführter Christin gestaltet sich kompliziert

Vor mehr als sechs Jahren wurde Alice Loksha von Islamisten entführt – jetzt ist sie endlich frei! Ende Oktober konnte die Christin und Krankenschwester ihren Peinigern entkommen. Doch nach Jahren voller Ungewissheit und Schmerz – sowohl für sie als auch für ihre Angehörigen – bringt die freudige Nachricht auch unerwartete Probleme mit sich. Alice und ihre Familie brauchen unser Gebet.

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Von Open Doors

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„Es kommt nicht auf unsere Kraft an, sondern auf seine Macht“

Alice wurde am 1. März 2018 bei einem Angriff von Kämpfern des „Islamic State’s West Africa Province“ („Islamischer Staat in der Provinz Westafrika“, ISWAP) zusammen mit zwei nigerianischen Hebammen entführt. Die drei Frauen arbeiteten zu der Zeit für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) in der Stadt Rann, nahe der Grenze zu Kamerun. Die beiden Hebammen wurden wenig später getötet – „weil sie Muslimas waren, die ‚die Konsequenzen ihrer Arbeit für internationale Organisationen hätten kennen müssen‘“, gab damals die Zeitung „Business Day Nigeria“ die kalte Logik der Entführer wieder.

Alice wurde zwar verschont, dafür jedoch zwangsverheiratet – „weil sie Christin ist“, wie es in einem von der Gruppe veröffentlichten Video hieß. Während ihrer Zeit in der Gewalt der Islamisten wurde die heute 42-Jährige nacheinander mit zwei ISWAP-Kommandeuren verheiratet, bevor sie entkommen konnte. „Am 24. Oktober 2024 gelang ihr die Flucht über die Diffa-Achse nach Geidam, wo sie sich am 29. Oktober 2024 bei den Truppen der Joint Task Force meldete“, sagte Kenneth Chigbu, stellvertretender Befehlshaber der Joint Task Force Operation Hadin Kai, am Freitag gegenüber Reportern.

Bei einer Pressekonferenz kurz nach ihrer Flucht dankte eine gefasste Alice Gott und betonte, dass noch große Herausforderungen vor ihr liegen. Doch sie zeigte sich zuversichtlich und verwies auf mehrere Aussagen der Bibel: „Es kommt nicht auf unsere Kraft an, sondern auf seine Macht … bei Gott sind alle Dinge möglich!“

„Komplikationen“ im Zusammenhang mit Alices Zukunft

Gemeinsam mit Alice entkam ihr Sohn Mohammed, den sie während der Gefangenschaft zur Welt gebracht hatte. Zum Zeitpunkt der Entführung Anfang 2018 war Alice jedoch bereits verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ein UN-Vertreter, der mit der Situation befasst ist, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass man versuche, „Komplikationen“ im Zusammenhang mit ihrer Zukunft zu klären.

„Wir befinden uns in einer heiklen Situation, weil ihr Ehemann nach ihrer Entführung wieder geheiratet hat. Er dachte, sie sei bereits tot, und jetzt ist sie hier mit dem Kind eines anderen Mannes“, sagte der Vertreter. Er verwies auf das Stigma, dem Alice und ihr Sohn mutmaßlich ausgesetzt sein werden, wenn sie schließlich zu ihrer Familie zurückkehrt. Diese werde das neue Kind „wohl kaum in ihrer Mitte willkommen heißen“.

Eine unserer lokalen Partnerinnen, die im Bereich der Traumabehandlung tätig ist, kommentierte Alices Situation: „Leider erleben wir viele Geschichten wie die von Alice. Christliche Frauen, die entführt und zwangsverheiratet wurden, sind mit viel Scham und Stigma behaftet. Wenn sie schließlich entkommen oder mit ihren Kindern freigelassen werden, kehren sie nicht einfach in ihr früheres Leben zurück. Sie werden nicht nur von ihren Ehemännern, sondern oft auch von ihren Gemeinschaften abgelehnt.“ Die Partnerin betont: „Alice und ihre Kinder brauchen kontinuierliche emotionale, körperliche und geistliche Unterstützung, um wieder in die Gesellschaft integriert werden zu können!“