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Myanmar: Erdbeben fordert Christen zusätzlich heraus

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Örtliche Partner von Open Doors berichten aus erster Hand

Vor genau einer Woche wurde Myanmar durch zwei schwere Erdbeben erschüttert. Mittlerweile ist die Rede von über 3.000 Opfern, die Zerstörungen sind gravierend. Wie viele Christen unter den Opfern sind, ist unbekannt. Angesichts der im Land herrschenden Verfolgung weisen lokale Partner von Open Doors jedoch darauf hin, dass die aktuelle Katastrophe für die Christen im Land eine zusätzliche große Belastung bedeutet.

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Von Open Doors

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Hoffnungslosigkeit und Sorge ums Überleben

Noch am Tag des Bebens berichtete Daisy Htun*, eine lokale Partnerin von Open Doors, von einem beschädigten Kirchengebäude im Bundesstaat Shan. „Das Gebäude unserer lokalen Partner, die sich um Kinder kümmern, ist beschädigt. Wir hoffen, dass dort niemand ums Leben gekommen ist. Eine unserer Schulungen in [der Hauptstadt] Naypyitaw war gerade beendet, als das Erdbeben das Gebiet erschütterte. Unsere Partner, die in Mehrfamilienhäusern leben, bringen sich in Sicherheit.“ Auch in Naypyitaw sei eine Kirche beschädigt worden, wobei der Pastor und zwei Diakone verletzt wurden. „Aus der Region Sagaing haben wir noch nichts von unseren dortigen Partnern gehört, aber das ist die Konfliktzone. In den meisten Gebieten hier ist das Internet noch immer nicht verfügbar, so dass wir nicht in der Lage sind, schnell Informationen zu erhalten“, so Htun weiter. Sie erläutert: „Alle Menschen befinden sich derzeit in einem Zustand der Hoffnungslosigkeit und sorgen sich vor allem um ihr eigenes Überleben. Für die Christen in Myanmar, die bereits vom Krieg betroffen sind und die vertrieben wurden, kann dies die Lage zusätzlich verschärfen. Sie haben bereits den Staatsstreich erlebt, es herrscht wirtschaftliche Not, nun hat sie auch noch eine Naturkatastrophe heimgesucht.“

Zum Hintergrund: Seit dem Militärputsch im Februar 2021 hat die Gewalt gegen Christen deutlich zugenommen. Auf den Putsch folgte die Eskalation eines langjährigen bewaffneten Konfliktes. In diesem Bürgerkrieg kommt es immer wieder zu gezielten Angriffen, besonders in Bundesstaaten mit hohem christlichen Bevölkerungsanteil. Allein im Berichtszeitraum des aktuellen Weltverfolgungsindex wurden in Myanmar 40.000 Christen vertrieben. Sie leben in Lagern für Binnenflüchtlinge, suchen Zuflucht in Kirchen oder fliehen sogar in den Dschungel, wo sie oft keinen Zugang zu Nahrung oder medizinischer Versorgung haben.

Hinzu kommt, dass der Buddhismus als wichtiger Teil der nationalen Identität gilt. Anhänger anderer Religionen werden von der Bevölkerungsmehrheit als fremd und als Bedrohung für den Staat und die nationale Einheit angesehen. Die Regierungspolitik unterstützt sogar extremistische Buddhisten wie die Gruppe „Ma Ba Tha“. Ein Experte für das Land berichtet, dass das Militärregime Mitglieder der Gruppe in der lokalen Verwaltung einsetzt.

Lokale Partner ermutigen die Christen und organisieren Hilfe

Pastor Caleb* besitzt ein Gebäude in Zentral-Myanmar. Er nimmt dort seit einiger Zeit Christen auf, die Zuflucht suchen, und nutzt die oberste Etage des Gebäudes als Andachtsraum und auch als Studienraum für Jugendliche. Caleb erzählt: „Die Auswirkungen des Erdbebens waren so verheerend, dass die Wände des Gebäudes Risse bekamen. Der Andachtsraum im obersten Stockwerk wurde schwer beschädigt, die Decke stürzte ein, einige Möbel kippten um und wurden zerstört. Ein Junge erlitt schwere Verletzungen am Bein, als er versuchte, aus dem Gebäude zu fliehen.“ Die Situation eines anderen Partners illustriert einen weiteren Aspekt der Not. Seine Frau ist hochschwanger und erlebte das Beben als traumatisches Ereignis. Sie ist in einem schlechten Zustand und müsste in ein Krankenhaus. Viele Krankenhäuser sind jedoch zerstört oder aufgrund der zahlreichen Verletzten überlastet.

Da Open Doors seit vielen Jahren mit lokalen Partnern in Myanmar zusammenarbeitet, ist es möglich, den betroffenen Christen Hilfe zukommen zu lassen. Daisy Htun berichtet von ihren Besuchen bei diesen Christen: „Ich sage ihnen, dass wir trotz der momentanen schrecklichen Lage, in der man schnell isoliert werden kann, nicht allein sind. Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die für uns beten.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht Myanmar an 13. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert