„Menschenlabor Lausitz“ – Abwanderung & Arbeitslosigkeit: „Sozialforschung hat die Lausitz entdeckt“
„Menschenlabor Lausitz“ – Der Begriff mag sehr abwegig klingen: Aber die wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen im Zuge des angedachten Kohleausstiegs ziehen viele Sozialforscher an. Jene sehen die Lausitz und ihre Menschen als ihre persönliche Spielwiese für ihre Sozialstudien an. Zwar halten rein formal die Universitäten an ihren optimistischen Zukunftsperspektiven mit vielen Arbeitsplätzen und einer besseren Zukunft fest: Aber beim genauen Lesen ist eher genau das Gegenteil zu beobachten.
„Kohleausstieg in der Lausitz rückt immer näher“
>>Technische Universität Dresden<<
„Der Kohleausstieg in der Lausitz rückt immer näher. Eine der Folgen für die Region ist der Jobverlust. Die damit verbundene Sorge der Bevölkerung ist daher sehr berechtigt. … Im Umfeld dieses Großforschungszentrums würden sich zahlreiche Unternehmen ansiedeln, angefangen von Start-ups bis hin zu Niederlassungen der größten europäischen Bauunternehmen. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auf diese Weise der Lausitzer Bevölkerung eine realistische Zukunftsperspektive bieten können.“
„Wir auf diese Weise der Lausitzer Bevölkerung eine realistische Zukunftsperspektive bieten“
Diese „universitäre Überzeugung“ scheint aber innerhalb der Lausitz auf wenig Resonanz zu stoßen. Ungefähr jede zweite junge Mensch plant die Lausitz zu verlassen, um woanders eine berufliche Perspektive zu finden.
„Jeder zweite junge Mensch im Alter zwischen 18 und 29 Jahren“ – „Plant aus der Lausitz innerhalb der nächsten 2 Jahre wegzuziehen“
„Insgesamt ist es für jeden zehnten Lausitzer (10 Prozent) wahrscheinlich, innerhalb der nächsten 2 Jahre aus der Region wegzuziehen. Die Wegzugsbereitschaft ist vor allem in der jungen Generation hoch. Fast jeder zweite junge Mensch im Alter zwischen 18 und 29 Jahren (45 Prozent) plant aus der Lausitz innerhalb der nächsten 2 Jahre wegzuziehen.“
„Jeden zehnten Lausitzer“ – „Wahrscheinlich, innerhalb der nächsten 2 Jahre aus der Region wegzuziehen“
Selbst die Universitäten haben sich insgeheim offensichtlich vom ihren eignen optimistischen Zukunftsszenarien verabschiedet. Aus wissenschaftlicher Sichtweise scheint die Lausitz ein überdimensionales Menschenlabor zu sein. Die Soziologen geben sich regelmäßig Klinke in die Hand.
„Untersuchung geht den sozialen und ökologischen Konflikten um die Braunkohle in der Lausitz nach“
„Studie »Nach der Kohle II« erschienen – Die Untersuchung geht den sozialen und ökologischen Konflikten um die Braunkohle in der Lausitz nach.“
„Studie »Nach der Kohle II« erschienen“
„Im Diegesis, dem interdisziplinären E-Journal für Erzählforschung, ist nun ein wissenschaftlicher Artikel über unser Veranstaltungsformat Erzählsalon erschienen. Der Soziologe und Kommunikations- und Medienwissenschaftler Dr. Ralph Richter und der Soziologe Nepomuk Rohnstock begleiteten für diesen Artikel das Lausitz-Projekt von Beginn an.“
„Soziologe Nepomuk Rohnstock begleiteten für diesen Artikel das Lausitz-Projekt von Beginn an.“
Im Zuge des propagierten Kohleausstieg stehen für diese Art von Forschung jede Menge an staatlichen Fördergelder bereit. Eine kritische Betrachtungsweise über die sich abzeichnenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen ist jedenfalls schwer zu finden. Für solche Studien lassen sich offenbar keine öffentlichen Mittel abrufen.
Taten sagen alles: Sozialforscher statt Wirtschaftswissenschaftler & Ökonomen
Die wissenschaftliche Sichtweise wird also auf nur einen Betrachtungswinkel verengt. Zwar hat das alles wenig mit Prinzipien der Wissenschaft zu tun, aber dieser Umstand scheint auch niemand wirklich zu stören. Genauso wenig: Dass die Sozialforscher sich – im übertragenen Sinn – gegenseitig in der Lausitz auf die Füße treten.
„Auf der Suche nach der Empirie des Kohleausstiegs strömen Sozialforscher in die Lausitz“
„Auf der Suche nach der Empirie des Kohleausstiegs strömen Sozialforscher in die Lausitz. Dort treffen sie: andere Sozialforscher. Die Sozialforschung hat die Lausitz entdeckt. Aus allen Richtungen strömen neuerdings Wissenschaftler in den tiefen Osten, um Leute und Land zu untersuchen.“
„Sozialforschung hat die Lausitz entdeckt“
Der Begriff „Menschenlabor Lausitz“ kann also durchaus als treffend bezeichnet werden. Würden sich tatsächlich reihenweise neue Unternehmen in der Lausitz ansiedeln, dann wären keine Sozialforscher, sondern Wirtschaftswissenschaftler und Ökonomen in die Lausitz gekommen. Aber so kann der „wissenschaftliche Großversuch“ – mit bekannten Ausgang – stattfinden. Eigentlich ist diese Art der Forschung komplett überflüssig: Schließlich hat im Zuge der Wiedervereinigung etwas vergleichbares stattgefunden.