Mali: Christen müssen islamische Kopfsteuer zahlen
Islamische Extremisten drohen mit Kirchenschließungen
Die Christen in der Region Mopti in Mali wurden von islamistischen Gruppen aufgefordert, ab sofort die islamische Kopfsteuer („Dschizya“) zu zahlen. Örtlichen Kirchenleitern wurde mit der Schließung und Beschlagnahmung von Kirchen gedroht, sollten die Zahlungen ausbleiben. Die beträchtlichen Summen sind von den Christen kaum aufzubringen – sie brauchen unser Gebet.
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Von Open Doors
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„Neue Realität“ hebelt staatliche Ordnung aus
Nach Angaben der katholischen Hilfsorganisation Kirche in Not müssen Christen über 18 Jahren im Dorf Douna-Pen in der Region Mopti jeden Monat 25.000 CFA-Francs (umgerechnet etwa 38 Euro) zahlen. Das ist mehr als die Hälfte des Monatseinkommens vieler Familien. „Wir leben eigentlich in einem säkularen Staat, in dem solche Praktiken nicht vorkommen sollten; aber leider wird dies zu unserer neuen Realität“, erklärte ein Christ. Lokale Kontakte hatten Open Doors bereits im August von der Einführung der Dschizya in der malischen Gemeinde Dougouténé berichtet.
Die Dschizya ist Teil der zunehmenden Verfolgung von Christen in der Sahelzone. Das zeigt auch ein Vorfall aus der Region Tillabéri im Südwesten des Niger, die an Mali grenzt. Dort wurden im Juni dieses Jahres alle Männer über 15 Jahren ebenfalls aufgefordert, die Dschizya zu entrichten oder zum Islam überzutreten. Mali wird seit über einem Jahrzehnt von islamistischen Aufständen heimgesucht. Die seit 2021 herrschende Militärregierung liefert sich immer wieder Kämpfe mit der dschihadistischen Gruppe „Jama‘at Nusrat al-Islam wal-Muslimin“ (JNIM).
Doch nicht nur in Mali, sondern auch in Burkina Faso, dem Niger und Nigeria verüben militante Islamisten Anschläge auf Zivilisten und Regierungstruppen. Der „Islamische Staat in der Großsahara“ (ISGS), die „Islamische Staat Provinz Westafrika“ (ISWAP) und die mit al-Qaida verbundene JNIM operieren nebeneinander.
Mutmaßliches Ziel: Christen in die Armut drängen
Experten äußerten im Gespräch mit Open Doors die Vermutung, dass es sich bei der Gruppe, die aktuell in Mopti die Christen unter Druck setzt, um eine kleine Gruppe unter dem Kommando der JNIM handelt. Sicherheitsanalysten gehen von einer wachsenden Zusammenarbeit zwischen den islamistischen Gruppierungen aus.
Die Dschizya wurde auch während der Besetzung des Iraks und Syriens durch den „Islamischen Staat“ (IS) in den Jahren 2014 bis 2017 praktiziert. Im Nahen Osten nutzte der IS die Dschizya als Mittel, um christliche Gemeinschaften in die Armut zu drängen. Die Analysten von Open Doors gehen davon aus, dass die bekannt gewordenen Fälle aus Mali keine Einzelfälle sind, sondern Teil eines umfassenderen Plans.
„Familien, die sich weigern zu zahlen oder es sich nicht leisten können, werden von ihrem Land vertrieben – Orte, an denen sie aufgewachsen sind und ihr ganzes Leben lang gelebt haben“, sagt Jo Newhouse*, Sprecherin von Open Doors für Subsahara-Afrika. Die langfristigen physischen und emotionalen Auswirkungen sind verheerend.
Die Dschizya ist nur ein Aspekt der Verfolgung von Christen in Mali. Die Gewalt hat zu Schulschließungen, Nahrungsmittelknappheit, der Rekrutierung von Kindersoldaten und der Vertreibung der christlichen Bevölkerung geführt, während christliche Missionare, die in Mali leben, ständig von Entführung bedroht sind.
*Name geändert