Malen nach Zahlen in Studien zu E-Mobilität: “Nutzern mit besonders hohen oder niedrigen Tagesfahrleistungen nicht berücksichtigt”
Besteht die Möglichkeit eines Verbrenner-Verbots? Es wird zumindest über mögliche Beschränkungen und erhöhte Steuern diskutiert. Man argumentiert, dass Verbrenner-Fahrzeuge zu ineffizient seien. Gleichzeitig wird die begrenzte Reichweite von Elektroautos bagatellisiert. Es fällt jedoch auf: Die gesamte Debatte scheint eher aus einer isolierten Perspektive geführt zu werden.
Reichweitenangst & Reichweitenpanik – Angst im Nirgendwo einfach liegen zu bleiben
“Neben der Furcht vor einem generellen Stromausfall ängstigt auch der Blackout des eigenen E-Gefährts. So hat es “Reichweitenangst” als Begriff in den Duden geschafft, die “Angst davor, mit einem elektrisch oder alternativ angetriebenen Fahrzeug aufgrund der begrenzten Reichweite der vorhandenen Akku- bzw. Tankladung das Fahrtziel oder eine Lade- bzw. Tanksäule nicht zu erreichen und auf der Strecke liegen zu bleiben”. Dabei ist zu bedenken: In Deutschland liegt die Tagesfahrleistung im Schnitt bei 35 und die Reichweite von E-Autos bei mehr als 200 Kilometer selbst im Winter, wenn Akkus weniger Leistung bringen.”
“Neben der Furcht vor einem generellen Stromausfall ängstigt auch der Blackout des eigenen E-Gefährts”
Wie viele diese theoretischen Angaben mit der praktikabel Wirklichkeit haben, dies soll mal offen bleiben. Und natürlich bleibt die Frage unbeantwortet im Raum stehen: Wie kommt der staatliche Rundfunk auf diese Zahlen? Eine Quelle wird im Artikel nicht angeben, aber es gibt tatsächlich eine Studie, wo vergleichbare Angaben gemacht werden.
“Nutzern mit besonders hohen oder niedrigen Tagesfahrleistungen nicht berücksichtigt”
>>Umweltbundesamt (PDF-Datei) <<
“Der tatsächlich realisierte elektrische Fahrtanteil hängt dabei sowohl von der elektrischen Reichweite der Fahrzeuge (also vor allem von der Batteriekapazität), als auch vom persönlichen Nutzungsprofil des Fahrers ab. Feldversuche haben gezeigt, dass er ein Schlüsselparameter für die Umweltbilanz ist, aber einer großen Schwankungsbreite unterliegt. Um für die untersuchten PHEV-Typen (mit 20, 50 bzw. 80 km elektrischer Reichweite) zu realistischen Annahmen für den elektrischen Fahranteil zu kommen, wurden verschiedene Herangehensweisen gewählt: Für die heutige Situation stützen sich die Annahmen zu reichweitenabhängigen elektrischen Fahranteil auf aktuelle Daten aus der AdminWG im Rahmen des EU WLTP49 Prozesses. Dabei wurden jedoch Daten von Nutzern mit besonders hohen oder niedrigen Tagesfahrleistungen nicht berücksichtigt um den potenziellen PHEV-Kunden Rechnung zu tragen.”
Warum die mangelnde Reichweite einfach mal heruntergespielt wird?
Diese Studie könnte eigentlich schon als Wissenschaftsbetrug und bewusste Desinformation eingeordnet werden: Da die “besonders hohen oder niedrigen Tagesfahrleistungen nicht berücksichtigt” wurden. Besonders die hohen Tagesfahrleistungen sind im Zentrum der Kritik zu finden und genau diese wurden einfach ausgeklammert. Offenkundig ist der Beitrag des Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk im selben Sprachduktus gehalten, wo die mangelnde Reichweite einfach mal heruntergespielt wird. Insgesamt spiegelt die Haltung eher die Sichtweise einer elitäre Großstadtwelt wider.
“Ja, wir lieben unsere Autos” – “Dorf, selbstbestimmt verlassen zu können”
“In meinem Dorf knacken wir noch nicht mal die 1.000. Schon vor Ende unsrer Schulzeit sind wir in keinen Bus mehr gestiegen. Sobald es möglich war, machten wir unseren Führerschein, egal ob für zwei oder vier Räder. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Was vom Städter oftmals als typisch Dorfkind abgestempelt wird, war und ist unsere einzige Möglichkeit den eigenen Dunstkreis und damit reden wir vom eigenen Dorf, selbstbestimmt verlassen zu können. Ohne ein Vehikel, das in irgendeiner Art und Weise mit Diesel oder Benzin angetrieben wird, geht hier schon immer vor allem auf den etwas längeren Wegen gar nichts. Ja, wir lieben unsere Autos. Allerdings geht es auch nicht anders.”
“Ja, wir lieben unsere Autos” – “Allerdings geht es auch nicht anders”
In der Tat haben sich die Verhältnisse auf dem Land allmählich verschlechtert. Landkreise und Gemeinden wurden fusioniert und der Staat zieht sich zunehmend aus der Grundversorgung zurück. Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Banken verschwinden immer mehr auf dem Land. Die Wege werden länger und viele Orte werden heute nur noch sporadisch vom öffentlichen Nahverkehr angefahren. Gleichzeitig werden Reparaturen, der Ausbau von Straßen und der Winterdienst drastisch reduziert. Daher lässt sich die steigende Nachfrage nach kleinen Geländewagen auf gute Gründe zurückführen.
“Droht ein SUV-Verbot?”
“Droht ein SUV-Verbot? – “Es ist völlig absurd, 1,9 Tonnen Gewicht zur Beförderung von durchschnittlich 80 Kilogramm Mensch zu bauen.” … daher sollte es nun “völlig übermotorisierte Panzermodelle” richten.”
SUV: “1,9 Tonnen Gewicht zur Beförderung von durchschnittlich 80 Kilogramm Mensch”
Dabei wird aber gerne vergessen: Selbst beim verhältnismäßig kleinen Fahrzeug VW-Golf kommen ebenfalls – als Leergewicht – bis zu 1,6 Tonnen an Gewicht zusammen. Bei reinen Elektroautos werden diese Werte noch schneller erreicht. Es handelt sich also keineswegs nur um ein Problem von SUVs. Schließlich transportieren Fahrzeuge nicht nur eine Person mit 80 Kilogramm Gewicht. Diese Situation lässt sich besonders gut bei den frühen Modellen des Unimogs beobachten.
Unimog als Urvater des modernen SUV?
“Der Unimog in der Landwirtschaft – … begannen die Entwicklungen für das Universal-Motor-Gerät als Arbeitsmaschine für den landwirtschaftlichen Einsatz. Bis heute hat sich der Unimog als flexibles, sicheres, schnelles und sparsames Fahrzeug in der Landwirtschaft bewährt. … Mit bis zu 300 PS steht der Unimog als unermüdliches Arbeitstier bei der Aussaat, bei Pflanzenschutzarbeiten oder bei Futtermitteltransporten zur Verfügung.”
“Universal-Motor-Gerät als Arbeitsmaschine für den landwirtschaftlichen Einsatz”
Insbesondere die frühen Unimogs sind in ihrer Größe mit heutigen Pick-Ups vergleichbar. Noch heute spielen besonders auf dem Land die Faktoren, Reichweite, Zuladung, Geländegängigkeit und teilweise Anhängelast eine wichtige Rolle. Die Diskussionen rund um die Elektroautos sind eher der wohlhabenden Stadtbevölkerung vorbehalten, wo sich offensichtliche Staatsbeamte und Rundfunkfunktionäre sich in der selben Filterblase aufhalten und gegenseitig in ihrem Meinungen bestärken.