„Leistungsgerechte Löhne und Teilhabe“ versus „Ideologisch-geheimdienstlich gesteuerte Personal- und Reisekaderpolitik“ (2)

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Leistungsgerechte Löhne und Teilhabe am Wohlstandszuwachs gesichert“ – Das hat sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf die Fahnen geschrieben. – Doch alleine durch das Mittel der kalten Progression streicht sich das Finanzamt dem „Wohlstandszuwachs“ praktisch komplett ein. Im 1. Teil ging es um die elitären Reisekader und der 2. Teil dreht sich um die Kader- und Eliteschulen herum.

Untergang der DDR & Elitenwirtschaft: Warum reine Ideologie nicht die klügsten Köpfe hervorbringt

Die leistungsgerechten Löhne und Teilhabe am Wohlstandszuwachs werden durch ein kompliziertes System aus Privilegien ersetzt. Elitenwirtschaft: Das gesamte wirtschaftliche Leben wird um eine selbsternannte Elite herum gebaut. Das mag zunächst nach einer abenteuerlich-weltfremden Szenario klingen, aber der Deutscher Bundestag hat in seinem offizielle Schlußbericht über die DDR recht deutlich das Prinzip schon ausgearbeitet.

Elitenwirtschaft & Bildung: Warum es Eliten- und Kaderschmieden in der DDR nie gegeben hat?

Die Privilegien der sogenannten „DDR-Bildungselite“ nehmen hierbei eine wichtige Rolle ein. Doch die „DDR-Eliteuniversitäten“ hat es – im DDR-Selbstverständnis – nie gegeben, obwohl sie eine Hauptverantwortung beim Niedergang der DDR getragen haben. Solche elitären Strukturen nehmen heutzutage eine immer größere Rolle ein.

DDR: „Ideologisch-geheimdienstlich gesteuerte Personal- und Reisekaderpolitik“

>>Deutscher Bundestag (PDF-Datei) <<

„Zu den Gründen für dieses Zurückbleiben der Forschung in der DDR gehörten u. a. „die einseitige Orientierung auf die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion“, „Bürokratie, überzogenes Sicherheitsbedürfnis und mangelnde Flexibilität“, fehlende Zugriffsmöglichkeiten auf publizierte westliche Forschungsergebnisse durch die einzelnen Wissenschaftler, die ideologisch-geheimdienstlich gesteuerte Personal- und Reisekaderpolitik (Expertise Meier). Die insgesamt schlechte Leistungsbilanz der naturwissenschaftlich- technischen Forschung in der DDR war systembedingt. Sie hat nichts mit der Beurteilung der individuellen Leistungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der DDR zu tun. Diese erreichten im Einzelfall hervorragende Leistungen, wenn es ihnen gelang, die systemspezifischen Schwierigkeiten zu überwinden.“

DDR: „Fehlende Zugriffsmöglichkeiten auf publizierte westliche Forschungsergebnisse“

Besonders in den elitären DDR-Kaderschmieden dürfte der fehlende Zugriff auf westliche Forschungsergebnisse vermutlich nie wirklich gestört haben. Man war ideologisch voll auf Kurs und von sich selbst überzeugt. Die eigene Überlegenheit hat als unumstößliches Mantra gegolten.

„DDR-Kaderschmiede – Denken, aber richtig!“

>>Spiegel<<

„DDR-Kaderschmiede – Denken, aber richtig! – Richter, Diplomaten und Minister ließ das SED-Regime an einer streng abgeschotteten Eliteschule in Potsdam ausbilden. … Die Reihe der DDR-Prominenten, die an der ASR studierten, reicht von Ministern und ZK-Mitgliedern bis zu MfS-Generälen.“

„Ließ das SED-Regime an einer streng abgeschotteten Eliteschule in Potsdam ausbilden“

Die Akademie für Staat und Recht kurz ASR – war eine solche DDR-Kaderschmiede: Obwohl es im – offiziellen – Arbeiter- und Bauernstaat keine elitären Strukturen gegeben haben soll. Die selbsternannte politische DDR-Elite zeichnet sich demnach auch weniger durch ihren Intellekt, sondern vielmehr durch ihre Regierungstreue aus. Während zu DDR-Zeiten noch solche Eliten- und Kaderschmieden – nach außen hin – verpönt waren, treten die modernen Eliteuniversitäten heutzutage ganz offen auf.

„Eliteuniversitäten in den USA: Bestochen wird doch jeden Tag“

>>Zeit<<

„Eliteuniversitäten in den USA: Bestochen wird doch jeden Tag – Reiche Amerikaner haben ihren Kindern Studienplätze an Eliteunis erschlichen. Die Aufregung darüber ignoriert, dass das US-Unisystem Reiche grundsätzlich belohnt.“

„Reiche Amerikaner haben ihren Kindern Studienplätze an Eliteunis erschlichen“

Auch der ehemalige US-Präsident George W. Bush hat – wie sein Vater – an einer Eliteuniversität studiert, obwohl er mit hoher Wahrscheinlichkeit keinesfalls die sprichwörtlichhellste Kerze auf der Torte“ war? Es braucht also nicht viel Phantasie, um die Frage zu beantworten: Wer wirklich mit „Elite“ gemeint sei?

Was wirklich mit „Elite“ gemeint sei?

Nichtsdestoweniger stellen sich die Verhältnisse hierzulande kaum anders dar. Gerade mal 21 Prozent der Kinder aus Nichtakademikerhaushalten fangen ein Studium an, während gleichzeitig 74 Prozent an Akademikerkindern studieren. Selbst wenn es Nichtakademikerkinder auf eine „Eliteuniversität“ durch äußerst glückliche Umstände schaffen, so fallen ihre späteren Chancen doch sehr gering aus. Denn für Spitzenpositionen mögen sie möglicherweise die richtigen Zeugnisse, aber dafür keinen Zugriff auf die viel wichtigeren elitären Netzwerke im Hintergrund haben.

Studenten an Universität: 21 Prozent der Kinder von Nichtakademikerkindern versus 74 Prozent von Akademikerkindern

Aber ganz allgemein hat der sinnbildliche „Wissenschaftsbetrieb“ ein regelrechtes Eigenleben entwickelt. Sogar herausragende Philosophen wie Immanuel Kant gingen im heutigen „Forschungswesen“ gnadenlos unter.

Immanuel Kant: „Im gegenwärtigen Wissenschaftsbetrieb keine Chance gehabt hätte“

>>Theorie der Unbildung: Die Irrtümer der Wissensgesellschaft von Konrad Paul Liessmann (Buch) <<

„Läßt man Kants akademischen Werdegang kurz Revue passieren, muß man zu dem Befund kommen, daß er im gegenwärtigen Wissenschaftsbetrieb keine Chance gehabt hätte. Im Gegenteil, er verkörpert geradezu alles das, was dem Eifer der universitären Qualitätsmanager ein Dorn im Auge ist. Das beginnt mit Kants demonstrativer Immobilität und Unbeweglichkeit. Kant hat seine Geburtstadt Königsberg so gut wie nie verlassen. Nach dem Studium verdingte sich der modebewußte »elegante Magister« als Hauslehrer und Bibliothekar, ehe er nach einer langen Zeit des Wartens endlich eine Professur an der Universität Königsberg, an der er auch die Lehrbefugnis erhalten hatte, bekam. … Kaum zum Professor ernannt, … Er hört auf zu publizieren. Es folgen zehn »Jahre des Schweigens«, in denen gerade zwei Artikel in der Königsbergischen Zeitung erscheinen. Hätte man nach heutigen Kriterien die Universität Königsberg evaluiert, wäre es Kant wohl nicht erspart geblieben, sich wegen mangelnden Fleißes und ineffizienter Forschungsleistung zu verantworten.“

Immanuel Kant: „Hätte man nach heutigen Kriterien“ – „Mangelnden Fleißes und ineffizienter Forschungsleistung“ 

Es ist wohl kaum zu übersehen: Der heutige „Wissenschaftsbetrieb“ mag viel Papier und zugleich sehr wenige brauchbare Ergebnisse produzieren. Überspitzt: Die Forschungsleistung wird heutzutage nach der Menge an Altpapier gemessen. Hinter gefühlt kilometerlangen komplizierten Sätzen sind häufig nur sehr triviale Aussagen verborgen. Moral und Dogma stellen in Wahrheit die beherrschenden Themen dar.

Haben Moral und Dogma die Wissenschaft ersetzt?

Es mag hiervon fraglos Ausnahmen von Wissenschaftlern geben: Doch besonders die selbsternannte Elite der Wissenschaftler will sich keinen kritischen Fragen oder Diskussionen mehr stellen, was jeglichen wissenschaftlichen Prinzip zuwider läuft. Allerdings der Begriff „Eliteuniversität“ lässt sich auch anders definieren.

Intellektuelle Elite in China: „Nur die Besten im Land werden an eine Eliteuniversität aufgenommen“

>>Live aus China. Mein Leben im Reich der Mitte von Barbara Lüthi (Buch) <<

„Hinter diesem überragenden Abschneiden steht aber auch ein entsprechender Leistungsdruck: Nur die Besten im Land werden an eine Eliteuniversität aufgenommen, darüber entscheidet das sogenannte Gao Kao – ein Examen zur Hochschulaufnahme, zu dem die Schüler landesweit nach der zwölften Klasse antreten. Drill und Druck sind unerbittlich. Alles dient nur einem Ziel: Eine gute Ausbildung zu erhalten, denn das ist in China die Grundlage für Ansehen und Wohlstand. Um es an eine Eliteuniversität zu schaffen, opfern die jungen Menschen ihre Kindheit und Jugend.“

„In China die Grundlage für Ansehen und Wohlstand“

Natürlich kann man den permanenten Leistungsdruck kritisieren, aber auch nicht jeder will an einer oder Universität oder Eliteuniversität studieren. Zudem macht es deutlich: Der Begriff „Elite“ könnte kaum unterschiedlicher ausfallen, was am Ende am wirtschaftlichen Erfolg sichtbar hervor tritt.