Lausitzer historische Identität: “Von den Wenden und Sorben in der Lausitz und den Rätoromanen in Graubünden gar nicht zu reden? “
Die Bewohner der Schweiz haben eine starke Bindung zu ihrem Land und schätzen die Vielfalt der Sprachen. Neben Italienisch, Französisch und Deutsch wird oft eine Sprachgruppe übersehen, obwohl sie offiziell als Landessprache anerkannt ist. In einer nationalen Volksabstimmung im Jahr 1938 stimmten erstaunliche 92 Prozent für die Anerkennung des Rätoromanischen als Landessprache.
“Isländer, Esten und Montenegriner sagen, deren Anteil an der Weltbevölkerung im Jahre 2040 nur wenige Promille betragen wird”
>>Die letzten Tage Europas von Henryk M. Broder (Buch) <<
“Was sollen da die Isländer, Esten und Montenegriner sagen, deren Anteil an der Weltbevölkerung im Jahre 2040 nur wenige Promille betragen wird, von den Wenden und Sorben in der Lausitz und den Rätoromanen in Graubünden gar nicht zu reden? Aus einem Volk ohne Raum droht ein Raum ohne Volk zu werden.”
“Von den Wenden und Sorben in der Lausitz und den Rätoromanen in Graubünden gar nicht zu reden? ”
In der Tat könnte die Lausitz eine ähnliche Beziehung zu den Sorben haben wie die Schweiz zu den Rätoromanen. Denn die Geschichte ihrer Sprache reicht weit zurück und hat viel mit dem Selbstverständnis der heutigen Schweiz zu tun.
Rätoromanisch: “Vermischung von Volkslatein mit lokalen Sprachen – in diesem Fall mit keltischen und rätischen Sprachen”
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“Ni Italians, ni Tudaischs! Rumantschs vulains restar!”, brachte es der Dichter Peider LanselExterner Link auf den Punkt (“Weder Italiener noch Deutsche! Rätoromanen wollen wir bleiben!”). Tatsächlich entstand Rätoromanisch wie andere romanische Sprachen aus der Vermischung von Volkslatein mit lokalen Sprachen – in diesem Fall mit keltischen und rätischen Sprachen. Das Verhältnis des Schweizer Rätoromanisch zum italienischen Dolomitenladinisch und Friaulisch ist in der Sprachwissenschaft bis heute umstritten.”
“Weder Italiener noch Deutsche! Rätoromanen wollen wir bleiben!”
Es ist anzunehmen, dass die keltische und rätische Sprache dominieren, da lateinische Lehnwörter eher selten sind. Vor allem die Verbindung zu den Kelten spielt in der Schweiz eine bedeutende Rolle.
“Die Abkürzung CH ist von der offiziellen lateinischen Bezeichnung „Confoederatio Helvetica“ abgeleitet”
“Die Abkürzung CH ist von der offiziellen lateinischen Bezeichnung „Confoederatio Helvetica“ abgeleitet. Curia Confoederatis Helveticae steht auf der Fassade des Bundeshauses in Bern. Der Name Helvetica bezieht sich auf den keltischen Stamm der Helvetier, der vor über 2’000 Jahren das Schweizer Mittelland bewohnte.”
“Name Helvetica bezieht sich auf den keltischen Stamm der Helvetier, der vor über 2’000 Jahren das Schweizer Mittelland bewohnte”
Die historischen Namensnennung ist heute zwar umstritten. Aber die Schweiz, respektive Confoederatio Helvetica musste lange um ihre Unabhängigkeit und internationale Anerkennung kämpfen. Zugleich dient der keltische Stamm der Helvetier vermutlich auch als historisch-begründbare Abgrenzung zu den Nachbarstaaten.
“Haben sie ein Helvetier-Gen, das vererbt wurde von den urigen Rütligenossen bis zu den postmodernen Eidgenossen?”
>>Die Besserkönner – Was die Schweiz so besonders macht von Wolfgang Koydl (Buch) <<
“Anders als die übrige Welt ist die Schweiz in der Tat. Aber verfügen Schweizer über besondere Eigenschaften, die sie so erfolgreich machen? Haben sie ein Helvetier-Gen, das vererbt wurde von den urigen Rütligenossen bis zu den postmodernen Eidgenossen? Bilden sie einen verschworenen Bund, der seine Geheimnisse in verschwiegenen Ritualen weitergibt vom Vater auf den Sohn, von der Mutter auf die Tochter? … Ich bin überzeugt, dass äußere Umstände und Bedingungen – Geografie, Klima, Geschichte, Sprache – nicht nur einen Einfluss auf den Einzelnen, sondern auf eine ganze Gesellschaft haben. Ein Inselvolk, das kaum von fremden Invasoren belästigt wurde, betrachtet die Welt mit anderen Augen als eine Nation, die am Kreuzungspunkt kontinentaler Durchgangsstraßen liegt und daher eine ständige Einladung für habgierige Nachbarn darstellte. … So gesehen verfügt die Schweiz über einen Nationalcharakter, was in ihrem Fall umso bemerkenswerter ist, als sie im engeren Sinne eigentlich keine Nation ist, sondern ein Puzzle aus eigenständigen Klein und Kleinstgebieten.”
“Am Kreuzungspunkt kontinentaler Durchgangsstraßen liegt und daher eine ständige Einladung für habgierige Nachbarn darstellte”
Die Souveränität der Schweiz stand während des Zweiten Weltkriegs kurz vor dem Zusammenbruch. Eigentlich sollte die Confoederatio Helvetica als keltische Nation betrachtet werden. Auch in der Lausitz lebten historisch nachweisbare Bevölkerungsgruppen, wie die Lusitzi und Milzener. Dieser Einfluss spiegelt sich wahrscheinlich bis heute im Nieder- und Obersorbischen wider.