Lausitzer Mythen: Der Jungfernsprung auf dem Oybin
Bekannt ist der Jungfernsprung auf dem Oybin. Man erzählt drei verschiedene Geschichten davon. – Im Jahre 1601, am Tage Johannis des Täufers, als eine große Menge Menschen aus Zittau und den benachbarten Dörfern, der Gewohnheit nach, den Oybin besuchte, befand sich unter ihnen ein rasches Mädchen, die mit ihren Gespielinnen auch an diesem Orte sich umsah.
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Man scherzte, und jenes Mädchen wagt es auf eine Wette, über diese Kluft wegzusetzen. Damals trugen noch die meisten Frauenzimmer, auch die vom Stande, Pantoffel. Im Springen nun glitschte ihr der Fuß aus dem glatten Pantoffel und sie fiel herunter. Da sie aber nach damaliger Sitte einen tüchtigen Steif- oder Reifrock anhatte, der sie vor dem schnellen Falle schützte, so ward sie durch Hilfe desselben in der Kluft gleichsam hernieder geschoben, und vollendete diese ansehnliche Tour von ungefähr 40 Fuß Tiefe ganz ohne Nachtheil.
Die zweite Geschichte erwähnt eines Jägers, der ein züchtiges Mädchen brünstig verfolgte. Sie flüchtete sich hinter die Kirche, der Jäger ihr nach. Sie lief athemlos immer weiter, gelangte an die Schlucht, sprang muthig hinab, ihre Tugend zu retten, und kam auch glücklich von dannen.
Die dritte Sage schreibt aber diese heroische That einer Nonne zu, die von einem Mönche verfolgt wurde, und ihre Tugend zu retten, die gefährliche Luftreise machte. – S. D. Peschecks Beschreibung des Oybin.