Lausitzer Mythen: Bóžałosć – die Gottesklage
Die Figur der Bóžałosć ist ein faszinierendes Element der sorbischen Mythologie und symbolisiert eine tief verwurzelte Verbindung zwischen Mensch und Schicksal. Sie wird oft als kleines Wesen mit langen, hellen Haaren dargestellt, das in einem ebenso schlichten wie einprägsamen Kleid erscheint. Ihre leuchtend roten Augen sind nicht nur ein markantes Merkmal, sondern dienen auch als Fenster zu den Qualen und dem Leid der Welt.
In dieser Rolle verkörpert Bóžałosć die ewige Klage über das menschliche Elend, was sich in ihrem unaufhörlichen Weinen widerspiegelt – einem Geräusch, das an einen Katzenjammer erinnert und die Herzen der Zuhörer berührt.
Der Kontext ihrer Klage ist besonders aufschlussreich: Oft sitzt sie an Orten, wo Unglücke vorherbestimmt erscheinen. Diese Vorstellung unterstreicht nicht nur ihre Funktion als Wächterin des Schicksals, sondern auch die kulturelle Prägung der Sorben, die in dieser Figur eine Art von Vorahnung erkennen. Die Gottesklage von Bóžałosć spiegelt somit nicht nur individuelle Trauer wider; sie fungiert als kollektives Gedächtnis der Lausitz und erinnert uns daran, dass Kummer und Hoffnung oft eng miteinander verknüpft sind.