Lausitzer Kriminalität – Funktionsweise einer Drogenroute: “Textilien und Süßigkeiten auf der Drogenroute”
“Textilien und Süßigkeiten auf der Drogenroute” – So hat einst die Schlagzeile der italienischen Tageszeitung “Avanti!” gelautet. Das spielte sich im Jahr 1954 ab. Obwohl die Drogenrouten für den illegalen Rauschgifthandel essentiell sind, werden sie kaum thematisiert. Denn an einer Drogenroute sind auch Personen beteiligt, welche in diesem Zusammenhang besser in Erscheinung treten sollten. Aber, wie läuft der illegale Drogentransport ab.
“Tageszeitung Avanti! ein Foto der Fabrik unter der Überschrift »Textilien und Süßigkeiten auf der Drogenroute« veröffentlichte”
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“Nachdem das Morphium den Libanon verlassen hatte, wurde es an die sizilianische Westküste gebracht. Dort trafen sich Fischkutter aus Palermo mit ozeangängigen Frachtern aus dem Nahen Osten in internationalen Gewässern, nahmen die Drogenfracht auf und schmuggelten sie in die Fischerdörfer entlang der zerklüfteten, buchtenreichen Küste. Sobald das Morphium sicher an Land war, wurde es in einem von Lucianos Geheimlabors in Heroin verwandelt. Typisch für diese Labors war die Bonbonfabrik, die 1949 in Palermo eröffnet wurde. Sie wurde an einen von Lucianos Cousins vermietet und von Don Calogero selbst geleitet. Das Labor operierte bis zum 11. April 1954 ohne Zwischenfall, als die römische Tageszeitung Avanti! ein Foto der Fabrik unter der Überschrift »Textilien und Süßigkeiten auf der Drogenroute« veröffentlichte. Noch am selben Abend wurde die Fabrik geschlossen, die Laborchemiker Berichten zufolge außer Landes gebracht.”
“Bonbonfabrik, die 1949 in Palermo eröffnet wurde” – “Das Labor operierte bis zum 11. April 1954 ohne Zwischenfall”
Diese historische Drogenroute dürfte vermutlich kaum noch aktiv sein. Doch dieses Beispiel spiegelt das grobe Prinzip wider. Auch heute findet der illegale Rauschgifttransport auf vergleichbare Weise statt: Statt zwischen Fischen sind manchmal die Substanzen in einer Bananenfracht versteckt.
“Bei der Anlieferung von Bananen entdeckte er eine weiße Substanz unter den Früchten”
“Bei der Anlieferung von Bananen entdeckte er eine weiße Substanz unter den Früchten. Ein Vortest reagierte positiv auf Kokain. Insgesamt wurden 660 Kilogramm des Betäubungsmittels sichergestellt, … Nach bisherigen Angaben kamen die Bananen auf einem Containerschiff aus Kolumbien nach Deutschland und wurden Irrtümlich an das Unternehmen in Groß Kreutz geliefert.”
“Kokain” – “Insgesamt wurden 660 Kilogramm des Betäubungsmittels sichergestellt”
Verhältnismäßig selten wird so eine große Ladung entdeckt. Und das hat durchaus Gründe: Manchmal werden diese unwissentlich sogar im Presseberichten – vermutlich ohne dass der Autor es selbst merkt – genannt.
“Rauschgift von Peru über die Bahamas, das belgische Antwerpen und das schwedische Göteborg nach Neuss gebracht”
“Nach den Ermittlungen sollte das Rauschgift von Peru über die Bahamas, das belgische Antwerpen und das schwedische Göteborg nach Neuss gebracht werden. Den schwedischen Behörden fiel nach Angaben der Staatsanwaltschaft jedoch auf, dass mit den drei Frachtcontainern irgendetwas nicht stimmte. Man habe festgestellt, dass die Zollplomben manipuliert worden seien, hieß es. Daraufhin habe man die Ladung genau untersucht. Zwischen 72 Tonnen Bariumsulfat seien 200 Kilogramm Kokain gefunden worden.”
“Zwischen 72 Tonnen Bariumsulfat seien 200 Kilogramm Kokain gefunden worden”
Im betreffenden Artikel selbst wird das Wort “Drogenroute” nicht mal erwähnt, obwohl das illegale Rauschgift eine erstaunliche Wegstrecke bereits hinter sich gebracht hatte. Doch es kommt noch besser.
“Zusammen mit mehreren Komplizen nahm der 71-jährige Rentner das vermeintliche Rauschgift in Empfang”
“Danach seien die Container an die Empfängeradresse nach Neuss verschickt und observiert worden. Zusammen mit mehreren Komplizen nahm der 71-jährige Rentner das vermeintliche Rauschgift in Empfang. Dabei wurde er festgenommen. Der Mann hat zu den Vorwürfen bislang keine Angaben gemacht, wird jedoch durch die Aussagen von mutmaßlichen Mittätern und durch E-Mails schwer belastet. … Wegen Drogenhandels in großem Stil drohen ihm nun bis zu 15 Jahre Gefängnis.”
“Wegen Drogenhandels in großem Stil drohen ihm nun bis zu 15 Jahre Gefängnis”
Ein 71-jährige Rentner soll der Kopf einer internationalen Drogenbande sein? – Wenig glaubhaft, aber das kann an dieser Stelle mal offen bleiben. Als noch viel Interessanter stellt sich vielmehr das Ungeschriebene im Artikel heraus. Der Container hatte schon lange vorher eine beachtliche Strecke zurückgelegt und keinen Zollbeamten soll irgendwas aufgefallen sein? Normalerweise sind bei solch großen – und teuren – Landungen auch einige Grenzbeamte in das System der Drogenroute involviert und bekommen ein Teil des Kuchens ab. Theoretisch wären diese Personen leicht zu ermitteln gewesen, aber dies würde nur unschöne Schatten auf den ehrwürdigen “Krieg gegen die Drogen” werfen.