Kenia: Christen verdrängen ohne physische Gewalt
Im Norden des Landes leben Christen täglich mit Schikanen und massivem Druck
Wie kann es sein, dass Christen in einem mehrheitlich christlichen Land Verfolgung erleiden? Zum Beispiel in Kenia mit seinen über 80 % Christen; mit großen, oft gut besuchten Kirchen und einer Verfassung, die seit vielen Jahren Glaubensfreiheit garantiert? Wir wollen in dieser Gebetsmail in einen kleinen, abgelegenen Ort im Norden des Landes blicken. Hier herrscht starker Druck auf die Christen, die dazu gebracht werden sollen, das Dorf zu verlassen. Sie erleben immer neue Herausforderungen und brauchen unser Gebet.
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Von Open Doors
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Das Eigentum „Ungläubiger“ zu stehlen, ist keine Sünde
Der Ort liegt unweit der Grenze zu Somalia. Hier gibt es drei Kirchen, doch immer weniger Christen bringen den Mut auf, sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen. Sie sind ein Beispiel für die dramatischen Auswirkungen von gezielten Drohungen, alltäglicher Diskriminierung und Schikanen – wirkungsvolle Verfolgung, auch ohne physische Gewalt.
Nach der Covid-19-Pandemie blieb die einzige christliche Schule des Ortes geschlossen, vorrangig aufgrund fehlender finanzieller Mittel. Ein Priester der katholischen Kirche aus einem Nachbardorf versuchte, die Schule neu zu eröffnen. Die Bewohner des Dorfes taten sich jedoch zusammen und forderten den Priester unmissverständlich dazu auf, das Gebiet sofort zu verlassen. Den bereits angestellten Sicherheitsleuten wurde gesagt, dass ihre Gehälter aus „Haram-Geldern“ stammten – also nach islamischem Verständnis unrein seien; daraufhin kündigten sie. Der Zaun, das Mobiliar und anderes Inventar der Schule wurden zerstört oder gestohlen, ohne dass jemand etwas dagegen unternahm. Unter den muslimischen Bewohnern herrscht Einigkeit darüber, dass es „keine Sünde ist, etwas zu stehlen, das einem Ungläubigen gehört“. Die Schule bleibt bis heute geschlossen.
Aufforderung an Schüler, die Lehrerin zu steinigen
Christen, die im Bildungs- oder Gesundheitswesen angestellt sind, werden besonders stark unter Druck gesetzt. Wenn sie sich als Christen allzu klar positionieren, werden sie an Stellen versetzt, die weiter von ihrem Wohnort entfernt liegen. Dadurch bestraft man sie und hindert sie daran, sich in ihrer christlichen Gemeinschaft vor Ort zu engagieren.
Wie so etwas aussehen kann, verdeutlicht das Beispiel einer christlichen Lehrerin aus dem Ort, die sich klar zu ihrem Glauben bekannte. Sie wurde für eine Beförderung an einer der Schulen des Ortes ausgewählt. Ein örtlicher Pastor berichtet, was geschah, nachdem ihre Beförderung bekannt geworden war: „Der Imam des Dorfes verkündete in der Moschee, dass die Jungen die Lehrerin zu Tode steinigen sollten, falls sie in der Schule auftauchen sollte. Da es sich um Kinder handele, würden sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden.“
Der Vorfall wurde dem Bildungsministerium zur Kenntnis gebracht. Die zuständigen Beamten sagten jedoch, dass sie sich nicht einmischen könnten. Stattdessen wurde die Christin als „Beförderung“ an eine andere Schule versetzt – eine Schule, die sich viele Kilometer von ihrem Heimatdorf entfernt befindet. Diese Schule existiert jedoch nur noch auf dem Papier, denn aufgrund der schwierigen Sicherheitslage wurde der Ort 2012 von seinen Bewohnern aufgegeben und es gibt keine Schüler in der Schule.
Auch private christliche Treffen werden ungern gesehen. Ein Imam erließ für diesen Fall eine Anordnung für Landbesitzer und Vermieter. Darin wird angedeutet, dass jeder, der „Ungläubigen“ erlaubt, sich auf seinem Grundstück zu versammeln, bestraft wird.
Dies sind nur einige der Herausforderungen, mit denen die Christen in dem Dorf konfrontiert sind. Sie werden langsam aus dem Ort und der Region verdrängt. Während unsere Partner vor Ort untersuchen, wie sie die Christen in dieser Situation unterstützen können, bitten wir Sie, ihnen im Gebet beizustehen.