Johann Wolfgang von Goethe zur Kleinstaaterei: „Gymnasien und Schulen für Technik und Industrie sind im Überfluss da“

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Die Europäische Union soll zu einem Staat ausgebaut werden? Teilweise werden Stimmen schon laut, die sogar einen „Weltstaatfordern? Auch im kleinen wird immer mehr die Selbstverwaltung der Bundesländer und Gemeinden ausgehöhlt. Mit dieser Praxis lassen sich angeblich viele Probleme lösen.

Was hat Johann Wolfgang von Goethe zu großen Nationalstaaten wirklich gesagt

Die Vereinheitlichung soll vermeintlich Frieden und Wohlstand fördern: Aber ist diese simple Gleichung überhaupt richtig? Schon Johann Wolfgang von Goethe hatte da seine Zweifel kundgetan. Jenen propagierten Weltstaat hätte er wohl abgelehnt und er hätte dazu auch gute Gründe angeführt.

„Der Weltstaat“ – „Ausweg aus dem Chaos der Zeit sehen“

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„Ernst Jünger: „Der Weltstaat“. – Dichter stellt sieh mit diesem Essay in die Reihe jener westlichen Publizisten, die in der Gründung einer globalen Republik den einzigen Ausweg aus dem Chaos der Zeit sehen. Jüngers Begründung ist nahezu simpel: Da Kriege die ganze Welt zerstören können und demnach sinnlos geworden sind, bleibt nur der Weg zur vereinigten Welt. Sie erscheint Jünger möglich und notwendig, weil die Ähnlichkeit der Riesenpartner Rußland und Amerika die Vermutung nahelege, „daß es sich hier um Modelle handelt: um die beiden Hälften der Gußform zur Bildung eines Weltstaates“.

„Gußform zur Bildung eines Weltstaates“

Die Forderungen nach „Weltstaat“ waren schon in dem 1960er Jahren präsent. Zwar mögen die Argumente auf den ersten Blick einleuchtend klingen: Aber bei genauer Betrachtung bleibt davon kaum etwas übrig. Schon lange werden Kriege nicht nur vom Staaten untereinander ausgetragen. Der „Krieg gegen den Terror“ wird praktisch seit dem Jahr 2001 ununterbrochen gegen einen unsichtbaren Feind geführt. Neben den allseits bekannten Terroristen gesellen sich Freiheitskämpfer, Drogenbarone, Kriegsfürsten, Glaubenskrieger und private Sicherheitsfirmen hinzu. Auch Geheimdienste führen auch schon mal Anschläge gegen die eigene Bevölkerung durch: Um eigene „Ziele“ zu verwirklichen.

Warum große Nationalstaaten keinen Frieden produzieren können

Mit dem Britischen Imperium im 19. Jahrhundert und später den Vereinigten Staaten von Amerika haben sich einzelne Staaten bereits angeschickt: Eine „Weltherrschaft“ anzustreben: Doch dabei ging es wenig Friedlich zu.

Wenn Wissenschaftler statt Forschen lieber eine Kreuzfahrt unternehmen

Die vermeintlichen Vorteile von großen staatlichen Gebilden lösen sich beim genauen Hinschauen eher im Luft auf. Je größer die staatlichen Gebilde ausfallen, desto mehr breiten sich Korruption und Bürokratie aus: Keiner hat mehr dem Durchblick und Niemand fühlt sich mehr für irgendwas verantwortlich. Die sogenannte „Wohlstandsverwahrlosung“ kennt hierbei keinerlei Grenzen mehr. Es ist für jeden leicht zu beobachten wie Kultur, Bildung, Technik und Wissenschaft immer mehr verwahrlosen: Ein milliardenschweres Schulsystem, das reihenweise funktionale Analphabeten produziert: Viele Wissenschaftler ziehen es lieber vor, in der Arktis eine Kreuzfahrt zu unternehmen. Die meisten Menschen könnten die Liste wohl bis ins Endlose fortführen.

Wenn ein milliardenschweres Schulsystem reihenweise funktionale Analphabeten produziert

Dabei war die Entwicklung durchaus vorhersehbar: Schon Johann Wolfgang von Goethe hat – im 18. Jahrhundert – bereits genau davor gewarnt.

Johann Wolfgang von Goethe: „Gymnasien und Schulen für Technik und Industrie sind im Überfluss da“

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„Deutschlands größter Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) zog ebenfalls eine Verbindung zwischen kultureller Blüte und politischem Wettbewerb:

Wodurch ist Deutschland groß, als durch eine bewundernswürdige Volkskultur, die alle Teile des Reichs gleichmäßig durchdrungen hat. Sind es aber nicht die einzelnen Fürstensitze, von denen sie ausgeht und welche ihre Träger und Pfleger sind? – Gesetzt, wir hätten in Deutschland seit Jahrhunderten nur die beiden Residenzstädte Wien und Berlin, oder gar nur eine, da möchte ich doch sehen, wie es um die deutsche Kultur stände? Ja, auch um einen überall verbreiteten Wohlstand, der mit der Kultur Hand in Hand geht! Deutschland hat über zwanzig im ganzen Reich verteilte Universitäten und über hundert ebenso verbreitete öffentliche Bibliotheken. An Kunstsammlungen und Sammlungen von Gegenständen aller Naturreiche gleichfalls eine große Zahl, denn jeder Fürst hat dafür gesorgt, dergleichen Schönes und Gutes in seine Nähe heranzuziehen. Gymnasien und Schulen für Technik und Industrie sind im Überfluss da. Ja, es ist kaum ein deutsches Dorf, das nicht seine Schule hätte. Wie steht es aber um diesen letzten Punkt in Frankreich?“

Johann Wolfgang von Goethe: „Ja, es ist kaum ein deutsches Dorf, das nicht seine Schule hätte“

Frankreich ist zu jener Zeit bereits ein Nationalstaat gewesen und hat so die gegenwärtigen Probleme bereits vorgezeichnet. Im Gegensatz zu Frankreich war Deutschland im 18. Jahrhundert in viele kleine Fürstensitze unterteilt und jeder versuchte seinen Nachbarn zu übertreffen. Mit einen einheitlichen Nationalstaat fällt logischerweise das „Konkurrenzdenken“ weg und die staatlichen Eliten beschäftigen sich eigentlich nur noch mit sich selbst.