Indonesien: Christliche Familie verliert Lebensgrundlage
Massive Anfeindungen, nachdem eine Schülerin kein Kopftuch tragen wollte
Was wie eine große Chance für die Christen in Indonesien ausgesehen hat, wurde ins Gegenteil verwandelt: Der christliche Geschäftsmann Elianu Hia hatte sich 2021 dafür starkgemacht, dass seine Tochter Jeni auf das Kopftuch als Teil der Schuluniform verzichten kann.
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Von Open Doors
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Die Regierung war zunächst auf seiner Seite und wertete das Vorgehen der Schule als Verstoß gegen die Religionsfreiheit. Nach massiven Anfeindungen musste die Familie ihre Heimat inzwischen allerdings verlassen.
Hidschab als Teil der Schuluniform für Mädchen?
„Wenn ich meine Tochter dazu zwinge, das Kopftuch zu tragen, verleugne ich ihre Identität“, sagte Elianu Hia, ein christlicher Geschäftsmann aus Padang in West-Sumatra im Frühjahr 2021 gegenüber der BBC. „Wo bleiben da unsere religiösen Rechte? Das ist immerhin eine öffentliche Schule.“ In einem Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter stellte Elianu die Handhabung der Schule infrage, dass zur Schuluniform aller Mädchen die muslimische Kopfbedeckung „Hidschab“ gehöre. Elianus 16-jährige Tochter Jeni hatte sich geweigert, den Hidschab zu tragen. Ihr war daraufhin vorgeworfen worden, gegen die Schulregeln zu verstoßen, und sie war mehrfach zum Direktor gerufen worden.
Geteiltes Echo in der Öffentlichkeit
Da das Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter keine Lösung brachte, ging Elianu damit an die Öffentlichkeit. Dies zog viele Reaktionen nach sich: Zunächst ergriff die Regierung Partei für Elianu und seine Familie. Es wurde eine Verordnung erlassen, nach der es staatlichen Schulen verboten ist, eine religiöse Kleiderordnung durchzusetzen. Oki*, ein lokaler Partner von Open Doors, sah dies als gutes Zeichen: „Das ist unser Moment, etwas zu verändern“, kommentierte er die Situation damals und ergänzte: „Wir wollen uns auch dafür einsetzen, dass an öffentlichen Schulen christlicher Religionsunterricht und christliche Lehrer zur Verfügung stehen.“
Doch die Freude über die Entwicklung war nur von kurzer Dauer: Fünf Monate später wurde die Verordnung der Regierung wieder zurückgenommen. Außerdem erhielten Elianu Hia und seine Familie jede Menge Drohnachrichten auf Facebook und WhatsApp. Ihnen wurde vorgeworfen, die islamische Kultur zu missachten, und sie wurden aufgefordert, West-Sumatra zu verlassen.
Wegzug unumgänglich
Und damit nicht genug: Nach und nach blieben auch die Kunden weg, Elianu Hia musste sein Geschäft aufgeben. Schließlich sahen sich Elianu und seine Frau gezwungen, ihr Haus zu verkaufen. „Ich kann jetzt nicht mehr genug Geld verdienen. Wir müssen aus West-Sumatra wegziehen“, erklärte Elianu inzwischen.
Thomas Müller, Analyst der Forschungsgruppe „World Watch Research“ von Open Doors, sieht in dieser Entwicklung „eine drastische Erinnerung daran, welche Langzeitfolgen anti-christlicher Druck haben kann. […] Wo die indonesische Gesellschaft faire Rechtsprechung ablehnt, können Christen gezwungen sein, einen hohen Preis zu zahlen.“ In den letzten Jahren ist der Druck auf Christen in Indonesien gestiegen, da sich Behörden und Gesellschaft mehr und mehr einer strengeren Form des Islam zuwenden.