“In Zeiten der Inflation und Kaufzurückhaltung” – “Weniger Vielfalt im Supermarkt”
Vom moderner Ernährungsgewohnheit zur staatlich Mangelwirtschaft? Vielen Menschen bringen die Mangelwirtschaft überwiegend mit der ehemaligen DDR in Verbindung. Wenngleich die Zuteilung und Rationierung von Lebensmitteln schon im Zuge des Ersten Weltkrieges einsetzten.
Erster Weltkrieg: “Die wichtigsten Lebensmittel waren nur noch gegen Bezugsscheine oder in öffentlichen Volksküchen zu erhalten”
>>Schampus für alle von Guido Knopp (Buch) <<
“Auch Karl Albrecht wurde als Soldat eingezogen. Seine Ehefrau musste den Laden jetzt allein schmeißen. An der sogenannten »Heimatfront« folgte auf die Kriegsbegeisterung tiefe Ernüchterung. Mangelwirtschaft und Hunger bestimmten den Alltag. Seit August 1914 hielt die britische Flotte die deutschen Häfen blockiert – auch, um die Bevölkerung auszuhungern und damit ihren Widerstandswillen zu brechen. In der Folge schossen die Nahrungsmittelpreise in die Höhe. Die wichtigsten Lebensmittel waren nur noch gegen Bezugsscheine oder in öffentlichen Volksküchen zu erhalten. »Wer hamstert, gehört ins Zuchthaus«, spottete der Volksmund, »wer aber nicht hamstert, ins Irrenhaus.« Die Steckrübe, eigentlich als Viehfutter angebaut, musste fehlende Naturalien ersetzen.”
“Die Steckrübe, eigentlich als Viehfutter angebaut, musste fehlende Naturalien ersetzen”
Eigentlich konnten die Ernährungsgewohnheiten vor der Zeit des Ersten Weltkriegs als recht modern eingestuft werden. Auch wenn manche Publikation ein leicht differenziertes Bild vermittelt.
“Nicht immer haben Menschen sich rund ums Jahr mit Obst und großen Mengen an Zucker und Süßigkeiten ernährt”
>>Gut essen bei Fruktoseunverträglichkeit von Astrid Büscher & Kirsten Khaschei (Buch) <<
“Moderne Ernährungsgewohnheiten – Nicht immer haben Menschen sich rund ums Jahr mit Obst und großen Mengen an Zucker und Süßigkeiten ernährt. Lange vor der Erfindung von Kühlschrank, Gewächshäusern und ohne das überwältigende Warenangebot von global agierenden Handelsketten, da gab es nicht das ganze Jahr über Obst in Hülle und Fülle. So hat sich das menschliche Verdauungssystem über Jahrhunderte hinweg auf eine gewisse Menge an Äpfeln und Birnen, Beeren, Gemüse, Honig und Getreide eingestellt. Und die liegt deutlich unter der Menge an Fruchtbergen, die ein moderner Mensch heutzutage konsumiert.”
“Lange vor der Erfindung von Kühlschrank, Gewächshäusern und ohne das überwältigende Warenangebot von global agierenden Handelsketten”
Sicherlich wurde der Kühlschrank erst später erfunden, dennoch waren die Methoden des Haltbarmachens – mittels Einkochen – bekannt. Auch Fallobst ist – bei richtiger Lagerung – verhältnismäßig lange haltbar. Im Zuge des technischen Fortschritts ist dieses Wissen nicht mehr so präsent. Gleichzeitig wurde der Fokus in der DDR-Zeit stärker auf das verfügbare Warenangebot gelegt, was sich zum regelrechten Politikum ausweitete.
DDR-Zeit: “In einem besseren Warenangebot, also insgesamt in besseren Lebensverhältnissen, materieller wie kultureller Art, seinen Ausdruck findet”
>>Um jeden Preis: Im Spannungsfeld zweier Systeme von Günter Mittag (Buch) <<
“1971, auf dem VIII. Parteitag, wurde als neue Linie die »Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik« im Sinne einer grundlegenden gesellschaftspolitischen Orientierung beschlossen. Das hörte sich zunächst nicht schlecht an, konnte doch darunter verstanden werden, dass wirtschaftlicher Fortschritt in soziales Ergebnis für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen umgewandelt werden sollte. Daraus sollte rückwirkend der Quell für neue Initiativen der Leistungssteigerung entspringen. Diese Grundidee fand meine Unterstützung. Sie entsprach meiner Intention, dass der gesellschaftliche Fortschritt des Sozialismus von den Menschen nur dann als solcher anerkannt und honoriert wird, wenn dies auch in höherem Einkommen, in einem besseren Warenangebot, also insgesamt in besseren Lebensverhältnissen, materieller wie kultureller Art, seinen Ausdruck findet.”
DDR-Zeit: “Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen umgewandelt werden sollte”
Diese Debatten blieben während der gesamten Existenz der DDR erhalten. Fragen rund um verfügbares Einkommen und auf der anderen Seite das Warenangebot wurden ständig diskutiert.
DDR-Zeit: “Wird das Warenangebot groß genug sein, um Geld auch ausgeben zu können”
“Grundlegend etwas zu verändern begann für uns zunächst mit der Diskussion im kleinen Kreis, was zum Grundbedarf als einem Bereich der Daseinsfürsorge unter Abwägung gewachsener Bedürfnisse eigentlich gehört. Allein dabei gab es in vertraulichen Gesprächen mit Vertretern des Handels unterschiedliche Meinungen. Ausgehend davon konzentrierten wir uns auf die Beseitigung der Subventionen bei Grundnahrungsmitteln, gekoppelt mit finanziellen Ausgleichmaßnahmen, wie ich sie bereits erwähnte. Dabei standen auch solche Fragen im Raum, was kann der Bürger für sein höheres Einkommen kaufen und wird das Warenangebot groß genug sein, um Geld auch ausgeben zu können oder erhöht es die ohnehin immensen Spareinlagen? In diesem Zusammenhang gab es unter den Experten prinzipielle Diskussionen über die Mangelwirtschaft. Harry Nick, ein aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen geschätzter Ökonom, vertrat die These, dass Mangel dem Sozialismus immanent ist.”
DDR-Zeit – “Mangel dem Sozialismus immanent ist”
Fragen nach der Größe des Warenangebotes scheinen in der heutigen Zeit überflüssig zu sein. Doch diese Schlussfolgerung ist weit gefehlt. Schon seit längerer Zeit ist ein Rückgang der Produktpalette zu beobachten.
“Weniger Vielfalt im Supermarkt – Hersteller streichen Sortiment zusammen”
“Weniger Vielfalt im Supermarkt – Hersteller streichen Sortiment zusammen – Hersteller wollen Kosten senken. Produktvarianten fliegen deshalb aus dem Programm. … Denn in Zeiten der Inflation und Kaufzurückhaltung will sich Nestlé eine solch breit gefächerte Produktpalette nicht mehr leisten. … „Das ist ein gewaltiger Einschnitt und ungewöhnlich, aber vernünftig“, urteilt … Experte für Konsumgüter und Handel. Allein zur Finanzkrise 2008 habe es Sortimentsbereinigungen in ähnlichem Umfang gegeben.”
“In Zeiten der Inflation und Kaufzurückhaltung” – “Solch breit gefächerte Produktpalette nicht mehr leisten”
Auf der anderen Seite sind augenscheinlich schon “Essens-Empfehlungen” vorgsehen. Demzufolge soll vorwiegend der Fleischkonsum rapide sinken.
“Höchstgrenze von gerade einmal zehn Gramm Fleisch pro Tag!”
“Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) plant neue Richtlinien für ihre Essens-Empfehlungen. Und will den Bundesbürgern einen radikalen Fleischverzicht nahelegen.
Aus einem brisanten internen Dokument zur neuen „Lebensmittel-Strategie“ (liegt BILD in Auszügen vor) geht hervor: Sie will eine neue Höchstgrenze von gerade einmal zehn Gramm Fleisch pro Tag!
Das entspricht nicht einmal einer ganzen Scheibe Mortadella (15 Gramm)! Oder anders gesagt: Pro Bürger wäre nur noch eine Currywurst pro Monat drin!”
“Zehn Gramm Fleisch pro Tag” – “Das entspricht nicht einmal einer ganzen Scheibe Mortadella (15 Gramm)!”
Selbstverständlich kommt hierbei die Frage auf: Wie lange diese “Essens-Empfehlungen” auf freiwilliger Basis noch freiwillig bleiben? Immerhin war dieses Dokument nicht wirklich für die Öffentlichkeit vorgesehen.