“Grundsätzlich könnte eCall genauso als Überwachungsmodul genutzt werden”

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Wenn nachher millionenhaft Autos auf der Straße sind, die Augen und Ohren haben, die Stadtbilder sehen, die die Menschen scannen und die per Remote Control kontrolliert werden können, dann würde ich gerne wissen, wer den Remote-Knopf in der Hand hat.” Aus „wohlverstandenem Eigeninteresse“ sollte die Regierung „Zugriff auf die Steuerungsmechanismen haben.“ Dies bedeutet konkret: Der Minister gibt nicht nur deutlich zu erkennen, dass selbstfahrende Autos die Menschen im urbanen Raum überwachen werden. Er fordert zudem für die Regierung ausdrücklich Zugang zum „Steuergerät“, also zu einer Technologie, mit der autonome Fahrzeuge kontrolliert und gegebenenfalls deaktiviert werden könnten. Der Minister verlangt klar den Zugriff der Regierung auf die „Steuerungskapazitäten“. – Ist das zu weit hergeholt? Tatsächlich wurden bereits Schritte in diese Richtung unternommen.

„Nicht möglich – Das bordeigene eCall -System zu deaktivieren“ 

>>ADAC<<

„eCall benötigt Empfänger für GPS- und Galileo-Ortungsdaten, eine Mobilfunkantenne, ein Steuergerät mit fest verbauter SIM-Karte, eine Verbindung zum Airbag-Steuergerät und eine Freisprechanlage. … Es ist nicht vorgesehen und für einen Laien voraussichtlich auch nicht möglich, das bordeigene eCall -System zu deaktivieren. Denn der eCall ist technisch oft tief im Infotainment-System verankert und verfügt nicht unbedingt über ein separates Steuergerät.“

„Der eCall ist technisch oft tief im Infotainment-System verankert“

Die sogenannten „eCall-Systeme“ sind nahezu vollständig mit der Elektronik des Fahrzeugs verknüpft. Ein technischer Ausbau könnte sich als sehr anspruchsvoll erweisen, falls er überhaupt durchführbar ist. Dabei könnte sogar die Zulassung des Fahrzeugs gefährdet werden. Da das „eCall-System“ jedoch mit sämtlichen relevanten Informationen des Autos verbunden ist und zudem eine Internetverbindung besteht, ergeben sich möglicherweise bisher wenig beachtete Fragen zur IT-Sicherheit von Fahrzeugen.

“Grundsätzlich könnte eCall genauso als Überwachungsmodul genutzt werden”

>>Das Auto. Die Lüge. von Heiko Haupt (Buch) <<

“Denn die Autohersteller wurden zwar nicht müde, die Vorteile der Systeme zu preisen, sie wurden aber auch nicht müde, sich darüber in Schweigen zu hüllen, dass ihnen eCall ein gewaltiges Tor in die Datenwelt der Kunden öffnen würde. Grundsätzlich könnte eCall genauso als Überwachungsmodul genutzt werden, das zwar bei einem Unfall 112 anruft, in der Zwischenzeit aber unermüdlich Daten an den Hersteller übermittelt. Der würde dann immer wissen, wie sehr der Fahrer den Wagen beansprucht, wie schnell er tatsächlich fährt und auf welchen Strecken er unterwegs ist.”

“Würde dann immer wissen, wie sehr der Fahrer den Wagen beansprucht, wie schnell er tatsächlich fährt und auf welchen Strecken er unterwegs ist”

Diese Datenbestände wecken selbstverständlich das Interesse des Staates. Tatsächlich wurde der potenzielle Zugriff auf diese Daten bereits erörtert, und angebliche “Eigeninteressen” wurden in diesem Zusammenhang geäußert.

“Datenverarbeitungssysteme schlicht vom Gesetzgeber zweckentfremdet, um für die Sicherheitsinteressen des Staates verfügbar zu sein”

>>Finger weg von unseren Daten!: Wie wir entmündigt und ausgenommen werden von Jan Philipp Albrecht (Buch) <<

“Doch die Folgen einer möglichen Ortung aller Fahrzeuge werden dabei völlig unter den Tisch gekehrt. Zumal schon im Laufe der ersten Debatten deutlich wurde, dass Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden auf diese Daten auch zugreifen dürfen sollen. Eine Tatsache, die heute allgegenwärtig ist. Keine Datenbank und kein System, das sicher vor einem Zugriff durch staatliche Ermittlungsbehörden ist: Über die vergangenen Jahre wurden zahlreiche privatwirtschaftliche und staatliche Datenverarbeitungssysteme schlicht vom Gesetzgeber zweckentfremdet, um für die Sicherheitsinteressen des Staates verfügbar zu sein. Im Falle der Vorratsdatenspeicherung und der Fluggastdaten werden sogar Gesetze diskutiert und verabschiedet, die die Speicherung solcher Daten überhaupt erst vorschreiben.”

“Keine Datenbank und kein System, das sicher vor einem Zugriff durch staatliche Ermittlungsbehörden ist”

Solange Autos nicht mit dem Internet verbunden sind: Haben Aspekte der IT-Sicherheit eine eher geringere Bedeutung. Ein Hacker müsste – in einem theoretischen Szenario – tatsächlich physisch Zugang zum Fahrzeug erhalten und eine Datenverbindung aufbauen. Allerdings sind kriminelle Hacker nicht unbedingt die besten Autodiebe, doch das könnte bald der Vergangenheit angehören.

„Gehacktes Auto wird in Straßengraben gefahren“

>>Avira<<

„Gehacktes Auto wird in Straßengraben gefahren … Warum? Weil Autos jetzt definitiv gehackt werden können. Es wurde mehr als nur bewiesen.“

Wenn IT-Sicherheitslücken dem Straßenverkehr gefährden

Allerdings gestaltet sich die Situation bei „eCall-Systemen“ ganz anders: Da die Autos permanent mit dem Internet verknüpft sind, müssen auch die Software und Betriebssysteme im Fahrzeug regelmäßig aktualisiert werden. Eine Firewall sowie Antiviren-Software für Fahrzeuge sollten ebenfalls Teil dieses Systems sein. Doch wer ist eigentlich dafür verantwortlich? Ein Autofahrer ist nicht unbedingt ein Fachmann in der Informationstechnologie.

„Bordcomputer können eine Gefahr sein – Wenn Hacker sie missbrauchen“

>>Berliner Morgenpost<<

„Bordcomputer können eine Gefahr sein – wenn Hacker sie missbrauchen. Möglich wären Terroranschläge. Aber auch die Polizei will Zugriff.“

„Möglich wären Terroranschläge“

Es wird zwar intensiv über die realen oder vermeintlichen Vorzüge des eCall-Systems debattiert, doch für die damit verbundenen Risiken möchte niemand die Verantwortung übernehmen. Jede IT-Verbindung nach außen könnte ein Fahrzeug für Kriminelle und Hacker potenziell verwundbar machen.