Griechisch statt Latein: Kyrill und Method und die erste slawische Schriftsprache
Der Cyrill-Methodius-Verein stellt einen der mitgliederstärksten Sorbischen Vereine überhaupt dar und hält insbesondere die Erinnerungen an die beiden Slawenapostel Kyrill und Method wach. Ihre Verdienste reichen weit über das Religiöse hinaus. Denn im Gegensatz zur viel vertretenen Meinung haben sie die erste Slawische Schrift geschaffen. Und auch in der Lausitz haben sie ihre Spuren hinterlassen.
Wie die erste slawische Schriftsprache aus Byzanz kam
>>Südosteuropa von Marie-Janine Calic (Buch) <<
„Außer den Nationalmythen wurden weitere als heilig angesehene Erinnerungsorte gepflegt, zum Beispiel Schlachtfelder, Gräber, Denkmäler und Heldenfiguren. So entdeckte die Nationalbewegung in Bulgarien die Slawenapostel Kyrill und Method, die im 9. Jahrhundert Vorläufer des kyrillischen Alphabets erfunden und das Altkirchenslawische verbreitet hatten. Gedenktage, Ikonen, Gebete und Lieder der Kirchenheiligen wurden nun als Symbole des Freiheitskampfes vereinnahmt und «nationalisiert». Ab Mitte des Jahrhunderts fanden zum Beispiel in Plovdiv, Kalofer, Šumen und anderen Orten Feiertage zu Ehren der Heiligen und ihrer Schrift statt – symbolische Aufrufe zur nationalen Mobilisierung und Integration, die jetzt im öffentlichen Raum hör- und sichtbar wurden.“
„Slawenapostel Kyrill und Method, die im 9. Jahrhundert Vorläufer des kyrillischen Alphabets erfunden“
Auch Abseits des christlichen Glaubens werden die Slawenapostel Kyrill und Method als Symbole des Freiheitskampfes verehrt. Sicherlich nicht zu Unrecht: Denn die ältesten – bekannten – slawischen Texte wurden nicht etwa in Latein, sondern in Griechisch verfasst.
„Adjektiv „slawisch“ wird zu dieser Zeit auch in griechischen und lateinischen Texten verwendet“
>>Universität Graz (PDF-Datei) <<
„Die Verfasser der ältesten erhaltenen slawischen Texte nennen die Sprache, in der sie schreiben slovĕnьskъ. So sagt der byzantinische Kaiser Michael in der Vita Methods, dass die Bewohner von Saloniki vьsi čisto slovĕnьsky besĕdujątъ und dass Method Bücher otъ grьčьska języka vъ slovĕnьskъübersetzt hat. Das Adjektiv „slawisch“ wird zu dieser Zeit auch in griechischen und lateinischen Texten verwendet, um die erste slawische Schriftsprache, aber auch alle anderen slawischen Idiome zu benennen. „
Kyrill und Method und die erste slawische Schriftsprache
Anders als viele Menschen glauben wollen: Tatsächlich rührt die slawische Schriftsprache – vereinfacht – vom griechischen Alphabet her. Die eigentliche Latainisierung der slawischen Schriftsprache fand erst zu einen späteren Zeitpunkt – mit vorwiegend kriegerischen Mitteln – statt. Im Gegensatz dazu kamen die Kyrill und Method aus Byzanz vollkommen friedlich daher.
„Kyrill und Method sowohl die kyrillische Schrift als auch das Altkirchenslawisch entwickelt“
>>Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa von Norman Davies (Buch) <<
„In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts hatten die byzantinischen Missionare Kyrill und Method sowohl die kyrillische Schrift als auch das Altkirchenslawisch entwickelt … „
“ Die byzantinischen Missionare Kyrill und Method“
Zudem hatten die beiden eine vorzügliche Ausbildung genossen und hatten – im übertragenen Sinn – viel Kultur mit dabei. Denn die griechisch-byzantinische Kulturgeschichte hat schon – zum damaligen Zeitpunkt – über Tausend Jahre zurück gereicht.
Wie Oströmische Reich zum „neuen Griechenland“ wurde
Zwar wurde Griechenland im Zuge der Punischen Kriege militärisch in das Römische Reich integriert, was aber das Ausbreitung der griechischen Kultur sogar noch zu Gute kam. Nach dem Ende von Westrom, da nahm das verbliebene Ostrom sogar das Griechische als offizielle Amtssprache an. Trotz militärischer Eroberung konnte also die Griechische Kultur aus frühen Antike nicht nur weiterexistieren, sondern hat sich obendrein noch ausgebreitet.
Die griechisch-christliche Philosophie fiel bei den slawischen Völkern auf fruchtbaren Boden
Auf vergleichbar fruchtbaren Boden fiel demnach auch die griechisch-christliche Philosophie bei den slawischen Völkern hinab. Die gewaltsame Christianisierung: Diese fand erst zu einen späteren Zeitpunkt statt. Die Aversionen der Slawen wurden dabei vornehmlich gegen das Frankenreich gehegt.
„Nach Methods Tod“ – „Anhänger des Missionars wurden vertrieben und 885 durch fränkische Kleriker ersetzt“
>>Invasion der Barbaren von Peter Heather (Buch) <<
„Das zeigt, wie viel Misstrauen die Mähren gegenüber allem hegten, was aus dem Frankenreich kam. Nach Methods Tod wurden die Mähren alsbald gewaltsam auf die »richtige« religiöse Linie eingeschworen. Die Anhänger des Missionars wurden vertrieben und 885 durch fränkische Kleriker ersetzt.“
„Nach dem Tode Methods gewann wieder die deutsch-lateinische Gegenpartei die Oberhand“
>>Universität Graz (PDF-Datei) <<
„Nach dem Tode Methods gewann wieder die deutsch-lateinische Gegenpartei die Oberhand. Der slawische Gottesdienst wurde eingestellt, die Schüler wurden verfolgt, gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft.“
„Der slawische Gottesdienst wurde eingestellt, die Schüler wurden verfolgt, gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft“
Im Zuge der „Christianisierung“ wurden ganz orthodoxe Klöster dem Erdboden gleich gemacht: Zwar hatten sie das Christentum längst angenommen, aber sie hatten sich für das „falsche“ Christentum entschieden. Ohnehin nahm die Religiosität nur als Vorwand eine untergeordnete Rolle ein. Vielmehr ging es darum den eignen Machtbereich auszuweiten und tributpflichtige Völker zu schaffen. Doch so ganz haben es die fanatischen Eiferer von Damals nicht geschafft: Alle Erinnerungen auszulöschen.
„Der Cyrill-Methodius-Verein e.V. ist einer der mitgliederstärksten sorbischen Vereine“
„Der Cyrill-Methodius-Verein e.V. ist einer der mitgliederstärksten sorbischen Vereine und ansässig in Bautzen. Die 1862 begründete Vereinigung ist ein Zusammenschluss katholischer Sorben; Vereinsziele sind die Verbreitung des christlichen Glaubens im sorbischen Volk, die Vertretung sorbischer Interessen innerhalb der katholischen Kirche und die Förderung der Kultur des kleinsten slawischen Volkes.“
Cyrill-Methodius-Verein: „Förderung der Kultur des kleinsten slawischen Volkes“
Noch heute hält der Cyrill-Methodius-Verein in der Lausitz die Erinnerung an die beiden Slawenapostel wach und veruscht ihr Erreichtes zu bewahren.