Geschichte – Falsch oder Richtig: Als noch Frauen ohne Oberbekleidung kämpften
„Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ – Es soll wohl der berühmteste Ausspruch im Leben der französischen Königin sein. Moderne Historiker zweifeln allerdings an deren Echtheit: Vielfach dient dieser Ausspruch als Paradebeispiel: Um sogenannte „Falschnachrichten“ zu belegen. Doch gerade diese moderne Form der Geschichtsrevision geht in eine ganz gefährliche Richtung.
Marie Antoinette: „Dann sollen sie Kuchen essen“
„Marie Antoinette, die sich erstaunt erkundigte, was die Leute wollten, hörte, es gebe kein Brot. „Qu’ils mangent de la brioche“ sei die Antwort gewesen. Zu Deutsch: „Dann sollen sie Kuchen essen.“ Schon die Übersetzung ist nicht ganz korrekt. Ein Brioche ist eine Art Kuchenbrot aus Hefeteig, keine üppige Torte. Das Zitat blieb an Marie Antoinette hängen. Es kennzeichnet zu schön die Melange aus Unbedarftheit und Dekadenz, aus Korruption und adligem Hochmut.“
„Melange aus Unbedarftheit und Dekadenz aus Korruption und adligem Hochmut“
Vielfach wird von modernen Historikern bemängelt: Das es keine – oder wahlweise – nur unzureichende Belege für diesem Ausspruch geben soll. Allerdings tun sich bei so einer Schlussfolgerung zahlreiche Probleme auf. Königin Marie Antoinette sollte nach ihrem umstrittenen Zitat nicht mehr lange am Leben sein: Die Französische Revolution schickte die meisten Adeligen – einschließlich Marie Antoinette – auf die Guillotine. Bedeutet: Die Königin selbst lässt sich dazu nicht befragen. Auch deren Dienerschaft ist nach über 200 Jahren längst Verstorben. Moderne Aufzeichnungsgeräte für Bild- und Tonmitschnitte sollten erst viel später erfunden werden. Am Ende bleiben nur einige mündliche Zeugenaussagen übrig: Noch dazu von einer – niederen – Dienerschaft. Für moderne – staatlich bezahlte – Historiker stellt es also ein leichte Fingerübung da: Solche Zitate zu zerpflücken.
Warum staatlich bezahlte Geschichtswissenschaftlern einem Interessenkonflikt haben
Zudem liegt bei staatlich bezahlten Geschichtswissenschaftlern auch ein Interessenkonflikt vor. Der Ausspruch: „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ – Birgt noch heute im Zeiten sozialer Schieflagen enorme politische Sprengkraft. Regelmäßige Gehaltserhöhungen für Abgeordnete und Staatsdienern, bei gleichzeitig steigender Steuer- und Abgabenlast für die gewöhnliche Bevölkerung. Nicht zuletzt werden Sozialleistungen und Renten faktisch immer weiter zusammengestrichen. Kurzum: Rentner müssen im Abfall nach Pfandflaschen wühlen, während die moderne Elite sich einen dekadenten Lebensstil leisten kann. Wahr oder Falsch, der Ausspruch: „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ beinhaltet eben doch viel Wahrheit. Hinzu kommt: In der Vergangenheit gab es wenige Zweifel: Über die Echtheit des Zitates. Das es sich hierbei um ein vermeintlich falsches Zitat handeln soll: Das ist eher eine moderne Erscheinungsform.
Verfehlte Politik: Armut und Steuererhöhungen stürzten die Französische Monarchie
Auch dass die Bevölkerung wegen eines „falschen Ausspruches“ eines Staatsoberhauptes so in Rage geraten sein soll, dass sie daraufhin einen ganzen Staat stürzte: Das dürfte ganz sicher ins Reich der modernen Legenden gehören. Die Französische Monarchie war zu jenen Zeitpunkt faktisch am Ende gewesen. Der Adel war untereinander in Intrigen verstrickt. Der Hofstaat in Versailles war Unreformierbar geworden. Alleine der Ankleidungsprozess des Königs war ein riesiges – aus heutiger Sicht – kaum vorstellbares Ritual. Noch dazu zeugt das Handeln der vermeintlich „geistigen Eliten“ nicht unbedingt durch Brillanz. Die Niederlage im Siebenjährigen Krieg war ein finanzielles Desaster. Dazu kamen Missernten und regelrechte Hungersnöte. Da dem Adel langsam Geld ausging, wurden zu allen Überfluss noch die Steuern erhöht. Aus dieser Gemengelage entwickelte sich die Französische Revolution und nicht wegen der Äußerung – oder Nicht-Äußerung – einer Königin.
Vermeintliche Falschnachrichten: Das entscheidende Problem von staatlichen Historikern
Die Umdeutung oder Uminterpretation der Geschichte haben sicherlich auch viel den aktuellen Umständen zu tun: Heutige Historiker haben arge Probleme damit, die Vergangenheit zu verstehen. Die allermeisten etablierten Historiker sind an einer staatlichen Universität beschäftigt und beziehen ein opulentes Gehalt. Jede Art von Risikobereitschaft ist ihnen genauso fremd, wie das gewöhnliche Leben der Bevölkerung. Das zeigt sich bereits an ganz einfachen Beispielen.
Heutzutage kaum Vorstellbar: Als Otto von Bismarck zum Duell antrat
Noch im 20. Jahrhundert gehörte es gewissermaßen „zur guten Sitte“ diverse Streitigkeiten mit Degen oder wahlweise mit Feuerwaffen auszutragen. Sogar der berühmte Kanzler Bismarck trat noch 1852 zum Duell an. Da war er längst kein jugendliche Heißsporn mehr, sondern schon 36 Jahre alt. Beide Waffen hatten allerdings Ladehemmungen, weswegen das Duell unblutig zu Ende ging. Das Beispiel von Ferdinand Lassalle zeigt jedoch überdeutlich, dass ein Duell durchaus blutiger Ernst war: Er starb an einer tödlichen Schussverletzung bei einem Pistolenduell. Der berühmte Sozialdemokrat wurde nur 39 Jahre alt.
Einfache Duellregeln: Wer zuerst Blutet hat verloren
Aber nicht nur Männer duellierten sich mit Pistolen oder Degen, sondern teilweise auch Frauen. Der Regeln waren einfach: Wer zuerst Blutet hat verloren. Doch ohne Antibiotika oder moderne Phagentherapie konnte jede kleine Verletzung schnell mit dem Tode enden. Über das Risiko waren sich schon damalige Zeitgenossen im Klaren. Trotzdem sollen Fürstin Pauline von Metternich und Gräfin Anastasia von Kielmansegg – zwei ehrgeizige Damen – zu einem Duell angetreten sein.
Sogar Frauen traten zum blutigen Duell an
„Die polnische Baronin Lubinska hatte bereits eine Ausbildung in Medizin und wies vor dem Duell darauf hin, dass die gefährlichen Verwundungen bei einem Duell von den Kleidungsstücken stammen, die in die Wunden dringen und sie dann infizieren – meist mit tödlichem Ausgang. Ganz pragmatisch schlug sie daher den Kombattantinnen vor, ihre Oberbekleidung abzulegen und befahl den männlichen Dienern in der Ferne, wegzusehen. Nachdem Fürstin Metternich an der Nase eine leichte Verletzung erfuhr holte sie zum finalen Schlag aus und traf Gräfin Kielmannsegg am Arm, sodass diese mit einem Aufschrei die Waffe fallen ließ.“
Oben Ohne: Warum Frauen im Jahr 1892 sich duellierten
Das Rapierduell ging im Jahr 1892 kurz nach Veröffentlichung viral und regte auch die Kunstszene an. Zahlreiche Künstler nahmen dem Vorfall zum Anlass und zeichneten das Frauenduell nach. Zwei kämpfende Frauen ohne Oberbekleidung waren zur damaligen Zeit der Renner. Erst in dem 2010er Jahren sollen – überraschender Weise – Historiker herausgefunden haben: Das es sich hierbei angeblich um eine Falschmeldung handeln soll. Die hierzu vorgebrachten Beweise sind aber eher dürftig. Man hängt sich – wie üblich – am trivialen Details auf und versucht damit zu beweisen, dass der Vorfall angeblich nie stattgefunden haben soll – oder wahlweise: Ganz anders verlaufen sein soll. Anderseits – Es gibt auch eine ganz einfache Erklärung: In der heutigen ängstlichen-prüden Zeitalter können sich moderne Historiker schlicht nicht vorstellen, dass es mal eine Zeit gegeben haben soll: Wo die Gesellschaft viel Mutiger und weniger Prüde war. Also auf gesellschaftlichen Ebene vielfach Moderner als heute.